Geschichte

Quark bei Harmelings

Auch wenn er den Zweitligaaufstieg mit den Wölfen verpasste: Beim VfL Wolfsburg der späten 70er Jahre fühlte sich Peter Bengsch pudelwohl.

Ehemaliger VfL Wolfsburg Spieler Bengsch im Spiel.

Das langgezogene „Stopp!“, das über die leeren Tribünen im VfL-Stadion schallte, hat Peter Bengsch noch immer im Ohr. „Erst durfte sich keiner bewegen, dann haben wir einen Suchtrupp gebildet und den Strafraum systematisch abgegrast“, berichtet der 65-Jährige und lacht. „Als Ingos Kontaktlinse wieder aufgetaucht war, konnte das Training dann weitergehen.“ In Bengschs Erinnerung an seine VfL-Zeit war diese Szene doppelt exemplarisch. Erstens dafür, welches Gewicht in der Mannschaft das Wort Ingo Eismanns hatte. Und zweitens für einen besonders ausgeprägten Zusammenhalt.

Wiederaufstieg verpasst

Sportlich, das gibt Bengsch offen zu, hatte er sich für seine Zeit am Mittellandkanal mehr ausgemalt. Mit Hannover 96, seinem vorherigen Stammklub über knapp 15 Jahre, hatte er bereits eine Etage höher, nämlich in der zweiten Liga,gespielt. Von dort waren die Wölfe, als er sich ihnen 1977 anschloss, gerade aussortiert worden. Mit Neuzugang Bengsch schaffte es Grün-Weiß über eine starke Oberliga-Saison direktwieder ins Aufstiegsturnier – und scheiterte. „Für mich ist trotzdem keine Welt zusammengebrochen. Ich war ja nicht nur wegen des Fußballs nach Wolfsburg gekommen“, betont Bengsch, der in seinen drei VfL-Saisons – auch aufgrund einer langwierigen Schienbeinverletzung – nur auf 31 Ligaeinsätze kam. „In dieser Phase ging es mir sehr ums berufliche Weiterkommen.“

Kurze Episode im Werk

Einige Wochen nach seinem Start am Elsterweg fand sich für Bengsch eine Stelle bei Volkswagen. In der Golf Produktion konnte man den Maschinenschlosser gut gebrauchen. Anfangs legte er Bauteile ins Karussell, dann übernahm er Schweißarbeiten am Nachbesserungsplatz. Von 1978 an arbeitete der VfL-Abwehrspieler dann als Kontrolleur im Wareneingang in Halle 5, prüfte eingehendes Material auf Menge und Gewicht, um anschließend die Lieferscheine abzuzeichnen. „Bei Volkswagen habe ich sehr gern gearbeitet. Ich habe lange überlegt, den Job zu behalten und zu pendeln.“Stattdessen zog Bengsch nach seinem Abschied von den Wölfen zurück in seine Geburtsstadt Hannover. Nach einer kurzen Zwischenstation im erlernten Beruf suchte er sich zwei Jahre später eine ganz neue Herausforderung und verbrachte seine letzten 30 Berufsjahre bei der Computerfirma IBM.

Nationalstürmer abgemeldet

Der Fußballer Bengsch war ein klassischer Kettenhund, vielseitig in der Abwehrarbeit einsetzbar und besonders dann gefragt, wenn es einen schnellen Gegenspieler auszuschalten galt. Mit Bravour erledigte er das im Pokalhit gegen den VfB Stuttgart im August 1979. Erwartungsgemäß schied der VfL gegen den Bundesligisten zwar mit 0:3 aus. Dafür sah Georg Volkert gegen Bengsch keine Schnitte. „Als er mich einmal tunneln wollte, blieb der Ball zwischen meinen Beinen stecken. Daraufhin rief sein Mitspieler Hansi Müller zu ihm: ‚Schorsch, das ist heute nicht dein Tag‘“, erinnert sich Bengsch und lächelt. Und noch ein Detail ist ihm in Erinnerung geblieben. „Unser Betreuer Franz Harmeling hat mich ganz zu Anfang meiner VfL-Zeit zu sich nach Hause eingeladen. Seine Frau hat uns unheimlich nett bekocht und zum Nachtisch noch Quark serviert. Eigentlich mochte ich so etwas nie. Aber seit diesem Tag, als ich ihn aus Höflichkeit probiert habe, esse ich ihn doch.“

Veröffentlicht im „Unter Wölfen Magazin“ im Dezember 2019.

Bisher erschienene Porträts in „Mein Werk. Mein Verein. Eine Geschichte“:

 

Hans-Georg Addicks

Wilfried Ahnefeld

Peter Ament

Uwe Beese

Rainer Behrends

Hermann-Dieter Bellut

Günther Blech

Helmut Bräutigam

Karl-Heinz Borutta

Holger Busse

Karl-Heinz Dickkopf

Werner Eichhorn

 

Ingo Eismann

Rudi Engelhardt

Patrick Evers

Hans-Georg Felleckner

Fred Fensch

Heinz Fischer

Marian Foitzik

Ingo Friedrichs

Uwe Funke

Guido Gehrmann

Dirk Geger

Michael Geiger

Willi Giesemann

 

Friedhelm Goertner

Dieter Gresens

Rainer Groß

Dieter Grünsch

Waldemar Gust

Joschi Heil

Heinz Herrmann

Udo Hoffmann

Jörg Hoßbach

Bernd Idziak

Waldemar Josef

Klaus Jura

Ralf Kammel

Burkhard Kick

 

Ralf Kirchoff

Friedhelm Klein

Georg Klitzke

Heinz Knopp

Dietmar Koch

Thorsten Kohn

Gerd Kuhlmeyer

Dieter Kulhanek

Bernhard Kulla

Markus Kullig

Wolf-Rüdiger Krause

Gianni Lazzara

Günter Leich

Günther Litzenberg

 

Hans Lübbers

Michael Maaß

Willi Marx

Edwin Meyer

Eckhard Mitschke

Jürgen Mosert

Rüdiger Niehs

Edgar Nobs

Frank Ockert

Helmuth Oschmann

Siegfried Otte

Günter Otto

Uwe Otto

Heiner Pahl

 

Heinrich Pawlitzki

Geoffrey Payne

Richard Perzak

Uwe Piep

Frank Plagge

Lothar Pospich

Wilfried Reckel

Siggi Reich

Horst Reichelt

Fredi Rotermund

Schalke-Familie

Jan Schanda

Siegfried Schanda

Klaus-Dieter Schäfer

 

Ralf Schmidt

Gerhard Schrader

Gerald Schröder

Dittmar Schönbeck

Ditmar Schwarzenbart

Volker Schwentner

Wolfgang Simon

Jürgen Speh

Ralph Speh

Wolfgang Staats

Gerold Steindor

Karsten Stephan

Carlos Ferreira Tavares

Uwe Tietje

Ulrich Thorke

Thomas Tuster

 

Dieter Thun

Lothar Ullrich

Silviu Vuia

Wolfgang Wallek

Joachim Wawrzik

Hans-Joachim Weigel

Ralf Wilhelm

Dieter Winter

Werner Wischniowsky

Uwe Wiswe

Manfred Wuttich

Dirk Zehnpfund

Patrick Evers