Geschichte

Blitzdebüt auf Malle

Eher zufällig hütete Rainer Groß in den 70ern für eine Woche das VfL-Tor. Für Volkswagen schaute er unter die Motorhauben der Konkurrenz.

Eine historische Aufnahme eines Spiels des VfL Wolfsburg.

Flexibel einsetzbar zu sein, ist für Fußballer heute ein Muss. Rainer Groß punktete mit diesem Plus schon zu Zeiten, als auf dem Platz noch Spezialisten gefragt waren. „An einem Sonntag klingelte das Telefon. Es hieß, die erste Mannschaft würde am nächsten Tag nach Mallorca fliegen und bräuchte noch einen Torwart.“ Das Kuriose daran: Groß war eigentlich Feldspieler. Weil die ersten vier VfL-Keeper allerdings ausfielen oder verhindert waren, erinnerte man sich im Wölfe-Umfeld daran, dass er vor vielen Jahren mal zwischen den Pfosten gestanden hatte. „Am nächsten Tag saß ich im Flieger und kam auf ein Zimmer mit Wilfried Kemmer“, berichtet Groß, der sich so gut verkaufte, dass er gleich komplett bei der Ersten blieb. Sechs Einsätze kamen in der Spielzeit 1977/1978 zusammen.

Einzeltraining im Sand

Die Lust am Springen und Fausten war ihm eigentlich schon verloren gegangen. Bis in die Erste Herren hatte Groß vom Knabenalter an das Tor beim 1. FC Wolfsburg gehütet. Als ihn sein Coach, die spätere VfL-Legende Imre Farkaszinski, ständig mit Einzeleinheiten in der Grube für Weitspringer triezte, warf er die Handschuhe entnervt in den Sand. Als Feldspieler fand er über den HSV Helmstedt und Leu Braunschweig 1974 den Weg zum VfL. Drei Saisons spielte der gebürtige Wolfsburger – meist im Mittelfeld – in der Zweiten. Ehe es zum besagten Telefonanruf kam.

Grün-weiße Fahrstuhljahre

„‚Tanne‘ Diehl, Berthold Henke, Eduard Pientak und Peter Haak konnten alle nicht mit. Da blieben nicht mehr viele Kandidaten“, lacht Groß. „Und ich habe mir gesagt: Warum nicht?“ Ohnehin ging es bei den Grün-Weißen wild zu in diesen Jahren. Als Mitbegründer der neuen zweiten Liga stieg der VfL 1975 ab, schaffte die sofortige Rückkehr, um sich dann aber wieder nicht im Unterhaus halten zu können. Der Trip auf die Balearen als Auftakt in die Sommervorbereitung war als nachträgliche Belohnung für den Wiederaufstieg gedacht – dabei traten die Wölfe inzwischen wieder als Drittligist an. „Deswegen war auch noch Kemmer dabei, obwohl er seine Karriere schon beendet hatte.“

Vielfältiger Arbeitsbereich

Ins Werk kam Groß 1967 und arbeitete, bis ihn die Bundeswehr einzog, für ein Jahr in der Produktion. Mit seinem Wechsel in die Forschung und Entwicklung begann eine Berufsphase mit spannenden Reisen. Als Mitarbeiter der Presseabteilung kümmerte sich Groß um die Betreuung von Neufahrzeugen, besuchte Ausstellungen, Messen und Präsentationen, war häufig im Ausland. Auch sein Alltag in der Wettbewerbsanalyse gefiel dem heute 70-Jährigen sehr. Von 1989 an prüfte er bis zum Vorruhestand 2005 für Volkswagen die neuesten Modelle der Fremdfirmen. „Ich war also häufig in Ehra-Lessin, habe die Autos auf der Teststrecke ausprobiert und anschließend Prüfberichte geschrieben. Das war wirklich eine tolle Arbeit“, schwärmt Groß.

Keine Nobelunterkunft

Bei den Wölfen spielte Groß noch bis zum Sommer 1978. VfL-Trainer Radoslaw Momirski fand auch im Ligabetrieb für ihn Verwendung, setzte ihn ein paar Mal im Zentrum, als Verteidiger oder auch als Libero ein. Dass der Allrounder sich auf Dauer empfahl, verhinderte letztlich eine Verletzung am Knie. Diese eine Saison in der Ersten – und speziell die Mallorca-Tour – hält er trotzdem als Erinnerung hoch. „Allein diese Bruchbude, in der wir dort zuerst wohnten, werde ich nie vergessen. Fredi Rotermund wäre fast von der Balkonbrüstung gefallen“, erinnert sich Groß, der auch seinen Premieren-Einsatz im Tor noch lebhaft vor Augen hat. „Wir haben gegen eine Inselauswahl gespielt und 6:0 gewonnen. Selbstverständlich habe ich meinen Kasten also sauber gehalten.“

Veröffentlicht im „Unter Wölfen Magazin“ im Dezember 2018.

Bisher erschienene Porträts in „Mein Werk. Mein Verein. Eine Geschichte“:

 

Hans-Georg Addicks

Wilfried Ahnefeld

Peter Ament

Uwe Beese

Rainer Behrends

Hermann-Dieter Bellut

Günther Blech

Helmut Bräutigam

Karl-Heinz Borutta

Holger Busse

Karl-Heinz Dickkopf

Werner Eichhorn

 

Ingo Eismann

Rudi Engelhardt

Hans-Georg Felleckner

Fred Fensch

Heinz Fischer

Marian Foitzik

Ingo Friedrichs

Uwe Funke

Guido Gehrmann

Dirk Geger

Michael Geiger

Willi Giesemann

Friedhelm Goertner

 

Dieter Gresens

Rainer Groß

Dieter Grünsch

Waldemar Gust

Joschi Heil

Heinz Herrmann

Udo Hoffmann

Jörg Hoßbach

Bernd Idziak

Waldemar Josef

Klaus Jura

 

Ralf Kammel

Burkhard Kick

Ralf Kirchoff

Friedhelm Klein

Georg Klitzke

Heinz Knopp

Dietmar Koch

Thorsten Kohn

Gerd Kuhlmeyer

Dieter Kulhanek

Bernhard Kulla

 

Markus Kullig

Wolf-Rüdiger Krause

Gianni Lazzara

Günter Leich

Günther Litzenberg

Hans Lübbers

Willi Marx

Edwin Meyer

Eckhard Mitschke

Jürgen Mosert

Rüdiger Niehs

Edgar Nobs

Frank Ockert

Helmuth Oschmann

 

Siegfried Otte

Günter Otto

Uwe Otto

Heiner Pahl

Heinrich Pawlitzki

Geoffrey Payne

Richard Perzak

Uwe Piep

Lothar Pospich

Wilfried Reckel

 

Horst Reichelt

Fredi Rotermund

Schalke-Familie

Jan Schanda

Siegfried Schanda

Klaus-Dieter Schäfer

Ralf Schmidt

Gerhard Schrader

Gerald Schröder

Dittmar Schönbeck

Ditmar Schwarzenbart

Volker Schwentner

 

Wolfgang Simon

Jürgen Speh

Ralph Speh

Wolfgang Staats

Gerold Steindor

Karsten Stephan

Carlos Ferreira Tavares

Uwe Tietje

Thomas Tuster

Dieter Thun

Lothar Ullrich

Silviu Vuia

Wolfgang Wallek

 

Joachim Wawrzik

Hans-Joachim Weigel

Ralf Wilhelm

Dieter Winter

Werner Wischniowsky

Uwe Wiswe

Manfred Wuttich

Dirk Zehnpfund