Mein Werk. Mein Verein. Eine Geschichte.

Bargeld an der Kabinenwand

Zugunsten Volkswagens entschied sich Frank Plagge einst gegen den Profifußball. Mit den Grün-Weißen holte er selbigen dafür nach Wolfsburg.

Der ehemalige VfL Wolfsburg Spieler Frank Plagge in einer Spielszene.

Die wohl berühmteste Fußballbüchse flog 1971 am Bökelberg. Aber auch in der VfL-Historie gab es ein Wurfgeschoss, dem ein Platz im Museum gebührt. Denn es war sinnbildlich für einen hart erkämpften Erfolg. „Ich war auf dem Weg zum Klo, als mich das Ding am Rücken traf. Zu dem Zeitpunkt lagen wir 2:1 vorn. Glücklicherweise haben wir noch 2:4 verloren, sonst wären wir nicht heile aus Zwickau rausgekommen“, berichtet Frank Plagge, der zehn Tage später trotzdem mit den Kollegen feierte: Am Ende der Aufstiegsrunde 1992 mit teils hochgiftigen Duellen gegen die Ost-Berliner Klubs FC und 1. FC Union sowie besagten FSV Zwickau war der Zweitliga-Aufstieg vollbracht. Für den Torjäger bedeutete dies die Krönung einer Karriere, die auch sonst durchaus vorzeigbar war.

Umweg über Gifhorn und Braunschweig

Allein Plagges Torquote im VfL-Trikot liest sich atemberaubend: 107 Treffer in 181 Spielen. Schon als Kind versenkte er die Bälle wie am Fließband. Überliefert ist ein 17:0-Sieg mit der E-Jugend des SV Grün-Weiß Calberlah. Plagge, erstmals eingesetzt, steuerte 13 Tore bei und wurde direkt weiter zu den D-Junioren geschickt. „Diesen Vorsprung habe ich in der gesamten Jugend gehalten. Ich war also immer der Jüngste und meist auch der Kleinste“, erinnert sich der 57-Jährige, der somit das Kunststück fertigbrachte, drei Mal in der A-Jugend Meister zu werden. Der VfL hatte ihn da längst im Visier. Mit 18 Jahren folgte Plagge aber dem Lockruf Wölfi Krauses vom MTV Gifhorn, knipste dort eifrig weiter und sollte seinem Trainer 1984 zum Elsterweg folgen. „Gleichzeitig kam aber das Angebot aus Braunschweig. Da wollte ich mich in der Bundesliga zumindest einmal probieren.“

Kurzer Flirt mit dem Profifußball

Die höchste Spielklasse bedeutete Vollprofitum. Somit musste der Industriekaufmann, der 1980 als Lehrling im Werk begonnen hatte, bei Volkswagen kündigen. Mit der Eintracht stieg Plagge aber direkt wieder ab und hing, als es mit dem Wiederaufstieg nicht klappte, in der Luft. „Da habe ich mir gesagt: Ich bin kein Schlechter, aber es reicht nicht, um mir nie wieder über Geld Gedanken machen zu müssen. Also ließ ich mich reamateurisieren und habe mich neu im Werk beworben.“ Im Sommer 1986 gab Plagge dem Wolfsburger Dauerwerben nach. Am Elsterweg wurde er schnell zum Kopf einer Truppe, die schon zu diesem Zeitpunkt sehnsüchtig auf den Zweitligaaufstieg drängte. Mit jedem weiteren Scheitern vergrößerte sich der Druck. „Es war teilweise tragisch. 1988 ist es schon so knapp gewesen, ein Jahr später genauso. Und erst recht 1991, als Remscheid in der Aufstiegsrunde einen Tick besser war als wir. Da kann man sich ausmalen, was der Erfolg von 1992 bedeutete.“

Seit brutto 40 Jahren im Werk

Mit den Geschichten aus Plagges acht VfL-Saisons ließen sich Buchseiten füllen. Lebhaft berichtet er vom heiteren Trainingslager 1988 in Mexiko, den Einheiten auf dem C-Platz unter einer einzelnen Laterne („die andere war ständig kaputt“) zu Zeiten Ernst Menzels und festgepinntes Bargeld als Motivationshilfe im Aufstiegsrennen an der Kabinenwand. Mit Unterbrechung bis 1995 spielte Plagge noch für die Wölfe. Als er beim Pokalfinale noch mit in den Kader rutschte, war er im Team der letzte Berufstätige. Denn Volkswagen blieb er bis heute treu. Über die Betriebskrankenkasse, wo er 1986 einstieg, kam er über den Zwischenschritt als IT-Servicetechniker 2008 in die Service Factory. Als Service-Manager befasst sich der gebürtige Calberlaher seit 2019 dort im Mobilservice mit dem Thema integrierte Mobilität auf dem Werkgelände, was etwa Shuttleservices und Car Sharing meint. „Das ist spannend und macht großen Spaß. Überhaupt ist alles im Rückblick sehr gut gelaufen. Heute kann ich sagen, dass ich mich nicht nur voll mit dem VfL identifiziere, sondern genauso auch mit VW.“   

Veröffentlicht im „Unter Wölfen Magazin“ im Juli 2020.

Bisher erschienene Porträts in „Mein Werk. Mein Verein. Eine Geschichte“:

 

Hans-Georg Addicks

Wilfried Ahnefeld

Peter Ament

Uwe Beese

Rainer Behrends

Hermann-Dieter Bellut

Günther Blech

Helmut Bräutigam

Karl-Heinz Borutta

Holger Busse

Karl-Heinz Dickkopf

Werner Eichhorn

 

Ingo Eismann

Rudi Engelhardt

Hans-Georg Felleckner

Fred Fensch

Heinz Fischer

Marian Foitzik

Ingo Friedrichs

Uwe Funke

Guido Gehrmann

Dirk Geger

Michael Geiger

Willi Giesemann

 

Friedhelm Goertner

Dieter Gresens

Rainer Groß

Dieter Grünsch

Waldemar Gust

Joschi Heil

Heinz Herrmann

Udo Hoffmann

Jörg Hoßbach

Bernd Idziak

Waldemar Josef

Klaus Jura

Ralf Kammel

Burkhard Kick

 

Ralf Kirchoff

Friedhelm Klein

Georg Klitzke

Heinz Knopp

Dietmar Koch

Thorsten Kohn

Gerd Kuhlmeyer

Dieter Kulhanek

Bernhard Kulla

Markus Kullig

Wolf-Rüdiger Krause

Gianni Lazzara

Günter Leich

Günther Litzenberg

 

Hans Lübbers

Michael Maaß

Willi Marx

Edwin Meyer

Eckhard Mitschke

Jürgen Mosert

Rüdiger Niehs

Edgar Nobs

Frank Ockert

Helmuth Oschmann

Siegfried Otte

Günter Otto

Uwe Otto

Heiner Pahl

 

Heinrich Pawlitzki

Geoffrey Payne

Richard Perzak

Uwe Piep

Frank Plagge

Lothar Pospich

Wilfried Reckel

Siggi Reich

Horst Reichelt

Fredi Rotermund

Schalke-Familie

Jan Schanda

Siegfried Schanda

Klaus-Dieter Schäfer

 

Ralf Schmidt

Gerhard Schrader

Gerald Schröder

Dittmar Schönbeck

Ditmar Schwarzenbart

Volker Schwentner

Wolfgang Simon

Jürgen Speh

Ralph Speh

Wolfgang Staats

Gerold Steindor

Karsten Stephan

Carlos Ferreira Tavares

Uwe Tietje

Thomas Tuster

 

Dieter Thun

Lothar Ullrich

Silviu Vuia

Wolfgang Wallek

Joachim Wawrzik

Hans-Joachim Weigel

Ralf Wilhelm

Dieter Winter

Werner Wischniowsky

Uwe Wiswe

Manfred Wuttich

Dirk Zehnpfund