Ein unfairer Spieler war er trotz seiner Vorliebe nicht. Jürgen Speh spielte meist mit langen Alustollen, „weil man damit besseren Halt hatte und sich auch schon mal Respekt verschaffen konnte“, grinst er. Versteckte Fouls waren zu seiner Zeit sicherlich verbreiteter als heute. Wenn er sich mit ausgebufften Stürmern wie Gerd-Volker Schock oder Franz Gerber beharkte, ging es hoch her. In seinen fünf Jahren als VfL-Stammspieler flog der Vorstopper indes kein Mal vom Platz. Mit der einzigen Ausnahme eines Spiels bei Werder Bremen. „Und das auch nur wegen Reklamierens.“
Prominente Fast-Mitspieler
Speh im VfL-Trikot – das gab es gleich doppelt. Zeitweise stand Jürgen Speh gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Ralph auf dem Platz. Jürgen, eine Viertelstunde jünger, jubelte schon in den 60ern am Elsterweg VfL-Größen wie Wilfried Kemmer zu. Anders als sein Bruder reifte er in der Wölfe-Jugend aber zu einem robusten Defensivspieler heran, der ab 1975, als Paul Kietzmann ihn hochzog, in der Ersten gesetzt war und zeitweise gar die Kapitänsbinde trug. Toni Matz, Ingo Eismann und Siegfried Otte sowie Michael Maaß im Tor – Speh war Bestandteil einer namhaften Verteidigung. Zugleich pendelte der VfL in jenen Jahren aber auch zwischen 2. Liga und Regionalliga Nord hin und her. „Nach dem ersten Abstieg haben gute Spieler aufgehört. Leider wurde der Kader nur unzureichend aufgefüllt“, weiß er noch. „Wir hätten Leute wie Uli Stein, Dieter Schatzschneider oder Johnny Otten bekommen können, aber das hat nicht geklappt. So wurde es dann halt sehr schwer.“
Nach der Schicht auf Auswärtstour
Zweimal stieg der gebürtige Lüneburger mit Grün-Weiß auf und gleich wieder ab, es war die wechselhafteste Phase in der Vereinshistorie. Der Profifußball, so die Lehre aus diesen Fahrstuhljahren, kam für den VfL Wolfsburg zu früh. „Während es anderswo schon Berufsfußballer gab, hatten wir alle noch andere Berufe“, erklärt Speh. „Zweimal pro Woche haben wir nach Feierabend trainiert. Einmal haben wir sogar bis mittags gearbeitet und sind dann nach Köln gefahren, wo wir abends ein Auswärtsspiel hatten“, lacht der 65-Jährige, der um die 140 Spiele im VfL-Trikot bestritt und in besonderen Momenten auch schon mal ein Tor besteuerte. Sein 35-Meter-Pfund im Heimspiel gegen Eintracht Nordhorn, Endstand 3:0, kommt ihm da zuerst in den Sinn.