Geschichte

Schnee oder Schlacke

Für einen Winter war Hansi Addicks Spieler der VfL-Ersten. Seine Laufbahn im Werk dauerte vier Dekaden.

Trainingsauftakt der Amateur-Mannschaft des VfL zur Saison 1967/1968 am Elsterweg: Hansi Addicks (Fünfter von rechts) und seine Mannschaftskameraden verfolgen die Ansprache des Trainers Helmut Sauer (rechts).

Hätte es geklappt, dann wäre Hans-Georg Addicks Teil von etwas richtig Großem geworden. Nach einer herausragend guten Saison in der Regionalliga Nord zog der VfL Wolfsburg 1970 um ein Haar erstmals in die Bundesliga ein. In teils heißen Duellen mit den Offenbacher Kickers, dem VfL Bochum, Hertha Zehlendorf und dem FK Pirmasens probierten die Grün-Weißen alles, allerdings ohne Erfolg. „Das waren sehr bedeutende Spiele, leider habe ich die Aufstiegsrunde aber schon wieder von der Tribüne verfolgt“, lächelt Addicks. In das seinerzeit bärenstark besetzte A-Team zu kommen, war für einen Spieler der Zweiten Herren nicht leicht. Eine Ausnahmesituation aber hatte es dem gebürtigen Fallerslebener zumindest erlaubt, zuvor zweimal im Ligabetrieb zum Einsatz zu kommen.

Den VfL-Scouts zuvorgekommen

Zu Hause war Addicks grundsätzlich in der VfL-Zweiten. Mit seinem Jugendverein, dem VfB Fallersleben, war er 1964 in die Verbandsliga Ost aufgestiegen. Dann bekam er Lust, mal zu wechseln. „Streng genommen habe ich selbst beim VfL angefragt. Mit Helmut Sauer, meinem Trainer in der Zweiten, war ich aber schon lange bekannt.“ Im Sommer 1966 stieß Addicks dazu und fand im Unterbau der Wölfe sofort seinen Platz. Insgesamt vier Jahre lief der kampf- und konditionsstarke Defensivspieler am Elsterweg – zeitweise mit der Binde am Arm – als Libero ein, wobei die Pflichtspiele seiner Truppe höchst selten auf Rasen stattfanden, sondern in der Regel aufs Schlacke. „Ich habe trotz immer sehr gern in der Zweiten gespielt. Ambitionen, mich weiter oben zu beweisen, hatte ich ehrlich gesagt nie. Ich war ja mit 27 auch schon nicht mehr der Jüngste“, sagt Addicks.

Nur Siege im Trikot der Ersten

Plötzlich kam Imre Farkaszinski aber doch auf ihn zu. Reihenweise fielen dem Chefcoach im Winter 1969 die Abwehrspieler aus. „Vor allem Werner Wischniowsky lag auf Eis. Da ich auf seiner Position spielte, habe ich ihn in beiden Partien ersetzt.“ Auswärts beim TuS Celle und daheim gegen Phönix Lübeck, das hat Addicks nicht vergessen, stand er seinen Mann, verteidigte zwischen den Regionalliga-Größen Wolfgang Matz, Waldemar Gust und Uwe Funke, mit dem ihn bis heute eine Freundschaft verbindet. „Vor 1.000 Zuschauern auf dem A-Platz zu spielen, das war schon toll“, erinnert sich Addicks, der auch in diesem Fall jedoch kein Grün sah, weil der Elsterweg unter einer Schneedecke lag. Mit der Bilanz konnte „Hansi“, wie ihn die Mitspieler riefen, trotzdem gut leben: Beide Spiele (3:0 und 4:2) gingen klar an den VfL, in dessen starkem Ensemble sich der Mann aus der Reserve, auch wenn ihm das ungewohnte Tempo durchaus zu schaffen machte, ordentlich verkaufte. „Ich war völlig im Reinen und ging zufrieden danach wieder runter in die Reserve.“

VW-Beginn mit Start der Bundesliga

Noch eine weitere Spielzeit hängte der heute 73-Jährige dort dran, ging dann für sechs Jahre zum 1. FC Wolfsburg, ehe er als Spielertrainer und Trainer in der Region seine Fußballerlaufbahn ausklingen ließ. So wie er Fallersleben niemals verließ, hielt er auch Volkswagen ab seinem Eintritt ins Werk 1963 ununterbrochen die Treue. Nach seinem Start in der Lohnbuchhaltung beschäftigte sich der gelernte Groß- und Einzelhandelskaufmann bald mit Preisbildung für Fahrzeuge und deren Ausstattung. Ab 1974 übernahm Addicks, inzwischen als Controller, immer mehr den Bereich der Mehrausstattungen, also die Festlegung der Preise für etwa Radios, Klimaanlagen und Navis, was alle Volkswagen PKW-Modelle betraf. „Diese Arbeit war mein Leben. Ich hatte nie den Gedanken, etwas Anderes zu machen“, sagt Addicks, der 2003 in den Ruhestand ging und damit genau 40 Dienstjahre beim Autobauer zusammenbekam.

Veröffentlicht in „Unter Wölfen“ am 24. Februar 2017.


Bisher erschienene Porträts in „Mein Werk. Mein Verein. Eine Geschichte“:

 

Hans-Georg Addicks

Wilfried Ahnefeld

Peter Ament

Uwe Beese

Rainer Behrends

Hermann-Dieter Bellut

Günther Blech

Helmut Bräutigam

Karl-Heinz Borutta

Holger Busse

Karl-Heinz Dickkopf

Werner Eichhorn

 

Ingo Eismann

Rudi Engelhardt

Hans-Georg Felleckner

Fred Fensch

Heinz Fischer

Marian Foitzik

Ingo Friedrichs

Uwe Funke

Guido Gehrmann

Dirk Geger

Michael Geiger

Willi Giesemann

Friedhelm Goertner

 

Dieter Gresens

Rainer Groß

Dieter Grünsch

Waldemar Gust

Joschi Heil

Heinz Herrmann

Udo Hoffmann

Jörg Hoßbach

Bernd Idziak

Waldemar Josef

Klaus Jura

 

Ralf Kammel

Burkhard Kick

Ralf Kirchoff

Friedhelm Klein

Georg Klitzke

Heinz Knopp

Dietmar Koch

Thorsten Kohn

Gerd Kuhlmeyer

Dieter Kulhanek

Bernhard Kulla

 

Markus Kullig

Wolf-Rüdiger Krause

Gianni Lazzara

Günter Leich

Günther Litzenberg

Hans Lübbers

Michael Maaß

Willi Marx

Edwin Meyer

Eckhard Mitschke

Jürgen Mosert

Rüdiger Niehs

Edgar Nobs

Frank Ockert

Helmuth Oschmann

 

Siegfried Otte

Günter Otto

Uwe Otto

Heiner Pahl

Heinrich Pawlitzki

Geoffrey Payne

Richard Perzak

Uwe Piep

Lothar Pospich

Wilfried Reckel

 

Horst Reichelt

Fredi Rotermund

Schalke-Familie

Jan Schanda

Siegfried Schanda

Klaus-Dieter Schäfer

Ralf Schmidt

Gerhard Schrader

Gerald Schröder

Dittmar Schönbeck

Ditmar Schwarzenbart

Volker Schwentner

 

Wolfgang Simon

Jürgen Speh

Ralph Speh

Wolfgang Staats

Gerold Steindor

Karsten Stephan

Carlos Ferreira Tavares

Thomas Tuster

Dieter Thun

Lothar Ullrich

Silviu Vuia

Wolfgang Wallek

 

Joachim Wawrzik

Hans-Joachim Weigel

Ralf Wilhelm

Dieter Winter

Werner Wischniowsky

Uwe Wiswe

Manfred Wuttich

Dirk Zehnpfund