Geschichte

Zwischen Käfer und Golf

Zum VfL kam Klaus-Dieter Schäfer in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit.

Ehemaliger VfL-Wolfsburg-Spieler Schäfer im Spiel.

Montage sind bei Arbeitnehmern ohnehin nicht populär. Bei den VfL-Fußballern der 70er Jahre lag der Erholungsfaktor sogar im Minusbereich. „Wenn man nach einem Regionalligaspiel montags wieder zur Arbeit kam, haben einem ganz schön die Knochen gebrannt“, lacht Klaus-Dieter Schäfer. „In der Saisonvorbereitung war es besonders schlimm. Da hat man manchmal kaum die Treppen geschafft.“ Inzwischen bewältigt der 60-Jährige die Stufen ohne Probleme, die Tätigkeit im Werk hat seine aktive Karriere weit überdauert. Wenn im kommenden Jahr seine passive Altersteilzeit beginnt, dann scheidet einer von vielen ehemaligen VfL-Spielern aus, die nach wie vor bei Volkswagen tätig sind.

Ungewisse Zeiten im Werk

Dass sie überhaupt für den VfL spielten, dafür nennen die meisten Grün-Weißen von damals Volkswagen als triftigen Grund. Bei Klaus-Dieter Schäfer verhielt es sich anders. „Um 1975 gab es die erste Krise. Der Käfer lief nicht mehr gut, 1974 wurde der Golf eingeführt und man konnte nicht absehen, ob er einschlagen würde. Das war schon eine prekäre Situation.“ Es war die Phase der ersten Aufhebungsverträge, was es selbst für Hochleistungssportler schwierig machte, ins Werk zu kommen. „Das betraf nicht nur uns, sondern beispielsweise auch die Leichtathleten und Judoka, die ja ebenfalls immer gefördert wurden. Da musste man sich dann etwas Anderes suchen.“

Berüchtigter Knipser in der Region

Schäfers aktive Zeit bei den Grün-Weißen ist deswegen zweigeteilt. Als 21-jähriger Mittelstürmer war der gebürtige Uelzener 1973 von Leu Braunschweig gekommen und hatte es mit dem VfL 1974 in die neue zweigleisige zweite Bundesliga geschafft. Halten konnten sich die Wölfe in der Staffel Nord jedoch nicht. „Mit 2:20 Punkten sind wir denkbar schlecht gestartet. Das konnten wir nicht mehr reparieren.“ Bis dahin hatte der gelernte Tischler die Technikerschule in Braunschweig besucht. Nun aber brauchte er Arbeit. Und da er bei Volkswagen nicht unterkam, orientierte er sich um. „Ich bin dann unserem Trainer Imre Farkaszinski zu Union Salzgitter gefolgt. Dort fand ich eine Anstellung und hatte auch sportlich eine sehr gute Zeit, wurde sogar Torschützenkönig. Nach drei Jahren fragte der VfL dann wieder bei mir an.“ Im besten Fußballeralter also kehrte Schäfer zurück, stürmte noch dreieinhalb Jahre in der Amateur-Oberliga Nord, wurde auch wieder Torschützenkönig und ein fester Baustein in der Trainer-Ära Wilfried Kemmers. Mit dem jungen Siggi Reich bildete er zeitweise ein höchst erfolgreiches Duo.

Profifußball noch weit entfernt

Fast noch wichtiger: Volkswagen stellte nun wieder ein. Für vier Jahre kam der Bautechniker in der Fabrikplanung unter. 1982 folgte der Wechsel in die heute zur Service Factory gehörenden Büroorganisation. In einem Team von 20 Mitarbeitern kümmert sich Schäfer dort um Umbauten, Umzüge und die Schaffung sowie Einrichtung von Büroflächen. Was heute ein Fulltimejob ist, das verlangte auch damals schon eine gute Koordination. „Vier Mal in der Woche wurde trainiert, montags nach Feierabend und an drei Tagen ab 15 Uhr. Das war nicht immer leicht. Andererseits war es wieder zu wenig, um mit den Klubs, die schon unter Profibedingungen arbeiteten, mithalten zu können“, so Klaus-Dieter Schäfer. „Dass es dann erst 1992 wieder mit dem Aufstieg klappte, dafür war das sicher ein entscheidender Grund.“    

Veröffentlicht in „Unter Wölfen“ am 11. November 2012.