Der Spitzname sagt eigentlich alles. „Roadrunner“ nannten sie den Mann, der zwischen 1971 und 1978 auf der VfL-Außenbahn spielte. „In meinen besten Zeiten lief ich die 100 Meter in Elfkommanull“, sagt Siegfried Otte. Im Team der Grün-Weißen war er seinerzeit damit der Schnellste, doch setzte Imre Farkaszinski diese scharfe Waffe nicht im Angriffsspiel ein. Als Pendant zu Ingo Eismann auf der anderen Seite machte der Trainer den Mann mit der Drei stattdessen zum hochmodernen, offensivstarken Außenverteidiger. „‚Du bist noch ungeschliffen, aber aus dir mache ich ein Juwel‘, hat er einmal zu mir gesagt. Diesen Satz werde ich niemals vergessen.“
Kein Freund der Langstrecke
Tatsächlich ging es mit Ottes Fußballer-Laufbahn zu Anfang unheimlich schnell. Nach Jugendjahren beim MTV Isenbüttel stieß er mit 16 Jahren zum MTV Gifhorn und sorgte dort derart für Furore, dass der VfL früh auf ihn aufmerksam wurde. Wie unbekümmert er den Sprung aus der Verbandsliga zu einem Spitzenteam der Regionalliga Nord verkraftete, erstaunte ihn selbst. „Mit einem Platz im Kader wäre ich völlig zufrieden gewesen, aber gleich in der ersten Saison verpasste ich kein Spiel.“ Nicht nur von seiner Schnelligkeit, auch von seiner Statur profierte der beidfüßige Mann. Lange Jahre als Turner und Leichtathlet zahlten sich aus. Seinen Körper zu schinden, fiel ihm dabei nicht immer leicht. „Wenn ich an die 5.000-Meter-Läufe unter ‚Farka‘ denke, dann wird mir heute noch schlecht“, lacht der 65-Jährige. Ansonsten wünscht Otte sich seinen damaligen Alltag aber durchaus schon mal zurück. „Zwischen Dienstschluss und Trainingsbeginn haben wir oft auf dem Rasen mit dem Spiel ‚Fünf gegen Zwei‘ die Zeit überbrückt. In solchen Momenten habe ich den Fußball wirklich geliebt.“