Männer

„Ich bin niemand, der wegläuft“

VfL-Kapitän Maximilian Arnold im Interview vor der englischen Woche mit schwierigen Herausforderungen in Liga und Pokal.

Die Mannschaft des VfL Wolfsburg steht stolz und klatschend vor der Nordkurve.

Zu Saisonbeginn gab es für ihn eine äußerst ungewöhnliche Situation. Überraschend stand der gerade wieder in seinem Amt bestätigte grün-weiße Kapitän Maximilian Arnold nicht in der Startformation des Erstrundenspiels im DFB-Pokal bei Makkabi Berlin. Als der 29-Jährige dann auch noch das erste Ligaspiel gegen Aufsteiger Heidenheim krankheitsbedingt verpasste, schien offen, ob und wann Arnold sich seinen Stammplatz im personell verstärkten Mittelfeld zurückerobern würde können. Dann aber ging es schnell: Das VfL-Eigengewächs sammelte eine Woche später in Köln erste Minuten in der Liga, seit dem dritten Spieltag verpasste der gebürtige Riesaer keine einzige Minute mehr. Im Interview vor der kommenden wichtigen englischen Woche spricht Arnold unter anderem über den persönlich schwierigen Saisonstart, die beiden zurückliegenden Niederlagen, die kommenden Gegner Augsburg (Liga) und Leipzig (Pokal) und verrät, ob er beim nächsten Elfmeter als Schütze antritt.

Maximilian, ihr habt zuletzt zweimal verloren – allerdings gegen die beiden diesjährigen Überraschungsteams der Liga VfB Stuttgart und Bayer Leverkusen. Sind die beiden Niederlagen eher beunruhigend oder dient es auch als Mutmacher, dass ihr leistungsmäßig auf Augenhöhe wart?

Maximilian Arnold: Angsteinflößend ist das überhaupt nicht. Es ist einfach ärgerlich, dass wir eigentlich gut gespielt haben, aber dann mit jeweils null Punkten aus den beiden Spielen herausgegangen sind. Als Mutmacher würde ich das Ganze aber auch nicht bezeichnen, denn am Ende haben wir keinen Zähler gesammelt. Es ist schon ein bisschen bitter, dass es so gekommen ist, weil einfach mehr drin war.

Warum hat es in den vergangenen beiden Partien nicht gereicht? Du spracht nach dem Bayer-Spiel von „Kleinigkeiten“ und „fehlender Abgezocktheit“.

Maximilian: Leider ist es schon so, dass es Kleinigkeiten waren, die das Ganze zu unseren Ungunsten entschieden haben. Wir haben sowohl in Stuttgart als auch gegen Leverkusen einfache Fehler gemacht, so dass wir diese Spiele nicht gewinnen konnten.

Wie sieht dein Zwischenfazit nach einem knappen Viertel der Saison aus?

Maximilian: Ich finde es zurzeit noch schwierig, das zu bewerten. Ein richtiges Zwischenfazit kann man sicherlich nach der ersten Hälfte der Saison ziehen – auch weil wir viele neue Spieler dazubekommen haben und es dann eben seine Zeit braucht, bis eine Mannschaft sich findet.

Zu Saisonbeginn gab es Stimmen, die prophezeiten, dass es für dich angesichts der neuen Konkurrenz selbst als Kapitän im Mittelfeld schwer werden könnte. Wie bist du damit umgegangen und fühlst du dich bestätigt, dass du nun wieder absolute Stammkraft bist?

Maximilian: Natürlich ist es immer hart, wenn man nicht von Anfang an spielt – zumal, wenn man es über Jahre so kennt, dass es eigentlich immer bergauf gegangen ist. Jetzt gab es eben eine Situation, in der es ein bisschen gehapert hat. Aber ich glaube, dass man aus negativen Phasen viel, viel mehr lernt, als wenn es immer nur positiv läuft. Ich bin niemand, der wegläuft oder großes Theater macht, sondern ich versuche dann, mich dem Ganzen zu stellen. Und das habe ich auch getan. Der Rest ergibt sich dann von allein.

Nun steht ihr vor einer wichtigen englischen Woche mit den Ligaspielen in Augsburg und gegen Bremen sowie dem Pokalkracher gegen Titelverteidiger RB Leipzig. Wie geht ihr in diese Spiele rein? Wie richtungsweisend sind sie?

Maximilian: Auch wenn in der Bundesliga letztlich alle Spiele richtungsweisend sind: Augsburg hat einen neuen Trainer und sofort 5:2 gewonnen. Da gilt es also wieder einmal, Vollgas zu geben – und vor allem die Fehler zu minimieren. Ganz abstellen können wird man die nie. Zu dem Leipzig-Spiel muss man sagen: (lacht) Es ist wirklich Wahnsinn, dass wir im Pokal gefühlt permanent gegen die spielen. Ich muss schon sagen, dass das gerne auch mal ein anderer Gegner hätte sein dürfe

Wie sind die Sachsen zu knacken?

Maximilian: Ich sage es mal so: Es ist auf jeden Fall gut, dass wir zuhause spielen. Im eigenen Stadion haben wir mit unseren Fans im Rücken mit Ausnahme des Leverkusen-Spiels immer gepunktet und ganz gut performt. Es ist ehrlicherweise weder für Leipzig noch für uns ein angenehmes Los. Ich denke, es wird ein enger Fight, in dem auch wieder Kleinigkeiten entscheiden werden. Ich hoffe, dass die dann dieses Mal zu unseren Gunsten ausfallen werden.

Es ist auf jeden Fall gut, dass wir zuhause spielen. Im eigenen Stadion haben wir mit unseren Fans im Rücken mit Ausnahme des Leverkusen-Spiels immer gepunktet und ganz gut performt. Es ist ehrlicherweise weder für Leipzig noch für uns ein angenehmes Los. Ich denke, es wird ein enger Fight, in dem auch wieder Kleinigkeiten entscheiden werden.
Maximilian Arnold über die Partie im DFB-Pokal gegen Leipzig

In dieser intensiven Woche könnte der qualitativen Breite eures Kaders eine wichtige Bedeutung zukommen. Bislang habt ihr allerdings noch keinen Treffer oder Assist durch Joker sammeln können. Täuscht diese Statistik?

Maximilian: Es könnte besser sein, ja, aber ich finde das jetzt auch nicht zu schlimm. Manchmal ist das einfach so. Die Jungs, die reinkommen, versuchen auch ihr Bestes – mal gelingt das mehr, mal weniger. Oft sind es ebenfalls Kleinigkeiten, die darüber entscheiden, ob der Ball reingeht oder nicht. Ich bin sicher, dass die Jungs sich und damit auch uns irgendwann belohnen.

Dein letztes Spiel gegen Augsburg war eine kuriose Partie, in der du durchaus im Mittelpunkt standest: erst ein Eigentor, dann ein verschossener Elfer – und dann eine von dir maßgeblich eingeleitete Aufholjagd, die mit einem 2:2 ihr Endergebnis fand. Ist das Spiel gegen die Fuggerstädter daher etwas Besonderes für dich?

Maximilian: Nein, das habe ich eigentlich überhaupt nicht im Kopf und ist mir ehrlicherweise völlig gleich. Ich sehe diese Begegnung als Spiel wie jedes andere. Ich hatte damals einfach einen rabenschwarzen Tag. Ich glaube, jeder Mensch hatte – wenn er mal in sich geht – schon mal solch einen Tag. Wichtig ist in solchen Situationen, dass Hängenlassen keine Option darstellt. Auch wenn ich im Nachgang ehrlicherweise sagen muss, dass ich in der Halbzeit ganz kurz aus der Kabine Richtung Toilette gegangen bin, um mal durchzuatmen und kurzzeitig schon überlegt habe, ob ich mich auswechseln lasse. Am liebsten wäre ich in diesem Moment sofort ohne Handy in der Weltgeschichte herumgereist. Ich habe mich dann aber schnell wieder gefangen und habe versucht, den Mist, den ich da gebaut habe, im zweiten Durchgang wieder auszulöffeln.

Nehmen wir an, es gibt gegen den FCA einen Elfer für euch. Trittst du wieder an?

Maximilian: (lacht) Wenn ich mich gut fühle, ja. Wenn nicht, nimmt sich sicher ein anderer den Ball.

Und habt ihr in Bezug auf das Pokalduell gegen RB auch vermehrt Elfmeter geschossen im Training?

Maximilian: Nein, bisher nicht. Aber man kann das ohnehin nicht wirklich simulieren. Aber sollte es im Pokal zu einem Elfmeterschießen kommen, würde ich definitiv schießen (lacht).

Matchcenter: Alle Infos zur Partie gegen Augsburg