Geschichte

Knipser im Einkauf

Noch früher als erhofft machte Manfred Wuttich Karriere im Werk. Eigentlich sollte er die Wölfe erst in die Bundesliga schießen.

Ehemaliger VfL-Wolfsburg-Spieler Wuttich im Spiel.

Der alte „Pipin“ Lachner wusste genau, wie es geht. Immer wieder fuhr der VfL-Coach nach Braunschweig und nahm Herrn und Frau Wuttich ins Gebet. „‘Schicken Sie Ihren Sohn zum VfL, dann können Sie auch weiterhin seine Socken stopfen‘, hat er gesagt. Am Ende hat er meine Eltern damit überzeugt“, lacht Manfred Wuttich. Der Einsatz des Trainers in der Sommerpause 1965 zahlte sich aus. Frankfurt, Stuttgart, HSV – die halbe Bundesliga wollte den Vollblutstürmer verpflichten. Der 24-Jährige aber blieb in der Region und startete im VfL-Trikot eine bemerkenswerte Torproduktion. Mit einem Angreifer seines Formats schien der Erstliga-Aufstieg der ohnehin ambitionierten Grün-Weißen nur eine Frage der Zeit. Doch nur drei Jahre später war Wuttichs Laufbahn vorbei.

Bestandteil eines magischen Dreiecks

„Es lief zu Anfang richtig gut, in der ersten Saison habe ich gleich 20 Tore geschossen. Danach aber ging es bergab“, erinnert er sich. Gemeinsam mit Ernst Saalfrank stieß Wuttich, der einst beim TSV Winnigstedt mit dem Fußballspielen angefangen hatte, von der Eintracht zu den Wölfen. Aus Bremen kam zeitgleich Dieter Thun, was addiert um Wilfried Kemmer eine Regionalliga-Offensive der Extraklasse ergab. Wuttich, mit der Empfehlung von zwölf Treffern in 24 Bundesligaspielen geholt, konnte im Grunde alles. Er war pfeilschnell, beidfüßig, kopfballstark und hatte vor dem Kasten des Gegners diesen besonderen Riecher. Seine größte Schwäche war keine sportliche, sondern sein Körper, der ihm eine noch größere Laufbahn verwehrte. „Ich hatte ständig Muskelfaserrisse und bekam sehr häufig Spritzen. Irgendwann war ein chronischer Zustand erreicht. Als mir dann im Training auch noch der Quadrizeps riss, musste ich eine Entscheidung fällen“, sagt der 73-Jährige, „und beschloss, mich gar nicht erst operieren zu lassen.“

Karriereschluss im besten Alter

Die Chance, ins Werk zu kommen, hatte ohnehin für seinen Wechsel eine große Rolle gespielt. „An dieser Stelle merkte ich erst recht, dass es richtig so war. Ich hätte gern weiter gemacht, mein Körper aber wollte nicht mehr. Und so konnte ich mich zumindest voll auf den Beruf konzentrieren.“ Nach drei Saisons beim VfL Wolfsburg, einer unter Lachner und zweien unter Imre Farkaszinski, hängte Manfred Wuttich im Sommer 1968 mit gerade 27 Jahren seine Schuhe an den Nagel. Satte 40 Tore in nur 61 Ligaspielen ließen erahnen, wo die Wölfe, die in diesen Jahren als Dritter und Vierter ins Ziel kamen, mit einem konstant gesunden Wuttich hätten landen können. „Ich hatte trotzdem eine sehr gute Zeit. Außerdem hat mich meine Karriere bei Volkswagen daraufhin für vieles entschädigt.“   

Zweite Laufbahn noch aufregender

Als Sachbearbeiter im Einkauf kam der gelernte Industrie- und Außenhandelskaufmann 1965 ins Unternehmen. Schon fünf Jahre danach stieg Wuttich, gebürtig aus Frankfurt an der Oder, zum Referatsleiter auf, wenig später führte er eine Unterabteilung. 1978 begann das Kernstück seiner Karriere: Als Hauptabteilungsleiter des Allgemeinen Einkaufs entsandte ihn Volkswagen nach Sao Paolo. „Fünf Jahre in Brasilien zu leben, war eine großartige Erfahrung, die mein ganzes Leben entscheidend beeinflusst hat“, schwärmt Wuttich, der als Bereichsleiter ab 1986 zudem noch längere Zeit bei Seat in Barcelona arbeitete. Für die letzten sieben Jahre seines Berufs führte er im Mutterhaus schließlich die Hauptabteilung Investitionsgüter. „Mit allem, was ich mir erarbeitet habe, bin ich vollauf zufrieden. Meine Entscheidung für Wolfsburg ist einfach goldrichtig gewesen.“ 

Veröffentlicht in „Unter Wölfen“ am 26. April 2014. Anmerkung der Redaktion: Manfred Wuttich ist am 1. August 2018 im Alter von 77 Jahren verstorben.


Bisher erschienene Porträts in „Mein Werk. Mein Verein. Eine Geschichte“:

 

Hans-Georg Addicks

Wilfried Ahnefeld

Peter Ament

Uwe Beese

Rainer Behrends

Hermann-Dieter Bellut

Günther Blech

Helmut Bräutigam

Karl-Heinz Borutta

Holger Busse

Karl-Heinz Dickkopf

Werner Eichhorn

 

Ingo Eismann

Rudi Engelhardt

Hans-Georg Felleckner

Fred Fensch

Heinz Fischer

Marian Foitzik

Ingo Friedrichs

Uwe Funke

Guido Gehrmann

Dirk Geger

Michael Geiger

Willi Giesemann

Friedhelm Goertner

 

Dieter Gresens

Rainer Groß

Dieter Grünsch

Waldemar Gust

Joschi Heil

Heinz Herrmann

Udo Hoffmann

Jörg Hoßbach

Bernd Idziak

Waldemar Josef

Klaus Jura

 

Ralf Kammel

Burkhard Kick

Ralf Kirchoff

Friedhelm Klein

Georg Klitzke

Heinz Knopp

Dietmar Koch

Thorsten Kohn

Gerd Kuhlmeyer

Dieter Kulhanek

Bernhard Kulla

 

Markus Kullig

Wolf-Rüdiger Krause

Gianni Lazzara

Günter Leich

Günther Litzenberg

Hans Lübbers

Michael Maaß

Willi Marx

Edwin Meyer

Eckhard Mitschke

Jürgen Mosert

Rüdiger Niehs

Edgar Nobs

Frank Ockert

Helmuth Oschmann

 

Siegfried Otte

Günter Otto

Uwe Otto

Heiner Pahl

Heinrich Pawlitzki

Geoffrey Payne

Richard Perzak

Uwe Piep

Lothar Pospich

Wilfried Reckel

 

Horst Reichelt

Fredi Rotermund

Schalke-Familie

Jan Schanda

Siegfried Schanda

Klaus-Dieter Schäfer

Ralf Schmidt

Gerhard Schrader

Gerald Schröder

Dittmar Schönbeck

Ditmar Schwarzenbart

Volker Schwentner

 

Wolfgang Simon

Jürgen Speh

Ralph Speh

Wolfgang Staats

Gerold Steindor

Karsten Stephan

Carlos Ferreira Tavares

Thomas Tuster

Dieter Thun

Lothar Ullrich

Silviu Vuia

Wolfgang Wallek

 

Joachim Wawrzik

Hans-Joachim Weigel

Ralf Wilhelm

Dieter Winter

Werner Wischniowsky

Uwe Wiswe

Manfred Wuttich

Dirk Zehnpfund