Die größten Momente als Fußballer, da ist Ulrich Thorke ehrlich, hatte er zum Zeitpunkt seines Wechsels zum VfL bereits hinter sich. Mit dem 1. SC Göttingen 05 hatte er in der zweiten Liga gespielt und zudem vor der größten Kulisse der Klubgeschichte im Februar 1982 fast an einer Pokal-Sensation mitgewirkt. Gegen den großen Hamburger SV führte der 1. SC schon mit 2:0, ehe er noch 2:4 unterlag. Beide Treffer hatte Thorke erzielt. „Hätten wir gewonnen, hätte ich abends im ‚Aktuellen Sportstudio‘ gesessen“, sagt der 62-Jährige lächelnd, der ein paar Monate später zum VfL Wolfsburg wechselte. Von allen Neuzugängen für die Spielzeit 1982/1983 galt der Mittelfeldmann als der prominenteste.
Schwerer Stand aus drei Gründen
Das Wölfe-Team, von der Zweitliga-Rückkehr zu diesem Zeitpunkt noch neun Jahre entfernt, galt im Oberliga-Vergleich als durchaus ambitioniert. „Wenn Favoriten gehandelt wurden, dann wurde der VfL immer genannt. Sportlich war der Wechsel insofern kein Rückschritt für mich, sondern eher einer zur Seite.“ Mit Thorke gewann Grün-Weiß einen hochveranlagten Techniker, eher schmächtig von der Statur, dafür ballgewandt und mit guter Spielübersicht. Heute würde man ihn einen Zwischenraumspieler nennen. Warum es nur zu 20 Einsätzen reichte? „Aus drei Gründen. Ich hatte öfter mit Verletzungen zu kämpfen, außerdem kam ich mit Wilfried Kemmer nicht gut klar. Vor allem aber hat es daran gelegen, dass ich mich verstärkt darauf konzentrierte, im Job weiterzukommen.“
Beruflich alles rausgeholt
Volkswagen war für ihn ohnehin die Hauptmotivation, nach Wolfsburg zu ziehen. „Es hieß damals, man hätte eine Stelle für mich. Nur wäre es schön, wenn ich auch für den VfL Fußball spielen würde“, berichtet Thorke, der 1982 als Volontär im Werk anfing. Sein Studium der Sozialwissenschaften hatte er gerade erfolgreich beendet. Im Personalwesen nahm die Laufbahn dann Fahrt auf. Ab Mitte der 80er lebte Thorke in Barcelona und war zuständig für jenes Personal, das aus dem Mutterhaus zu Seat entsandt wurde. „In dieser Zeit durfte ich sogar einmal den VfL Wolfsburg betreuen, der unter Wölfi Krause ein Trainingslager in Spanien abhielt.“ Nach seiner Rückkehr arbeitete Thorke als Vertriebs- und Personalmanager in Wolfsburg, bevor er 2011 zu Volkswagen Nutzfahrzeuge nach Hannover wechselte. Kurz nach seinem 35-jährigen Dienstjubiläum ging er 2017 in den Vorruhestand.