Geschichte

Der Handarbeiter

Für den Zweitligaaufstieg 1992 brauchte es gute Nerven und besonderen Zusammenhalt. Burkhard Kick, heute in der Volkswagen Messtechnik, war hautnah dabei.

Ehemaliger VfL-Wolfsburg-Spieler Kick im Spiel.

Den Nervenkitzel hatte er im Abonnement. Aufstiegsdruck von innen und außen, ständig neue Konkurrenz um den Platz im Tor, dann eine beinharte Aufstiegsrunde samt bösem Erwachen im anschließenden Urlaub. Und obendrauf noch eine Mammutsaison, wie sie bis heute ohne Beispiel ist. „Eine sehr intensive Zeit, aber auch eine unheimlich schöne“, bilanziert Burkhard Kick, der zu jenen grün-weißen Helden gehörte, die den VfL Wolfsburg 1992 durch ein Nadelöhr in die Zweitklassigkeit führten. Kicks eigene Rolle war für das Gelingen des schwierigen Projekts exemplarisch.

Steiniger Weg bis zum Aufstieg

Kick kam 1991 eigentlich als neue Nummer zwei. Uwe Bullmann hatte aufgehört, Jörg Hoßbach war als erster Torwart gesetzt. Als der sich in der Vorbereitung verletzte, rückte Jungspund „Kicki“ zwar folgerichtig auf, durfte sich seiner neuen Rolle aber lange nicht sicher sein. „Eine Zeit lang hat jeden Tag ein neuer Keeper in der Kabine seine Handschuhe ausgepackt. Durchsetzen konnte sich aber keiner, deshalb wurde Bullmann wieder als Ersatzmann reaktiviert.“ Kick blieb im Tor und wurde zum Rückhalt einer bahnbrechenden VfL-Saison. Als Meister zog Grün-Weiß, das 1988 und 1991 an gleicher Stelle gescheitert war, wieder in die Aufstiegsrunde, wo es ausschließlich gegen heißblütige Ostvereine ging. „Man hat den Ost-West-Konflikt noch sehr gespürt, die Auswärtsspiele waren teils schon krass“, berichtet Kick, der sich an Beschimpfungen durch die Stadionsprecher, Tritte gegen die Sitze der Spielerfrauen und einen Dosenwurf gegen Frank Plagge erinnert. 

Schock auf der Sonnenliege

Als die Wölfe sich trotzdem durchsetzten, waren auch die Kritiker aus dem eigenen Umfeld endlich widerlegt. „Immer wieder hatte es geheißen: ‚Die wollen ja gar nicht aufsteigen.‘ Umso größer war die Erleichterung.“ Nicht mehr gebraucht hätte Kick die plötzliche Ungewissheit, die anschließend folgte. „Ich war schon im Urlaub, als ich in der Zeitung las, wir würden die Lizenz nicht bekommen. Das war schon ein Schock.“ Klubführung und Sponsoren rissen das Ruder herum. So erlebte der Keeper in seinem letzten VfL-Jahr noch die längste Saison aller Zeiten und half mit, die Wölfe von den sieben Abstiegsplätzen in der 24er-Liga fernzuhalten. Erfolge, die der gebürtige Wolfsburger auf den Teamgeist schiebt. „Die Harmonie in der Mannschaft war top. Nach jedem Abschlusstraining sind wir im Kaufhof ein Bier trinken gegangen. Das war unser Ritual für den Aufstieg.“        

Seit 1985 im Werk

Wie viele seiner Mitspieler blieb Kick in der Region. Weil Volkswagen längst sein beruflicher Mittelpunkt war. Schon die Lehre zum Werkzeugmacher absolvierte er ab 1985 im Werk, nach Stationen in der Produktion und im Werkzeugbau überwand er die mit dem Fußball oft schwer vereinbare Schichtarbeit und wechselte in die FE. Im Messwesen kümmert er sich dort seit 2008 um Bauteile wie Türen, Dächer und Heckklappen von Prototypen sämtlicher Modelle. Eine Arbeit, die zu einem ehemaligen Torwart verblüffend gut passt. „Man arbeitet mit den Händen, braucht viel Körpereinsatz und wird ständig dreckig“, lacht der 48-Jährige. „Im Grunde also wie früher auf dem Platz.“

Veröffentlicht in „Unter Wölfen“ am 29. Oktober 2016.

Bisher erschienene Porträts in „Mein Werk. Mein Verein. Eine Geschichte“:

 

Hans-Georg Addicks

Wilfried Ahnefeld

Peter Ament

Uwe Beese

Rainer Behrends

Hermann-Dieter Bellut

Günther Blech

Helmut Bräutigam

Karl-Heinz Borutta

Holger Busse

Karl-Heinz Dickkopf

Werner Eichhorn

 

Ingo Eismann

Rudi Engelhardt

Hans-Georg Felleckner

Fred Fensch

Heinz Fischer

Marian Foitzik

Ingo Friedrichs

Uwe Funke

Guido Gehrmann

Dirk Geger

Michael Geiger

Willi Giesemann

Friedhelm Goertner

 

Dieter Gresens

Rainer Groß

Dieter Grünsch

Waldemar Gust

Joschi Heil

Heinz Herrmann

Udo Hoffmann

Jörg Hoßbach

Bernd Idziak

Waldemar Josef

Klaus Jura

 

Ralf Kammel

Burkhard Kick

Ralf Kirchoff

Friedhelm Klein

Georg Klitzke

Heinz Knopp

Dietmar Koch

Thorsten Kohn

Gerd Kuhlmeyer

Dieter Kulhanek

Bernhard Kulla

 

Markus Kullig

Wolf-Rüdiger Krause

Gianni Lazzara

Günter Leich

Günther Litzenberg

Hans Lübbers

Michael Maaß

Willi Marx

Edwin Meyer

Eckhard Mitschke

Jürgen Mosert

Rüdiger Niehs

Edgar Nobs

Frank Ockert

Helmuth Oschmann

 

Siegfried Otte

Günter Otto

Uwe Otto

Heiner Pahl

Heinrich Pawlitzki

Geoffrey Payne

Richard Perzak

Uwe Piep

Lothar Pospich

Wilfried Reckel

 

Horst Reichelt

Fredi Rotermund

Schalke-Familie

Jan Schanda

Siegfried Schanda

Klaus-Dieter Schäfer

Ralf Schmidt

Gerhard Schrader

Gerald Schröder

Dittmar Schönbeck

Ditmar Schwarzenbart

Volker Schwentner

 

Wolfgang Simon

Jürgen Speh

Ralph Speh

Wolfgang Staats

Gerold Steindor

Karsten Stephan

Carlos Ferreira Tavares

Thomas Tuster

Dieter Thun

Lothar Ullrich

Silviu Vuia

Wolfgang Wallek

 

Joachim Wawrzik

Hans-Joachim Weigel

Ralf Wilhelm

Dieter Winter

Werner Wischniowsky

Uwe Wiswe

Manfred Wuttich

Dirk Zehnpfund