Einmal, im September 1974, war er schon sehr nah dran. „Tanne“ Diehl lag am Boden, schien nach einem Zusammenprall nicht mehr weiterspielen zu können. Wolfgang Staats begab sich in Stellung. Bereit, am Aachener Tivoli für den VfL Wolfsburg in der gerade erst gegründeten zweiten Liga zu debütieren. „Diehls Verletzung war dann aber doch nicht so schlimm. Deshalb habe ich mich wieder hingesetzt und weiter gewartet.“ Dass es eine ganze Spielergeneration dauern würde bis zum ersten Einsatz im Wölfe-Tor, das ahnte freilich niemand. Denn Staats hatte zwei Karrieren in Grün-Weiß: eine als Talent in Warteschleife. Und eine im Herbst der aktiven Laufbahn, als er Mitte der 80er jene Erfahrung weitergab, die er zwischenzeitlich woanders sammelte.
Karriere auf der Kippe
Dass er überhaupt je wieder Fußball spielen würde, daran bestanden anfangs gehörige Zweifel. Gleich zweimal in kurzer Folge brach sich Staats, 1969 Niedersächsischer Meister mit den VfL-A-Junioren, an der Schwelle zum Herrenbereich das Kahnbein. „Beim zweiten Mal trug ich sogar mehrere Monate Gips. ‚Du spielst nie wieder im Tor‘, hat unser Mannschaftsarzt Willi Wolf gesagt. Da habe ich mit ihm gewettet, dass ich zurückkommen würde.“ Tatsächlich kämpfte Staats sich zurück. Und stand in jener Zweitliga-Startsaison, da der dortige Stammkeeper ausfiel, plötzlich im Kader der Ersten. „Das war eine spannende Zeit mit tollen Auswärtsfahrten zu vorher unbekannten Gegnern. Leider hat Imre Farkaszinski aber nicht auf mich gesetzt. Nach dem Abstieg bin ich deshalb gewechselt.“
Handarbeit auch im Werk
Allein schon aus beruflichen Gründen blieb Staats in der Region. Zur Anstellung im Werk hatte ihm noch sein A-Jugendtrainer verholfen. Nachdem der gebürtige Wolfsburger bei den Stadtwerken nicht übernommen worden war, startete er im Herbst 1969 in der Technischen Entwicklung, Halle 16, im Getriebeversuch. Nicht nur die Bundeswehr, auch seine Handverletzung kam Staats in die Quere. „Letztlich war das aber mein Glück, da ich zwischenzeitlich in Halle 1a im Presswerk eingesetzt wurde. Nun konnte ich wieder zurück in die alte Abteilung, wo es mir wesentlich besser gefiel.“ Als Getriebeschlosser arbeitete Staats fortan in der heutigen FE. Für Modelle wie Golf, Passat oder Polo baute er Getriebe zusammen, nahm Vermessungen vor und bereitete die Fahrzeuge für die Prüfstände vor. „Mit den Händen zu arbeiten, auch Ideen einzubringen, das war genau mein Ding. Die Arbeit hat mir viel gegeben, noch heute treffe ich mich einmal im Jahr mit der alten Abteilung“, so der 65-Jährige, der 2008 in den Vorruhestand ging.