Geschichte

Kurz und heftig

Tragisch früh musste Klaus Jura seine VfL-Karriere beenden. Umso teurer war ihm seine Stellung im Werk.

Klaus Jura während eines Spiels des VfL Wolfsburg in den 60er-Jahren.

Auf eine seiner größten Sternstunden spricht man ihn heute noch an. „Jura, Jura, immer wieder Jura“, schwärmte die Presse nach dem 3:2-Triumph des VfL Wolfsburg bei Leu Braunschweig im Frühjahr 1963. Vor allem dem frechen Linksaußen war es zu danken, dass die Wölfe nach einem 0:2-Rückstand das Ruder noch herumreißen konnten. Der Sieg war ein Meilenstein auf dem Weg zum Titel in der Amateuroberliga Niedersachsen, Staffel Ost – seinerzeit die zweithöchste Spielklasse Norddeutschlands. Wenige Wochen später sicherten sich die Grün-Weißen nicht nur Platz eins, sondern zogen anschließend über die Aufstiegsrunde auch in die neue Regionalliga ein – die damals mit bundesweit fünf Staffeln den professionelleren Unterbau der soeben eingeführten Bundesliga bildete. Es war ein ungeahntes Fußballhoch, das Wolfsburg erlebte. Mit dem 21-jährigen Klaus Jura als einem der aufstrebenden Stars. Doch kaum drei Jahre später war es mit dessen aktiver Laufbahn schon wieder vorbei.

Zum Glück gezwungen

Seit 1962 spielte er im Trikot der Wölfe. Treibende Kraft für seinen Wechsel nach Wolfsburg war seinerzeit Heinz Knopp. Der Ex-VfL-Keeper, damals Mitspieler beim FC Schöningen 08, lotste Jura nicht nur an den Mittellandkanal, er schickte ihn geradezu dorthin. „‘Geh mal lieber zu einem größeren Verein, für uns bist du doch zu gut‘, hat er gesagt. Mir kam diese Chance nur gelegen“, erinnert sich Jura, von dem es heute noch heißt, er wäre einer der besten VfL-Linksaußen aller Zeiten gewesen.

Im besten Alter sportunfähig

Drei bärenstarke Saisons legte er am Elsterweg hin. Mit seiner Technik und seiner Abschlussstärke war der pfeilschnelle Mann im Lachner-Team eine Waffe. Vier Treffer in der Aufstiegsrunde waren bestes Zeugnis seiner Torgefährlichkeit. „In der Regionalliga Nord hatte ich dann noch zwei gute Jahre. Dann aber war es vorbei.“ Eine ernste Lungenkrankheit, zu spät als solche erkannt, riss Klaus Jura aus der Karriere. Mit nur 24 Jahren musste er seine Laufbahn beenden. „Das war eine sehr harte Zeit“, seufzt Jura, „zumal ich auch fast zwei ganze Jahre lang nicht dienstfähig war.“ Dass er bei Volkswagen einen sicheren Arbeitsplatz hatte, war da umso wertvoller für ihn. Zehn Jahre lang – mit Unterbrechung durch seine Krankheit – arbeitete der gelernte Einzelhandelskaufmann im Ersatzteiledienst.

„Immer gern zur Arbeit gegangen“

Noch länger, nämlich bis zum Vorruhestand im Jahre 1997, währte seine Tätigkeit in der Forschung und Entwicklung (FE). Im Jahr 1970 wechselte Jura dorthin und stieg im Laufe der Zeit bis zum Teamleiter im Bereich Versuchsfahrzeuge auf. Zu seinen Kernaufgaben zählte die Beschaffung von Versuchsteilen für Neufahrzeuge, speziell für den Golf, in enger Koordination zwischen der FE und dem Einkauf. „Dabei war ich mein eigener Herr und konnte schalten und walten, wie ich wollte. Vor allem deshalb bin ich immer gern zur Arbeit gegangen.“

Warmmachen im Bus

Am Fußball hing Jura mindestens ebenso sehr. Was auch daran lag, dass er in seiner kurzen aktiven Zeit eine Menge erlebte. „Die Phase der Bundesliga-Gründung war unheimlich spannend. Außerdem hatten wir einige Pokalspiele, die ich niemals vergessen werde. Vor allem denke ich da an Osnabrück“, sagt Klaus Jura, der am Elsterweg stets mit der Rückennummer 11 unterwegs war, und muss lachen. Zum Auswärtsspiel beim klaren Favoriten waren die Wölfe damals ausnahmsweise in einem großen Bus unterwegs. „Das war ungewohnter Komfort, dummerweise war in dem Ding allerdings die Heizung kaputt. Weil es so arschkalt war, sind wir auf dem Gang hin- und hergelaufen und haben uns schon einmal warmgemacht. Das Spiel haben wir übrigens mit 3:0 gewonnen.“

Veröffentlicht in „Unter Wölfen“ am 22. März 2014.


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