Seit dem 1. Februar ist er in neuer Funktion bei den Wölfen zurück. Sebastian Schindzielorz, der zwischen 2008 und 2013 seine Fußballschuhe für die Grün-Weißen schnürte und 2009 mit ihnen Deutscher Meister wurde, übernimmt den Posten des VfL-Sportdirektors von Marcel Schäfer, der nach dem Ausscheiden Jörg Schmadtkes die Geschäftsführung Sport verantwortet. Dass Schindzielorz sein Debüt als Sportdirektor am heutigen Sonntag ausgerechnet gegen Tabellenführer FC Bayern feiern wird (Anstoß um 17.30 Uhr / live bei DAZN), ist zwar dem Zufall geschuldet. Gleichzeitig ist es aber eine willkommene Vorlage für die Erinnerung an ein nicht lang zurückliegendes unvergessenes „Jahrhundertspiel“, das er bei seiner Vorgängerstation VfL Bochum gegen den Rekordmeister erlebt hat. Im Interview spricht der 44-Jährige zudem über seine ersten Tage im Amt, seine Verbundenheit mit dem Klub, seine Fußballdenke und seinen Spitznamen „Nähmaschine“.
Sebastian Schindzielorz, herzlich willkommen zurück beim grün-weißen VfL. Wie viele Eindrücke konnten Sie schon sammeln?
Sebastian Schindzielorz: Danke, ich bin sehr froh, nach zehn Jahren wieder hier zu sein. Es sind natürlich sehr viele Eindrücke auf mich eingeprasselt. Man muss sagen, es haben sich schon einige Dinge verändert. Ich bin in den vergangenen Tagen sehr vielen Menschen begegnet, habe dabei zwar noch einige bekannte Gesichter getroffen, aber auch ganz, ganz viele neue. So wird es in den nächsten Tagen die größte Herausforderung sein, alle kennenzulernen, allen Gesichtern Namen zuzuordnen, in die Prozesse einzutauchen – also viel zu beobachten. Dann bin ich sehr guter Dinge, dass wir relativ zügig alle gemeinsam den hier eingeschlagenen Weg fortsetzen.
Vor fast genau zehn Jahren haben Sie ihr letztes Spiel für die zweite Mannschaft bestritten. Wie viel vom damaligen VfL erkennen Sie noch wieder?
Schindzielorz: Zunächst einmal ist sichtbar, das sich infrastrukturell sehr viele Dinge verbessert und weiterentwickelt haben – gerade das VfL-Center mit den ganzen Trainingsmöglichkeiten ist sehr professionell und strukturiert aufgebaut. Das ist wahrscheinlich die größte Veränderung. Die Aufgaben rund um den Bundesliga-Fußball sind sehr komplex, wodurch es natürlich viele Menschen braucht, die die vielfältigen Dinge erledigen. Ohne es genau zu wissen, gehe ich stark davon aus, dass sich auch in der Anzahl des Personals einiges verändert hat.
Ihr Spitzname aus aktiver Zeit in Bochum war „Nähmaschine“, weil Sie dafür bekannt waren, jeden Quadratzentimeter Rasen emsig und verlässlich zu beackern – und immer da waren, wo es brannte. Da müsste Ihnen die derzeitige Laufstärke der Wölfe doch imponieren, oder?
Schindzielorz: Absolut! Ich konnte es ja auch bereits aus der Entfernung verfolgen und in den Medien auch immer wieder nachlesen, dass gerade der VfL mit einer sehr intensiven Spielweise agieren möchte. Da ist natürlich körperliche Fitness absolute Grundvoraussetzung. Ich habe mir im Vorfeld natürlich auch die objektiven Daten angeschaut und die belegen ganz deutlich, dass der Ansatz von Niko Kovac und dem Trainerteam fruchtet und dass die Mannschaft gerade im physischen Bereich einen extrem guten Eindruck macht – was aber, wie gesagt, auch wichtig ist, wenn man dieses intensive Spiel am Wochenende dann auch auf den Platz bringen möchte.
Was für eine Art Fußball entspricht Ihrer Idealvorstellung?
Schindzielorz: Ich habe mich im Vorfeld mit Marcel Schäfer auch intensiv über die Strategie und Philosophie ausgetauscht und wir hatten da auch relativ schnell den Eindruck, dass wir diesbezüglich sehr ähnlich denken. Ich denke, wir beide kommen eher über den Fleiß und die Arbeit, über die Intensität und die Gemeinschaft. Das sind alles Attribute, die hier schon vor einigen Jahren auf den Weg gebracht wurden und die sich jetzt im Laufe der Saison auch auf dem Platz widergespiegelt haben. Auch wenn die Ergebnisse logischerweise nicht immer stimmen können, ist es jetzt wirklich Woche für Woche sichtbar, dass die Mannschaft das verinnerlicht hat. Ich denke, wir sind da auf einem guten Weg. Der Ansatz wird sein, diese Philosophie und den eingeschlagenen Weg fortzusetzen und weiterzuentwickeln. Also eher Evolution statt Revolution.
Also weiterhin „Arbeit, Fußball, Leidenschaft“ …
Schindzielorz: Auf jeden Fall! Mein bereits erwähnter damaliger Spitzname verkörpert all das nicht von ungefähr: hart arbeiten, fleißig sein, sich in den Dienst der Gruppe stellen. Das ist ganz, ganz wichtig und die absolute Basis, damit das große Ganze erfolgreich ist.