Geschichte

Hüpfen und singen

Seit 40 Jahren arbeitet Messtechniker Friedhelm Goertner im Werk. Aus seiner Zeit als VfL-Spieler berichtet er von ungewöhnlichen Trainingsmethoden.

Ehemaliger VfL-Wolfsburg-Spieler Görtner im Spiel.Luftduell beim Nachbarn: Friedhelm Goertner (Mitte) verliert mit dem VfL das Auswärtsspiel der Oberliga Nord beim MTV Gifhorn am 1. März 1984 mit 2:3. Hinten zu sehen ist noch Matthias Fiebich, links am Rand Richard Perzak.

Von einem Einstand nach Maß würde man nicht gerade sprechen. „Der FC St. Pauli kam und kam nicht, weil er im Stau stand. Als es mit einer Dreiviertelstunde Verspätung dann losging“, erzählt Friedhelm Goertner, „sind die Spieler kurz aus dem Bus gesprungen und haben uns locker mit 5:2 plattgemacht.“ Auf diese Abreibung im ersten Heimspiel der Saison 1983/1984 hätte der Heiligendorfer, obwohl er gleich ins Tor traf, gern verzichtet. Seine erste von zwei Saisons im VfL-Trikot nahm – zumindest für ihn persönlich – trotzdem einen guten Verlauf. Einen besseren gar, als er es sich anfangs ausgemalt hatte.

Namhafte Konkurrenten im Wölfe-Team

Den Wechsel aus Salzgitter empfand er mit 23 Jahren als große Herausforderung. Dabei spielte auch Union in der Amateur-Oberliga Nord. „Der VfL hatte eine sehr gestandene Mannschaft. Gegen solche Haudegen wie Peter Ament, Rainer Prieß oder Siegfried Schanda musste ich mich erst mal beweisen. Deshalb war ich stolz, im ersten Spiel in der Startelf zu stehen.“ Von Goertner bekamen die Wölfe das, was sie sich von seiner Verpflichtung versprochen hatten. Im linken Mittelfeld kurbelte der Linksfuß die Offensive mit an, bewies ein gutes Auge für die Mitspieler und traf bei 31 Ligaeinsätzen acht Mal ins Netz. Goertners Pech allerdings: Als Ganzes funktionierte die Mannschaft weniger gut. „Der Aufstieg war das Ziel gewesen, stattdessen hingen wir im Keller“. Was folgte, war ein Aufbegehren gegen Trainer Wilfried Kemmer, dem bald sein alter Ziehvater Imre Farkaszinski ins Amt folgen sollte. „Auch unter ihm habe ich weiter gespielt, doch er blieb nur für den Rest der Saison.“

Hochzufrieden im Job

Beruflich stellte Goertner zu dieser Zeit seine Weichen. Seiner Lehre zum Maschinenschlosser setzte er einen Industriemeister drauf. In der Volkswagen Qualitätssicherung, wo er 1982 startete, arbeitet der 56-Jährige bis heute. Nur die Aufgaben haben sich verfeinert, wie er erklärt. „Anfangs haben wir noch mit Messschiebern und Höhenreißern gearbeitet, inzwischen werden die Teile nicht mehr angefasst, sondern gescannt.“ Die optische Messtechnik ist mittlerweile Goertners Schwerpunkt. In einem Team von 15 Kollegen betreut er sämtliche Kaufteile für alle in Wolfsburg produzierten Fahrzeug-Modelle. Dabei hat er Kontakt sowohl zur Materie als auch zum Kunden. „Es ist eine schöne Mischung aus Handwerk und Kaufmännischem. Genauso macht es mir Spaß“, schwärmt Goertner, der inklusive Lehre und Bundeswehrzeit seit stolzen 40 Jahren im Werk tätig ist.
 

Vor dem Training: Nagelkontrolle

Vergleichsweise schnell war demgegenüber seine VfL-Zeit vorbei. Unter Wölfi Krause, der im Sommer 1984 Farkaszinski beerbte, kam er seltener zum Zug, wechselte deshalb zu seinem Jugendklub TSV Heiligendorf zurück. Intensiver sind folglich die Erinnerungen an seine Einstiegssaison. Etwa an ein Testspiel gegen den HSV mit Felix Magath, Manfred Kaltz und Uli Stein. Oder an manche Einheit unter dem Ungarn, der seine Mannschaft im Training gern überraschte. „Es konnte passieren, dass man sich im Kreis aufstellen und hüpfen oder auch ein Lied singen musste“, lacht Goertner. „Einmal kam ‚Farka‘ auch in die Kabine und sagte: ‚Alle Mann Schuhe und Strümpfe ausziehen!‘ Tatsächlich ging er daraufhin durch die Reihen, um unsere Fußnägel zu inspizieren.“ 

Veröffentlicht in „Unter Wölfen“ am 19. November 2016.

 


Bisher erschienene Porträts in „Mein Werk. Mein Verein. Eine Geschichte“:

 

Hans-Georg Addicks

Wilfried Ahnefeld

Peter Ament

Uwe Beese

Rainer Behrends

Hermann-Dieter Bellut

Günther Blech

Helmut Bräutigam

Karl-Heinz Borutta

Holger Busse

Karl-Heinz Dickkopf

Werner Eichhorn

 

Ingo Eismann

Rudi Engelhardt

Hans-Georg Felleckner

Fred Fensch

Heinz Fischer

Marian Foitzik

Ingo Friedrichs

Uwe Funke

Guido Gehrmann

Dirk Geger

Michael Geiger

Willi Giesemann

Friedhelm Goertner

 

Dieter Gresens

Rainer Groß

Dieter Grünsch

Waldemar Gust

Joschi Heil

Heinz Herrmann

Udo Hoffmann

Jörg Hoßbach

Bernd Idziak

Waldemar Josef

Klaus Jura

 

Ralf Kammel

Burkhard Kick

Ralf Kirchoff

Friedhelm Klein

Georg Klitzke

Heinz Knopp

Dietmar Koch

Thorsten Kohn

Gerd Kuhlmeyer

Dieter Kulhanek

Bernhard Kulla

 

Markus Kullig

Wolf-Rüdiger Krause

Gianni Lazzara

Günter Leich

Günther Litzenberg

Hans Lübbers

Michael Maaß

Willi Marx

Edwin Meyer

Eckhard Mitschke

Jürgen Mosert

Rüdiger Niehs

Edgar Nobs

Frank Ockert

Helmuth Oschmann

 

Siegfried Otte

Günter Otto

Uwe Otto

Heiner Pahl

Heinrich Pawlitzki

Geoffrey Payne

Richard Perzak

Uwe Piep

Lothar Pospich

Wilfried Reckel

 

Horst Reichelt

Fredi Rotermund

Schalke-Familie

Jan Schanda

Siegfried Schanda

Klaus-Dieter Schäfer

Ralf Schmidt

Gerhard Schrader

Gerald Schröder

Dittmar Schönbeck

Ditmar Schwarzenbart

Volker Schwentner

 

Wolfgang Simon

Jürgen Speh

Ralph Speh

Wolfgang Staats

Gerold Steindor

Karsten Stephan

Carlos Ferreira Tavares

Thomas Tuster

Dieter Thun

Lothar Ullrich

Silviu Vuia

Wolfgang Wallek

 

Joachim Wawrzik

Hans-Joachim Weigel

Ralf Wilhelm

Dieter Winter

Werner Wischniowsky

Uwe Wiswe

Manfred Wuttich

Dirk Zehnpfund