Auf der Straße angesprochen wird Günter Leich mitunter noch heute. Zur Hochzeit seiner aktiven Karriere war das nicht anders. Was sich hingegen sehr verändert hat, das ist die Stadt. „Als ich hierher kam, bestand Wolfsburg fast nur aus Baracken. Alles war noch im Aufbau und ist erst im Laufe der Jahre immer schöner geworden“, erinnert sich der 84-Jährige. Dass der Außenstürmer überhaupt bei den Grün-Weißen landete, verdankt er einer Verkettung von Zufällen und eigenem Geschick. Ausschlaggebend aber war die Perspektive, bei Volkswagen unterzukommen.
Als Flügelwaffe bekannt
„Es hat mir alles bedeutet. Eine sichere Anstellung zu bekommen, mit der Gewissheit, Wurzeln zu schlagen, das war in meinem Fall nicht selbstverständlich“, so Leich. Seine Lehre im Bauhandwerk hatte der 1928 in Merseburg geborene Alt-VfLer abbrechen müssen. Aus der Sowjet-Besatzungszone floh er 1947 gen Westen, stand also ohne Ausbildung da. Ein Onkel verschaffte ihm Arbeit in einer Gerberei. Zufrieden aber war Leich damit nicht, so nahm er sein Schicksal selbst in die Hand: „Mit dem Fahrrad bin ich nach Hildesheim gefahren, habe mich beim VfV an den Trainingsplatz gestellt und gesagt, dass ich mitmachen will.“ Schon bei seinen vorherigen Vereinen hatte er alles in Grund und Boden gerannt. Nicht anders beim VfV, der ebenso wie der VfL Wolfsburg damals in der Amateur-Oberliga spielte. Leich war erfolgreicher Leichtathlet, das kam ihm auf dem Rasen zugute. So dauerte es nicht lange, bis man auch bei den Grün-Weißen auf den pfeilschnellen Mann aufmerksam wurde. „Ich hätte auch woanders hingehen können, aber der VfL war ein ambitionierter Verein. Und es gab Volkswagen.“