Bei allen VfL-Trainern war Uwe Funke gesetzt. Auch im Werk zahlte sein Ehrgeiz sich aus.
Andere Möglichkeiten gab es durchaus. München 1860 etwa wollte ihn holen, Löwen-Trainer Max Merkel war sehr interessiert. Mit Holstein Kiel schien bereits alles klar, dann aber setzten die Störche sich in der Bundesliga-Aufstiegsrunde nicht durch. Und wäre die Alte Dame nicht nach dem Bundesliga-Skandal aus dem Oberhaus geflogen, Uwe Funke hätte ab Anfang der 70er Jahre wohl für die Hertha gespielt. „Ein paar Mal fehlte wirklich nicht viel, aber am Ende war ich immer froh, in Wolfsburg geblieben zu sein“, sagt Funke. „Schließlich hatte man immer im Hinterkopf, sich vielleicht schwer zu verletzen. So hätte es mit dem Berufsfußball ganz schnell vorbei sein können.“
Fleißiger Angestellter
Umso intensiver feilte er stattdessen an seiner anderen Laufbahn bei Volkswagen – mit beachtlichem Erfolg. Mit einer Lehre zum Werkzeugmacher ging es 1958 für Funke, der Anfang der 50er mit seiner Familie aus der DDR geflohen war, im Werk los. Doch sowohl in dieser als auch in späteren Tätigkeiten zeigte er sich bemerkenswert rastlos. Immer wieder bildete er sich neben dem Dienstalltag weiter, studierte an der Abendschule, belegte Fernlehrgänge, machte eine berufsbegleitende Lehre. In seinem Werdegang im Hause schlug sich der Eifer schnell nieder: Aus dem Werkzeugmacher wurde ein kaufmännischer Angestellter, dann ein Bilanzbuchhalter und später ein Betriebswirt.
Am liebsten noch immer im Dienst
Eine der am längsten währenden Tätigkeiten begann Mitte der 80er: Als Fachreferent für Industrie- und Anlagenverkäufe ermittelte der gebürtige Magdeburger die Preise für Verkäufe an die Werke in beispielsweise Mexiko und Brasilien, kümmerte sich außerdem um produktbezogene Sonderaufgaben. 1990 erwarb Funke zusätzlich die Handlungsvollmacht, Verträge zu zeichnen und stieg über seinen Posten als Unterabteilungsleiter für die letzten acht Berufsjahre sogar noch bis ins Management auf. „Das war natürlich ein langer und nicht immer einfacher Weg. Aber alle Mühen haben sich vollauf gelohnt“, betont der 70-Jährige. „Volkswagen ist eine große Familie für mich. Wenn heute jemand sagen würde: ‚Morgen arbeitest du wieder‘, ich würde es auf der Stelle tun.“
Die Linie rauf und runter
Sehr facettenreich verlief aber auch die Fußballerzeit – kein Wunder bei insgesamt 13 Jahren im VfL-Trikot. Aus der Sonderjugend des Helmstedter SV stieß Funke 1958 zu den Grün-Weißen, spielte ab 1961 kontinuierlich für das erste Team. Ob unter Georg Reichert, Kurt Pennewitz oder Imre Farkaszinski: Unter allen VfL-Trainer setzte sich der schnelle und kampfstarke Außenverteidiger durch. Am liebsten aber erinnert er sich an „Pippin“ Lachner. „Mit ihm habe ich mich nicht nur am besten verstanden, er hatte auch fußballerisch richtig viel drauf“, schwärmt Funke, der mit seinem Ex-Coach aber noch etwas anderes verbindet. „Wenn es möglich war, hat er immer am Samstag mit uns trainiert. Weil es dann im Vereinsheim seine Lieblingssuppe gab.“
Veröffentlicht in „Unter Wölfen“ am 25. Januar 2014.