Geschichte

Mit dem Fahrrad zum Heimspiel

Bereits in den 40er Jahren spielte Günther Blech für die Wölfe. Bei Volkswagen wäre er am liebsten noch heute.

Wer der Gegner war, das weiß er nicht mehr. Aber ansonsten sind ihm die Umstände noch in allerbester Erinnerung. „Eine direkt verwandelte Ecke – das ist mir nur einmal geglückt. Ein solches Tor vergisst man nicht.“ Günther Blech war beim VfL Wolfsburg ein Mann für die ruhenden Bälle. Und zwar zu einer Zeit, als die Vereinsgründung noch keine drei Jahre zurücklag. „Ich hatte sogar erst eine Saison beim 1. FC Wolfsburg gespielt. Dann aber hieß es: ‚Du bist so gut, komm doch zu uns.‘“ Ende 1947 schloss sich Blech den Grün-Weißen an und blieb bis 1956. Er erlebte somit hautnah die rasante Entwicklung von einer Dorfmannschaft zum im ganzen Norden geachteten Erstligateam.

Trikots zu Hause gewaschen

Hankensbüttel, Fallersleben, Wittingen – die ersten Auswärtsreisen im VfL-Trikot waren noch kurz. Zu Heimspielen ging es per Fahrrad oder zu Fuß. „Der Elsterweg war nur ein aufgeschütteter Wall. Wenn wir spielten, bestand das Publikum aus unseren Freunden und Angehörigen.“ Blech berichtet aus einer Zeit, als man sein Trikot zum Waschen selbst mit nach Hause nahm und nach dem Match statt unter die Dusche nacheinander in einen Kübel stieg. „Bei ‚Opa Wolter‘ stand immer eine Wanne für uns bereit. Und wenn wir alle durch waren, hat man zum Schluss in der Brühe noch seine Schuhe geputzt“, lacht der 86-Jährige und gerät trotzdem über seine aktive Zeit schnell ins Schwärmen. „Wir haben toll zusammengehalten und einfach nur Fußball gespielt. Eine wunderschöne Zeit.“

Seit 1987 in Rente

Nicht anders spricht Blech, geboren in Mahlwinkel, über seine Laufbahn im Werk. Nach externer Ausbildung zum Kfz-Schlosser baute er ab 1947 an der Drehbank Lenkstangenrohre. Um 1955 wechselte er zum Motorenprüfstand und machte dort, inzwischen in der FE, bald seinen Meister. Als Prüfstandfahrer nahm Blech herstellerübergreifende Vergleichsmessungen vor. Ehe er 1987 nach vier Dekaden im Betrieb in den Ruhestand ging, hatte er es zum Vorgesetzten von fast 40 Mitarbeitern gebracht. „Wenn Sie mich fragen, wie gern ich bei Volkswagen war, dann kann ich nur antworten, dass ich diese Arbeit am liebsten noch heute machen würde“, betont er. „Das sagt eigentlich alles.“

Im Schatten der Oberliga-Stars

Mit 28 hörte Blech, übrigens Schwiegervater vom ehemaligen VfL-Abwehr-Ass Dirk Zehnpfund, infolge einer Fußverletzung auf. Die Wölfe, gespickt mit Spitzenkräften wie Alfred Heider, Günter Leich und Günther Litzenberg, spielten da bereits in der Oberliga Nord. Binnen neun Jahren waren sie von der Kreisliga Gifhorn bis in die höchste Klasse marschiert. Am Ende jedoch ohne Rechtsaußen Günther Blech. „Es waren Bessere gekommen, der Verein hatte sich inzwischen erheblich professionalisiert“, erklärt er. „Deshalb habe ich in meinen letzten Jahren in der Zweiten gespielt.“

Lieber bei Sonne gespielt

An Details wie Taktiken, Spielzüge und seine Mitspieler erinnert sich Blech beeindruckend gut. Günther Morawitz, Friedel Geduldig und Friedhelm Knieriem – so hieß die VfL-Offensive der späten 40er Jahre, die er selbst mit Flanken fütterte. Weitere Eckpfeiler waren Otto Brummer und Hans Müller. Eberhard Steinbach, später dann Lothar Täger, standen im Tor. Unvergesslich aber blieben ihm vor allem die Bälle. „Vor jedem Spiel musste man die Dinger aufpumpen und neu verschnüren. Und wenn es geregnet hat, dann sind sie so schwer gewesen, dass man sie kaum in den Strafraum geschossen bekam.“

Veröffentlicht in „Unter Wölfen“ am 16. Mai 2015. Anmerkung der Redaktion: Günther Blech ist am 16. Mai 2022 im Alter von 93 Jahren verstorben.


Bisher erschienene Porträts in „Mein Werk. Mein Verein. Eine Geschichte“:

 

Hans-Georg Addicks

Wilfried Ahnefeld

Peter Ament

Uwe Beese

Rainer Behrends

Hermann-Dieter Bellut

Günther Blech

Helmut Bräutigam

Karl-Heinz Borutta

Holger Busse

Karl-Heinz Dickkopf

Werner Eichhorn

 

Ingo Eismann

Rudi Engelhardt

Hans-Georg Felleckner

Fred Fensch

Heinz Fischer

Marian Foitzik

Ingo Friedrichs

Uwe Funke

Guido Gehrmann

Dirk Geger

Michael Geiger

Willi Giesemann

Friedhelm Goertner

 

Dieter Gresens

Rainer Groß

Dieter Grünsch

Waldemar Gust

Joschi Heil

Heinz Herrmann

Udo Hoffmann

Jörg Hoßbach

Bernd Idziak

Waldemar Josef

Klaus Jura

 

Ralf Kammel

Burkhard Kick

Ralf Kirchoff

Friedhelm Klein

Georg Klitzke

Heinz Knopp

Dietmar Koch

Thorsten Kohn

Gerd Kuhlmeyer

Dieter Kulhanek

Bernhard Kulla

 

Markus Kullig

Wolf-Rüdiger Krause

Gianni Lazzara

Günter Leich

Günther Litzenberg

Hans Lübbers

Michael Maaß

Willi Marx

Edwin Meyer

Eckhard Mitschke

Jürgen Mosert

Rüdiger Niehs

Edgar Nobs

Frank Ockert

Helmuth Oschmann

 

Siegfried Otte

Günter Otto

Uwe Otto

Heiner Pahl

Heinrich Pawlitzki

Geoffrey Payne

Richard Perzak

Uwe Piep

Lothar Pospich

Wilfried Reckel

 

Horst Reichelt

Fredi Rotermund

Schalke-Familie

Jan Schanda

Siegfried Schanda

Klaus-Dieter Schäfer

Ralf Schmidt

Gerhard Schrader

Gerald Schröder

Dittmar Schönbeck

Ditmar Schwarzenbart

Volker Schwentner

 

Wolfgang Simon

Jürgen Speh

Ralph Speh

Wolfgang Staats

Gerold Steindor

Karsten Stephan

Carlos Ferreira Tavares

Thomas Tuster

Dieter Thun

Lothar Ullrich

Silviu Vuia

Wolfgang Wallek

 

Joachim Wawrzik

Hans-Joachim Weigel

Ralf Wilhelm

Dieter Winter

Werner Wischniowsky

Uwe Wiswe

Manfred Wuttich

Dirk Zehnpfund