Geschichte

Sturm der Könige

Uwe Tietje war Mitte der 80er Teil des wohl vielversprechendsten Angriffs der Amateur-Oberliga Nord. Statt in der zweiten Liga endete seine VfL-Zeit allerdings tragisch.

Der ehemalige Spieler Uwe Tietje.

„Ihr müsst die Säbel in den Mund nehmen und kämpfen!“ Die mitunter martialischen Kommandos von Imre Farkaszinski bringen Uwe Tietje noch heute zum Lachen. Dass die VfL-Legende überhaupt sein Trainer werden würde, damit war im Sommer 1983 nicht zu rechnen. Noch Wilfried Kemmer hatte den Knipser von Union Salzgitter zu den Grün-Weißen gelotst, die unbedingt in die zweite Liga aufsteigen wollten. Für die Oberliga-Konkurrenz war Tietjes Transfer ein beachtliches Signal. „Die erste Saison verlief für den Verein dann aber ziemlich enttäuschend. Und die zweite für mich persönlich sogar katastrophal.“

Klassenkampf statt Aufstieg

Gleichauf mit VfL-Stürmer Matthias Fiebich sowie Oldenburgs Peter Harth war Tietje in der Vorsaison Oberliga-Torschützenkönig geworden. Alle drei hatten 23 Treffer erzielt. Den gebürtigen Emder nun an den Elsterweg zu holen, schien die Chancen auf Liga zwei nochmals merklich zu steigern, zumal die Wölfe in den Vorjahren immer oben mitgemischt hatten. „Unter dem großen Aufstiegsdruck lief aber wenig zusammen. Auch ich konnte nicht abrufen, was ich in Salzgitter gezeigt hatte“, so Tietje. Als zum einzigen Mal in der insgesamt 15-jährigen VfL-Drittligazeit sogar Abstiegskampf drohte, übernahm der ungarische Trainerfuchs. Heraus kamen ein noch glimpflicher 14. Platz sowie sieben Treffer für Neuzugang Tietje, der in der folgenden Spielzeit wie alle anderen neu durchstarten wollte.

Unlösbare Knieprobleme

Eine Verletzung folgte dann jedoch der nächsten. Erst brach sich Tietje, der bei seinem Jugendklub Kickers Emden einst vom späteren VfL-Nachwuchskoordinator Bernhard Janssen trainiert worden war, die Mittelhand, bald darauf das Nasenbein. Eine Kreuzbandblessur in der Wintervorbereitung entwickelte sich dann zu einem Alptraum. Noch zweimal musste Tietje nach scheinbar überstandener Reha erneut unters Messer, ehe letztlich das Kreuzband gar ersatzlos entfernt werden musste. „Das war eine harte Zeit, insgesamt ging ich ein Jahr an Krücken. Mein Vertrag in Wolfsburg lief ohnehin aus. Trotzdem muss ich sagen, dass der Verein mich in dieser Phase hervorragend unterstützt hat.“

Duell gegen Felix Magath

Zwölf Einsätze kamen im VfL-Trikot noch hinzu, macht insgesamt 44 Spiele und neun Tore. „Natürlich hatte ich mir mehr erhofft, ich hätte es gern mit dem VfL in die zweite Liga geschafft.“ Haften geblieben ist bei Tietje einerseits der doppelte Druck, erstens aufsteigen und zweitens wieder gesund werden zu müssen. „Andererseits blicke ich zurück auf eine schöne Zeit. Privat habe ich mich wohlgefühlt, auch sportlich war Wolfsburg eine tolle Adresse. Mein persönlicher Höhepunkt war ein Freundschaftsspiel gegen den HSV mit Felix Magath, Wolfram Wuttke und Manfred Kaltz.“        

Ferienjob im Werk

In die Region war Tietje ursprünglich zum Studieren gekommen. Während die allermeisten Mitspieler im Werk tätig waren, kümmerte er sich um sein Lehramtsstudium. Spuren hinterlassen hat der heute 59-Jährige beim Autobauer trotzdem, denn als Schüler arbeitete er in den Sommerferien bei Volkswagen in Emden. „Das muss Ende der 70er gewesen sein und dauerte etwa sechs Wochen. Zu meinen Aufgaben zählte es, die Rohkarosserien des Passats mit einer Flex von Metallsplittern zu befreien, was keine einfache Arbeit war. Ich war froh, als ich mich später um die Seitenteile kümmern durfte. Die habe ich zur Weiterverarbeitung an eine Kette gehängt.“ Heute arbeitet Tietje wie geplant als Gymnasiallehrer für Sport und Mathe in Emden, wohin er Anfang der 90er wieder zurückgekehrt ist.  

Veröffentlicht im „Unter Wölfen“ am 12. Mai 2018.

Bisher erschienene Porträts in „Mein Werk. Mein Verein. Eine Geschichte“:

 

Hans-Georg Addicks

Wilfried Ahnefeld

Peter Ament

Uwe Beese

Rainer Behrends

Hermann-Dieter Bellut

Günther Blech

Helmut Bräutigam

Karl-Heinz Borutta

Holger Busse

Karl-Heinz Dickkopf

Werner Eichhorn

 

Ingo Eismann

Rudi Engelhardt

Hans-Georg Felleckner

Fred Fensch

Heinz Fischer

Marian Foitzik

Ingo Friedrichs

Uwe Funke

Guido Gehrmann

Dirk Geger

Michael Geiger

Willi Giesemann

Friedhelm Goertner

 

Dieter Gresens

Rainer Groß

Dieter Grünsch

Waldemar Gust

Joschi Heil

Heinz Herrmann

Udo Hoffmann

Jörg Hoßbach

Bernd Idziak

Waldemar Josef

Klaus Jura

 

Ralf Kammel

Burkhard Kick

Ralf Kirchoff

Friedhelm Klein

Georg Klitzke

Heinz Knopp

Dietmar Koch

Thorsten Kohn

Gerd Kuhlmeyer

Dieter Kulhanek

Bernhard Kulla

 

Markus Kullig

Wolf-Rüdiger Krause

Gianni Lazzara

Günter Leich

Günther Litzenberg

Hans Lübbers

Willi Marx

Edwin Meyer

Eckhard Mitschke

Jürgen Mosert

Rüdiger Niehs

Edgar Nobs

Frank Ockert

Helmuth Oschmann

 

Siegfried Otte

Günter Otto

Uwe Otto

Heiner Pahl

Heinrich Pawlitzki

Geoffrey Payne

Richard Perzak

Uwe Piep

Lothar Pospich

Wilfried Reckel

 

Horst Reichelt

Fredi Rotermund

Schalke-Familie

Jan Schanda

Siegfried Schanda

Klaus-Dieter Schäfer

Ralf Schmidt

Gerhard Schrader

Gerald Schröder

Dittmar Schönbeck

Ditmar Schwarzenbart

Volker Schwentner

 

Wolfgang Simon

Jürgen Speh

Ralph Speh

Wolfgang Staats

Gerold Steindor

Karsten Stephan

Carlos Ferreira Tavares

Uwe Tietje

Thomas Tuster

Dieter Thun

Lothar Ullrich

Silviu Vuia

Wolfgang Wallek

 

Joachim Wawrzik

Hans-Joachim Weigel

Ralf Wilhelm

Dieter Winter

Werner Wischniowsky

Uwe Wiswe

Manfred Wuttich

Dirk Zehnpfund