Frauen

Schnelles Wiedersehen

Die VfL-Frauen gastieren im DFB-Pokal-Halbfinale beim FC Bayern München.

Zwei Wochen nach dem deutlichen 6:0-Sieg der VfL-Frauen gegen den FC Bayern München in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga stehen sich die Top-Teams des deutschen Frauenfußballs erneut gegenüber – in einem anderen Wettbewerb und an anderer Stelle: Am kommenden Ostersonntag, 17. April (Anstoß um 12.30 Uhr/live in der ARD und auf Sky), steigt am FC Bayern Campus das erste DFB-Pokal-Halbfinale. Während die Wölfinnen zum neunten Mal ins DFB-Pokalfinale einziehen können, will sich der FC Bayern für das halbe Dutzend im AOK Stadion revanchieren und die grün-weiße Rekordserie in diesem Wettbewerb beenden. Der zweite Finalist wird am Ostermontag im Duell zwischen Bayer 04 Leverkusen und dem 1. FFC Turbine Potsdam ermittelt.

Nun wieder gegeneinander

Unterschiedlicher hätten die Stimmungen bei der Anreise ins Quartier der deutschen Nationalmannschaft nicht sein können: Während die Auswahlspielerinnen des VfL am späten Sonntagabend nach dem 6:0-Sieg im Spitzenspiel mit einem breiten Grinsen im Gesicht im Sporthotel Klosterpforte in Harsewinkel aufschlugen, hing den Münchnerinnen die Niederlage noch sichtbar nach. In den folgenden zehn Tagen trugen Grün-Weiße und Rot-Weiße dieselben Farben – um sich nun am Ostersonntag wieder gegenüberzustehen. Eine kuriose Konstellation. Apropos kuriose Konstellation: Bei der 2:3-Niederlage der DFB-Elf in Serbien avancierte ausgerechnet Bayern-Stürmerin Jovana Damnjanovic mit zwei Treffern zur Matchwinnerin. Die Ex-Wölfin war also maßgeblich daran beteiligt, dass Deutschland das Ticket für die WM in Australien und Neuseeland noch nicht gelöst hat. Damnjanovic zählte zu jenen Bayern-Spielerinnen, die im Liga-Spiel gegen den VfL gerade aus einer Corona-Quarantäne zurückgekehrt waren. Dieses Thema ist nun abgehakt, das Virus wird bei der Neuauflage – voraussichtlich – keine Rolle spielen.

Oft auswärts

Seit 2017 treffen der FC Bayern München und der VfL Wolfsburg alljährlich im DFB-Pokal aufeinander – die Münchner Halbfinal-Niederlage in Sand 2016 war das letzte Bayern-Ausscheiden, an dem nicht Grün-Weiß „schuld“ war. Nur einmal (2018) fand das Duell auch im Endspiel, also auf der größtmöglichen Bühne, statt. Die weiteren Varianten: Zweimal Halbfinale (2019/2021), einmal Viertelfinale (2017), einmal Achtelfinale (2020). Und nur einmal in diesem Zeitraum genossen die Wölfinnen Heimrecht – das war im letzten Jahr: Wenige Tage nach dem Ausscheiden im UWCL-Viertelfinale gegen Chelsea galt Grün-Weiß gegen zuvor formstarke Münchnerinnen fast schon als Außenseiter, am Ende hieß es 2:0. Der letzte Pokal-Erfolg in München datiert aus der Saison 2019/2020, als es bereits im Achtelfinale – also zum frühestmöglichen Zeitpunkt – zum Showdown kam. Späte Treffer von Dominique Janssen und Ewa Pajor ebneten damals den 3:1-Sieg.

Die Serie hält

Schon oft schien die beeindruckende Wolfsburger Erfolgsserie im DFB-Pokal in den letzten Jahren zu wackeln – und doch wurden ihr immer weitere Kapitel hinzugefügt. Mittlerweile stehen 38 Siege in Folge zu Buche, während die letzte Niederlage immer mehr aus der Zeit zu rücken scheint. Kerstin Garefrekes sorgte am 16. November 2013 für das 0:1-Achtelfinal-Aus beim 1. FFC Frankfurt, der in jener Saison seinen letzten und neunten Titelgewinn feierte. Die Wölfinnen liegen mittlerweile bei acht Pokalsiegen und ebenso vielen Final-Teilnahmen – eine Endspiel-Niederlage gab es noch nie. Zumindest wenn man den VfR Eintracht Wolfsburg als Vorgängerverein außer Acht lässt, denn der unterlag im Finale 1984 der SSG 09 Bergisch Gladbach mit 0:2.

„Komplett anderes Spiel“

An Motivation wird es definitiv nicht mangeln, wenn der grün-weiße Tross am morgigen Samstag den Flieger Richtung Süden betritt: Den größten Konkurrenten noch einmal in die Schranken weisen, nach 2019 endlich mal wieder ein Endspiel vor Zuschauern spielen, die Erfolgsserie in Pokal und Kalenderjahr ausbauen, Selbstvertrauen für die UWCL-Halbfinal-Partien gegen Barcelona tanken – Gründe für einen erneuten Coup am Campus gibt es mehr als genug. Bereits am heutigen Karfreitag konnte VfL-Cheftrainer Tommy Stroot, der das Gefühl eines Sieges am Campus bereits vom 1:0 in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga kennt, erstmals nach der Abstellungsphase wieder mit großer Gruppe trainieren – abzüglich Lisa Weiß, die auf Grund einer Handverletzung bis Saisonende ausfällt. Danach blickte der Coach im Rahmen einer Medienrunde auf die Herausforderung im Alles-oder-nichts-Spiel am Ostersonntag. Dabei ging es um…

…die Personalsituation: Pia-Sophie Wolter steht uns noch nicht zur Verfügung, hinzu kam dann in dieser Woche Lisa Weiß mit ihrer Handverletzung. Almuth Schult ist bekanntlich mit Schulterproblemen von der Nationalmannschaft abgereist. Sie befindet sich momentan in Behandlung und es wird eine Last-Minute-Entscheidung sein, ob es funktioniert oder nicht. Hinzu kommt, dass Katarzyna Kiedrzynek ebenfalls über Schulterprobleme klagt, weshalb sie auch in beiden Spielen der polnischen Nationalmannschaft nicht zum Einsatz kommen konnte. Die Situation ist ähnlich wie bei Almuth – wir müssen kurzfristig schauen, ob sie einsatzfähig ist.

…den Liga-Sieg gegen Bayern: Die Grundkonstellation vor zwei Wochen war eine komplett andere. Bei Bayern hatte Corona eine große Rolle gespielt. Jetzt hatten sie genug Zeit und ich denke, dass am Sonntag wieder eine ganz andere Breite bei ihnen vorhanden sein wird. Es ist ein komplett anderes Spiel. Es geht jetzt darum, in München wieder gut reinzukommen nach der Pause, unsere Basistugenden auf den Platz zu bringen und die nächste Runde zu erreichen.

…die Herangehensweise des FC Bayern: Wir rechnen mit einem FC Bayern München, der alles daransetzen wird, diese Chance zu ergreifen. Darauf müssen wir vorbereitet sein. Gleichzeitig wissen aber, dass auch daraus wieder Möglichkeiten für uns entstehen können. Grundsätzlich gilt es, sich auf die verschiedenen Phasen in einem Spiel vorzubereiten. Was wäre, wenn wir 1:0 führen? Wie verhält sich Bayern, wenn es lange 0:0 steht? Was würden wir an deren Stelle machen? Wir versuchen immer, Situationen zu antizipieren.

…die Bedeutung eines DFB-Pokal-Halbfinals: Wir haben in dieser Saison schon einige Highlights erlebt und dieses Spiel ist ein weiteres. Wir machen in der Vorbereitung nichts anders als sonst. Aber natürlich ist es etwas anderes als ein normales Bundesliga-Spiel, gerade weil es auch eine Verlängerung geben kann. Von daher müssen wir uns schon auf unterschiedliche Szenarien einstellen.

…die Pokal-Serie des VfL: Es ist ein Vorteil, dass viele unserer Spielerinnen schon mehrmals Erfolgserlebnisse im DFB-Pokal hatten. Sie wissen ganz genau, was in solchen Spielen von ihnen verlangt wird. Das kann man auch schon in dieser Saison sehen. Wenn es darauf ankommt, funktioniert die Mannschaft. Wir wollen am Campus das bestätigen, was wir die letzten Monate gezeigt haben.

…seinen Final-Traum: Mir geht es grundsätzlich um Erlebnisse – sei es das Weiterkommen in der UWCL in der Volkwagen Arena oder eben das DFB-Pokalfinale in Köln. Was wir als Gruppe nie vergessen werden, sind gemeinsame Erlebnisse. Hierfür sind wir Spielerin oder Trainer geworden.