Vivien Endemann über Topspiele, die aktuelle Form der VfL-Frauen und ihre bisherige Saison.
Im Oktober 2024 gewannen die VfL-Frauen in der Volkswagen Arena das Liga-Topspiel gegen den FC Bayern München mit 2:0. Vivien Endemann machte damals in der fünften Spielminute den wichtigen Treffer zum 1:0. Vor dem Rückspiel am morgigen Freitag (ab 16.55 Uhr live im ZDF, auf Magenta Sport und DAZN) spricht die VfL-Stürmerin über die Partie, ihre bisherige Saison und besondere Momente ihrer ersten eineinhalb Jahre beim VfL.
Vivien Endemann, die Trainingswoche vor dem Spiel gegen die Bayern ist vorbei. Wie seid ihr sie angegangen? Ist das bei einem Topspiel anders als sonst?
Vivien Endemann: Wie in jeder Trainingswoche hatten wir gewisse Schwerpunkte, an denen wir gearbeitet haben und die wir für das Spiel mitnehmen. Momentan ist bei uns allen vor allem die Vorfreude spürbar. Die nächsten Spiele, die nächsten Wochen werden superspannend und wir freuen uns sehr darauf.
Ihr fühlt euch also bereit für das Duell gegen die Bayern?
Vivien: Ja, auf jeden Fall! Ich glaube, wir sind sehr gut vorbereitet. Jede weiß, was sie zu tun hat und deshalb denke ich, sind wir bereit für die Spiele, die kommen.
An das Hinspiel erinnerst du dich wahrscheinlich gerne zurück, oder?
Vivien: Ja, das ist noch in meinem Kopf drin (lächelt).
Was war aus deiner Sicht damals euer Erfolgsrezept und kann euch das morgen wieder helfen?
Vivien: Ich glaube, an dem Tag hat einfach alles gepasst. Wir haben da das erste Mal mit einem neuen System gespielt, was für die Bayern sicherlich ein bisschen überraschend war. Unser frühes Tor hat uns dann in die Karten gespielt. Aber das Wichtigste war, wie wir auf dem Platz als Team aufgetreten sind und jede für die andere da war. Das hat am Ende den Unterschied gemacht und ist auch jetzt wieder wichtig.
Dass ihr in solchen Spielen so da seid zeichnet euch in dieser Saison so ein bisschen aus, oder?
Vivien: Erstmal ist es eigentlich schade, dass unsere Leistungen in dieser Saison bislang ab und zu schwankend waren und wir nicht in jedem Spiel das zeigen konnten, was wir uns vorgestellt haben. Trotzdem haben wir immer wieder auch bewiesen, was wir können. Gerade im Spiel gegen Frankfurt haben wir gezeigt, dass wir zurecht da oben stehen und auf jeden Fall mit uns zu rechnen ist. Ich denke, das wird ein superspannendes Spiel am Freitag.
Wie siehst du die Münchenerinnen gerade?
Vivien: Es ist eine überragende Mannschaft. Die Bayern bringen bislang sehr konstant ihre Leistung und haben eine hohe individuelle Qualität. Trotzdem brauchen wir uns auf keinen Fall zu verstecken. Ich glaube, das wird ein Spiel auf Augenhöhe.
Um es kurz zusammenzufassen: Was wird am Freitag wichtig für euch?
Vivien: Wir müssen als Team zusammenspielen. Das ist das Allerwichtigste. Neben der ganzen Taktik und Formation ist entscheidend, dass wir geschlossen auftreten. Wenn eine Spielerin vielleicht mal einen Fehler macht, ist es wichtig, dass die andere da ist. Wir müssen defensiv gut stehen, gut verteidigen, aber natürlich auch vorne die Tore machen.
Neben der ganzen Taktik und Formation ist entscheidend, dass wir geschlossen auftreten. Wenn eine Spielerin vielleicht mal einen Fehler macht, ist es wichtig, dass die andere da ist.
Vivien EndemannWir haben hier an dieser Stelle länger nicht miteinander gesprochen, deshalb blicke ich etwas zurück: Dein erstes Jahr beim VfL lief super, mit dem Highlight Pokalsieg am Ende und den ersten Nominierungen für die Nationalmannschaft sowie Olympia-Bronze. Wie blickst du auf das Jahr zurück?
Vivien: Es war unfassbar. Alles ging superschnell, weil es ein Highlight nach dem anderen gab. Niemand hat damit gerechnet, dass ich direkt in meinem ersten Jahr beim VfL so einschlage. Ich bin sehr dankbar für das Jahr – mit der Spielzeit und dem Vertrauen, das ich bekommen habe. Dann kamen auch noch die Nominierungen für die Nationalmannschaft dazu. Ich hoffe, dass ich daran weiter anknüpfen kann.
Olympia-Bronze und der Pokalsieg waren vermutlich die ganz großen Highlights, oder?
Vivien: Ja! Das Pokalfinale war für mich auch etwas, was ich so vorher noch nie erlebt habe. Es war total besonders, was zu dem Zeitpunkt bei uns in der Mannschaft und im Team drumherum los war.
Inwiefern?
Vivien: Ich glaube, so eine lange und detaillierte Vorbereitung auf ein Spiel hatte ich vorher noch nie. In dem Spiel lief dann viel gut für uns. Wir hatten außerdem tolles Wetter, es war eine überragende Atmosphäre in dem Stadion. Es hat einfach alles gepasst.
Jetzt bist du mitten in deinem zweiten Jahr in Wolfsburg. Wie siehst du deine Rolle und die Saison bislang?
Vivien: Es gab verschiedene Phasen. Mal hatte ich mehr Einsatzzeiten, mal weniger und auch mit dem Team haben wir nicht immer nur leichte Phasen durchlebt. Deshalb gilt es, immer weiterzumachen und für die Mannschaft da zu sein, wenn man gebraucht wird. Dann versuche ich, meine beste Leistung auf den Platz zu bringen.
Für den Rest der Saison wünscht du dir wahrscheinlich noch mehr Einsatzzeiten?
Vivien: Die Einsatzzeiten sind für einen persönlich immer wichtig. Trotzdem steht immer die Mannschaft an erster Stelle. Es ist wichtig, dass wir als Team die Ziele erreichen und dafür muss man sich selbst manchmal ein bisschen zurücknehmen. Wenn der Erfolg der Mannschaft da ist, dann ist das auch absolut okay.
Es ist wichtig, dass wir als Team die Ziele erreichen und dafür muss man sich selbst manchmal ein bisschen zurücknehmen.
Vivien EndemannAuch diese Saison gab es schon große Highlights, wie die erste Gruppenphase in der Champions League. Wie hast du sie erlebt?
Vivien: Es war eine spannende Reise mit einem super Ende für uns. Auch da hat man gesehen, was wir als Team auf dem Platz bringen können. Beim Spiel gegen Rom mussten wir da sein und haben das auch geschafft.
Wo wir bei den Highlights sind: Du hast gerade dein erstes Tor für die Nationalmannschaft geschossen. Wie war dieser Moment?
Vivien: Auch das ging sehr schnell. Ich wurde keine drei oder vier Minuten vorher eingewechselt. Dann habe ich den Ball an den Fuß bekommen und dachte, ich zieh mal los und schieße. Es wurde auch Zeit, finde ich (lacht)! Nach einem Jahr darf man als Offensivspielerin schon mal ein Länderspiel-Tor schießen. Ich habe mich unfassbar gefreut. Meine Eltern waren auch im Stadion, das war ganz schön.
Mit dem sportlichen Erfolg ist auch der Rummel um deine Person größer geworden. Wie hast du das erlebt?
Vivien: Ich gehe damit relativ entspannt um, muss ich sagen. Es freut mich natürlich, wenn ich auf der Straße erkannt werde oder Leute mein Trikot tragen. Es beeinflusst mich als Sportlerin aber nicht wirklich.