Geschichte

Futter von Hannes

Seit 67 Jahren ist Friedhelm Klein VfL-Mitglied. Das Werksgelände kennt er wie kaum jemand sonst.

Viele Möglichkeiten gab es noch nicht. Im Wolfsburg der Aufbaujahre machten es viele wie Friedhelm Klein und schauten sonntags auf dem Sportplatz vorbei. Die wenigsten aber brachten auch sein Talent mit. „Irgendwann sagte einer: Spiel‘ doch mal mit. So bin ich dann ein Grün-Weißer geworden.“ Das, nämlich Mitglied bin VfL Wolfsburg, ist er bis heute. Seit sage und schreibe 1948. „Ich wäre neugierig, ob Sie jemanden finden, der noch länger dabei ist“, lacht Friedhelm Klein, der auch jahrelang ein begeisterter Leichtathlet war. Sein Herz aber gehörte immer dem Fußball.

Es dauerte eine Weile, bis er oben angekommen war. Auch gehörte er dann nicht immer zum Stamm. Von 1959 bis 1962 zählte Klein nach Durchlauf sämtlicher VfL-Jugendteams aber dennoch in der ersten Mannschaft zum Kader. Und erlebte damit die interessanten Jahre der Neuorientierung nach dem Abstieg aus der höchsten Spielklasse, der Oberliga Nord. „Ohne Frage eine spannende Zeit. Imre Farkaszinski war gerade erst aus Ungarn gekommen, nach ihm hieß mein Trainer Kurt Reicherdt“, erinnert sich Klein, der in seinen besten Zeiten neben Größen wie Klaus Gerwien und „Fichte“ Schrader einen wieselflinken Angreifer gab, gefüttert mit Flanken von Hannes Klitzke oder Klaus Jura.

Zu Fuß mit der Tasche über der Schulter zum Training, so hat sich Klein noch immer vor Augen. Den Elsterweg erlebte er damals als neu und modern – sowie mindestens einmal auch pickepacke voll. „Im berühmten Spiel gegen Pelè durfte ich eine Halbzeit mitwirken. Ganz sicher der Höhepunkt meiner aktiven Zeit und auch die größte Kulisse, vor der ich je spielen durfte“, schwärmt er. Etliche Jahre im Team der Zweiten schlossen sich an, wo Klein unter VfL-Ikonen wie Alfred Wirth, Hein Büker und Alfred Heider trainierte. Das letzte Mal zog er sich das grün-weiße Trikot noch mit 70 Jahren in der Altliga über. Für einen anderen Klub als den VfL Wolfsburg hat er niemals gespielt.

Genauso treu ist Klein, gebürtig im westfälischen Gronau, seinem Arbeitgeber geblieben. Wie der Vater, mit dem er 1939 nach Wolfsburg gekommen war, fand er eine Stelle im Werk und startete 1952 eine Lehre zum Rohrinstallateur. Im Rohrleitungs- bzw. Anlagenbau ging es anschließend weiter. Klein verlegte Hydraulikleitungen, schloss Maschinen wie Pressen oder Heizungen an. Für die komplette Südseite trug er am Ende die Verantwortung. „Das waren alles Tätigkeiten, die immer und überall angefallen sind. Auf dem Werksgelände kenne ich deshalb jeden Huckel“, sagt der 77-Jährige, der 1996 in Ruhestand ging und hochzufrieden zurückblickt. „Die Arbeit hat mir immer Spaß gemacht. Ich kann wirklich nichts anderes sagen: Mit Volkswagen habe ich es sehr gut getroffen.“

Veröffentlicht in „Unter Wölfen“ am 26. September 2015. Anmerkung der Redaktion: Friedhelm Klein ist am 20. November 2021 im Alter von 84 Jahren verstorben.