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„Wie ein Traum“

VfL-Debütant Lukas Ambros über seinen ersten Einsatz im Oberhaus.

Lukas Ambros geht durch den Spielertunnel des VfL Wolfsburg und schaut in die Volkswagen Arena.

Gern zurückdenken mag man an das Heimspiel gegen Leipzig als Grün-Weißer eigentlich nicht. Für einen Wolf aber wird die Partie vom letzten Samstag immer einen besonderen Stellenwert haben: Lukas Ambros wurde eine Viertelstunde vor Abpfiff unverhofft auf den Rasen der Volkswagen Arena geschickt und feierte damit nicht nur sein Bundesligadebüt, sondern sorgte sogar für einen Rekord. Was ihm diese Ereignisse bedeuten, wie sein bisheriger Werdegang ausgesehen hat und wie er auf die Aufgabe am Wochenende beim 1. FC Köln blickt, darüber sprach der 18 Jahre alte Tscheche im Interview.
 
Lukas Ambros, wie haben sich deine ersten 16 Minuten Bundesliga-Luft angefühlt? 

Lukas Ambros: Das war natürlich ein schönes Gefühl. Auch wenn es noch besser gewesen wäre, wenn wir gewonnen hätten. Die Siege kommen aber sicher wieder.

Warst du überrascht, als Niko Kovac dir signalisierte, dass es nun so weit ist?

Lukas: Ehrlicherweise konnte ich das erst gar nicht glauben, es war wie ein Traum. Ich habe nicht damit gerechnet. Ich war einen Tag vorher noch auf dem Weg mit der U19 nach Hamburg zum Spiel bei St. Pauli, als ich einen Anruf bekam, dass ich hier in Wolfsburg bleiben soll, weil ich im Profikader stehen würde.

Viel ausrichten konntest du leider nicht mehr, am Ende ging die Partie 0:3 verloren. Was fehlte euch, um zu punkten?

Lukas: Vielleicht ein wenig Selbstvertrauen. Alle haben gesehen, dass die ersten Spiele des Jahres sehr gut waren, da haben wir alles richtig gemacht. Wenn wir daran wieder anknüpfen können, sind wir ein Kandidat für die Top Sieben. Gegen Leipzig aber war es nicht möglich.

Ich bin sehr stolz und froh.

Du bist nun der jüngste Tscheche, der jemals in der Bundesliga gespielt hat. Was macht das mit dir? 

Lukas: Ich bin sehr stolz und froh. Ich hatte mit meinem Berater schon im Vorfeld über mein persönliches Ziel gesprochen, bis zum Ende dieser Saison diesen Rekord knacken zu wollen. Jetzt bin ich aber überrascht, dass es so schnell ging.

Wer hatte den Rekord denn vorher?

Lukas: (sehr schnell) Kamil Vacek! Er war 18 Jahre, elf Monate und 25 Tage alt, als er eingesetzt wurde (Anm. der Redaktion: Vacek wurde am 34. Spieltag 2006 beim 2:4 von Arminia Bielefeld beim 1. FC Köln vier Minuten vor Schluss eingewechselt. Es blieben seine einzigen Bundesliga-Minuten).

Gab es Reaktionen aus der Heimat?

Lukas: Ja, viele aus der Familie und dem Freundeskreis haben direkt nach dem Spiel angerufen. Auch Trainer und Mitspieler aus der U19-Nationalmannschaft haben Nachrichten geschickt. Dafür bin ich sehr dankbar.

Du bist 2020, mitten in der Corona-Zeit, von Slavia Prag zum VfL gewechselt. Wie kam es damals dazu, dass du zur VfL-U17 gestoßen bist?

Lukas: Der VfL hatte Interesse, und dann war ich damals im Februar für einen Tag in Wolfsburg zu Besuch. Wir haben uns die Akademie, vieles weitere und dann auch das Spiel der Profis gegen Mainz angesehen, das 4:0 gewonnen wurde. Danach haben wir dann gemeinsam – also mein Vater, mein Bruder, mein Berater und ich – entschieden, dass ich zum VfL wechsele.

Wie und mit wem lebst du in Wolfsburg? Wie gefällt dir Wolfsburg? Wie sehr vermisst du deine Heimat mit seiner schönen Hauptstadt?

Lukas: Ich wohne in der Akademie, da sind wir zusammen etwa 50 Spieler. Da wird für vieles gesorgt und wir können natürlich auch viel zusammen machen. Als Stadt ist Wolfsburg natürlich nicht mit Prag vergleichbar, aber ich bin ja ohnehin wegen des Fußballs umgezogen. Natürlich habe ich auch weiterhin viele Kontakte nach Prag.

Freut es dich, wie erfolgreich gerade die B-Junioren agieren, die jüngst die Staffelmeisterschaft feiern konnten?

Lukas: Ja, klar. Die haben natürlich einen sehr guten Lauf und 13-mal hintereinander gewonnen. Sie sind wirklich sehr gut und ich hoffe, dass sie sich auch die Deutsche Meisterschaft holen.

Heute bist du Kapitän und Spielmacher der U19, die zurzeit als Tabellenachter etwas unter den Erwartungen agiert... 

Lukas: Ja, das stimmt. Ich glaube trotzdem, dass es noch drin ist, unter die Top Drei zu kommen. Erster können wir nicht mehr werden, aber wir wollen auf jeden Fall nochmal angreifen. 

Ich fühle mich sehr wohl bei den Profis, alle sind sehr nett zu mir und hilfsbereit. Aber ich war jetzt zwei Jahre eng mit den Jungs von der U19 zusammen, da fühle ich mich auch total aufgehoben, wir sind ein gutes Team.

Fühlst du dich gerade eher als Teil der Profis oder der A-Junioren?

Lukas: Irgendwie beides. Ich fühle mich sehr wohl bei den Profis, alle sind sehr nett zu mir und hilfsbereit. Aber ich war jetzt zwei Jahre eng mit den Jungs von der U19 zusammen, da fühle ich mich auch total aufgehoben, wir sind ein gutes Team. Es ist immer schön, wieder zu ihnen zurückzukommen.

Welche fußballerischen Vorbilder hast du? Gibt es einen Lieblingsklub?

Lukas: Mein Lieblingsklub ist auf jeden Fall Real Madrid. Als ich klein war, war mein internationales Vorbild Ronaldo und in Tschechien auf meiner Position Tomas Rosicky. Aber auch Mesut Özil und Luka Modric gefallen mir.

Wo siehst du deine eigenen Stärken und Schwächen?

Lukas: Taktisch muss ich auf jeden Fall noch sehr viel lernen und Erfahrungen sammeln. Am Tempo muss ich auch noch arbeiten. Meine Stärke ist sicher, dass ich ein kreativer und laufstarker Mittelfeldspieler bin. Physisch ist es schon ganz gut, auch wenn es auch da noch Potenzial gibt.

Du hast fast alle U-Nationalmannschaften Tschechiens durchlaufen. Wie weit entfernt ist der Gedanke an die A-Nationalmannschaft? Ist Jaroslav Silhavy schon auf dich zugekommen?

Lukas: Nein, noch nicht. Erst einmal haben wir mit der U19-Nationalmannschaft im März EM-Qualifikationsspiele. Das nächste Ziel wäre dann die U21-Qualifikation, ebenfalls für die Europameisterschaft. Wenn ich dort dabei sein könnte, wäre das top.

Nun folgt am Samstag das Auswärtsspiel in Köln. Wie wichtig wäre es, eure jüngste Negativserie zu beenden? 

Lukas: Auf jeden Fall sehr wichtig – und wir haben auch die Qualität dafür. Wir brauchen ein Erfolgserlebnis und müssen das Gefühl des Gewinnens wieder erleben. Wenn das gelingt, glaube ich, sind wir danach nur schwer zu stoppen.

Wie schätzt du den „Effzeh“ derzeit ein? Was kommt da auf euch zu?

Lukas: In der Bundesliga ist kein Spiel einfach. Aber ich glaube, wenn wir uns an Leistungen wie bei der Hertha und gegen Freiburg orientieren, können wir erfolgreich sein.

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