Die HĂ€rte des Gesetzes spĂŒrte er das erste Mal in einem unscheinbaren Moment. âIch hatte meinen Teller schon voll und fing einfach an zu essen. Da stieĂ mich ein Mitspieler an und deutete auf den Trainer. Dass wir erst auf sein Signal warten mussten, hatte ich nicht geahntâ, berichtet Rainer Behrends und schmunzelt. Der Neuzugang des Sommers 1974 hatte anfangs bei Imre Farkaszinski keinen einfachen Stand, was er aber weniger auf die Szene beim Essen schiebt. âEs hat gedauert, bis ich meinen Platz im Team gefunden habe, denn es gab starke Konkurrenz.â Auf 19 Liga-EinsĂ€tze kam der Abwehrmann trotzdem. In einem Jahr, das auch fĂŒr die ĂŒbrige Truppe anders verlief als gewĂŒnscht.
Ausgleich zum Alltag im Sitzen
Die mittleren 70er Jahre waren in Wolfsburg eine ebenso spannende wie schwierige Zeit. Volkswagen hatte zu kĂ€mpfen. Im Werk angestellt zu werden, war auch fĂŒr VfL-Spieler nicht selbstverstĂ€ndlich. âObwohl ich nicht lange dort war, wusste ich meinen Job sehr zu schĂ€tzen. Zumal er hervorragend auf den FuĂball abgestimmt war.â Der gelernte Autoschlosser fing im Sommer 1974 in der PrĂŒfabteilung an. Klaus Glahn, prominenter Wolfsburger Judoka, war sein Chef. Im Alltag kontrollierte Behrends Messwerkzeuge wie Schraub- und Schieblehren auf Genauigkeit, ehe sie in die Werke nach SĂŒdamerika transportiert wurden. Ganz bewusst kam er zwischendrin auch ins Schwitzen. Denn die Möglichkeit von regelmĂ€Ăigen Abstechern ins Gesundheitszentrum nutzte der FuĂballer gern. âPraktischerweise hat unser VfL-Masseur Hannes Bittner dort gearbeitet. So konnte ich mich tagsĂŒber behandeln lassen oder einfach mal aufs Rad setzenâ, schwĂ€rmt der 68-JĂ€hrige.
Drei Trainer in einem Jahr
Am Elsterweg lief es derweil sportlich eher unrund. Vom OSV Hannover war Behrends, einst gemeinsam mit Uli HoeneĂ, Paul Breitner und Rolf RĂŒssmann in der Jugendnationalelf aktiv, als Libero gekommen. Letzter Mann bei den Wölfen aber war Farkaszinskis verlĂ€ngerter Arm Tony Matz, so dass sich der Neue erst hinten anstellen musste und dann mĂŒhsam ĂŒbers Training fĂŒr einen Platz im Mittelfeld empfahl. Dort hieĂ sein Konkurrent Edwin Meyer. âAls ich mich endlich reingekĂ€mpft hatte, wechselte der Trainer. Das warf mich wieder zurĂŒck.â Fritz Schollmeyer blieb nur drei Monate. Als ihm im April 1975 Paul Kietzmann ins Amt folgte, befand sich Behrends bereits in Verhandlungen und hatte im Geiste lĂ€ngst den RĂŒckzug ergriffen. Zur neuen Saison wechselte er retour in seine Geburtsstadt zu Arminia Hannover, fĂŒr die er anschlieĂend noch sieben Jahre spielte. âEs hat nicht gepasst zwischen mir und dem VfL. Trotzdem: Dieses Zweitligajahr war eine richtig spannende Zeit.â