Frauen

„Habe wieder Spaß am Fußball“

Riola Xhemaili über ihre ersten Monate in Wolfsburg und die Vorbereitung auf den MSV Duisburg.

Im Sommer kam Riola Xhemaili (20) vom SC Freiburg nach Wolfsburg. Im Interview spricht sie über ihren steilen fußballerischen Aufstieg, ihre aktuelle sportliche Situation und darüber, warum sie sich in Wolfsburg sehr wohl fühlt. Außerdem wirft sie einen Blick auf das Heimspiel der Wölfinnen gegen den MSV Duisburg, das am morgigen Samstag um 14 Uhr angepfiffen wird.

Riola Xhemaili, wie ist gerade die Stimmung bei euch in der Mannschaft?

Riola Xhemaili: Die ist sehr gut. Ich denke, dass das auch daran liegt, dass wir momentan mehr Trainingszeit haben. Es macht Spaß, in die Abläufe zu kommen und zu wissen, was die einzelnen Spielerinnen brauchen.

Am vergangenen Wochenende hast du einige Einsatzminuten gegen deinen Ex-Klub Freiburg sammeln dürfen. Wie war das für dich?

Riola: Dadurch, dass ich noch viele Freunde dort habe, war es für mich schon ein spezielles Spiel. Ich habe mich sehr darauf gefreut. Umso schöner war, dass wir gewonnen haben und ein gutes Spiel gemacht haben. Mit dem 4:0 können wir, denke ich, sehr zufrieden sein.

Du bist seit dem Sommer hier – wie hast du dich schon in Wolfsburg eingelebt?

Riola: Gut! Ich fühle mich im Team und mit dem Staff wohl. Ich habe das Gefühl, dass ich mich jeden Tag weiterentwickeln kann. In meinem Umfeld und in der Mannschaft habe ich Freunde gefunden. Wir machen auch neben dem Fußball viel. Deshalb macht es Spaß, hier zu sein.

Sportlich waren die vergangenen Monate nicht unbedingt leicht für dich. Wie ging es dir damit?

Riola: Ich habe schon häufiger gesagt, dass Wolfsburg im perfekten Moment auf mich zukam. Ich hatte in Freiburg und mit der Nationalmannschaft in diesem Jahr schwierige Momente, bei denen man gerade als junge Spielerin nicht unbedingt weiß, wie man damit umgehen kann oder sollte. Hier beim VfL habe ich den Spaß am Fußball wiedergefunden.

Woran liegt das?

Riola: Ich habe das Gefühl, dass ich so sein kann, wie ich bin und das auch geschätzt wird. Ich bin kein Spielertyp, wie man ihn sich vielleicht manchmal als Trainer wünscht. Tommy Stroot kann mich aber sehr gut händeln und hat eine Methode gefunden, wie er gut mit mir umgehen kann. Es ist schön, so sein zu dürfen, wie man ist. Das war hier beim VfL von Anfang an so und hat sich bis jetzt nicht geändert. Das schätze ich sehr.

Was macht dich auf dem Platz aus?

Riola: Ich glaube, ich bin eine Spielerin, die Leichtigkeit aufs Feld bringt. Ich bin niemand, der sehr verkopft ist. Ich spiele einfach nach meinem Gefühl und weiß, dass ich eine Unterschiedsspielerin sein kann, die dribbeln und auch mal etwas für den Zuschauer machen kann. Ich habe einfach Spaß auf dem Feld.

Zum Fußball bist du erst relativ spät gekommen. Woran lag das?

Riola: Bis ich zwölf Jahre alt war, habe ich Volleyball gespielt. Wir waren allerdings eine Fußballerfamilie und die Liebe zum Fußball war eigentlich immer schon da. Als Frau war Volleyball nur irgendwie üblicher. Nach dem Training bin ich aber immer noch mit meinem Zwillingsbruder kicken gegangen. Dann habe ich in seinem Verein, dem FC Solothurn, mal ein Probetraining gemacht und wurde direkt aufgenommen. Wir haben dann auch lange zusammengespielt.

Du hast schon mal erzählt, dass dein Bruder und du früher aus allem einen Wettkampf gemacht habt. Hat sich daran etwas geändert?

Riola: Nein, das ist heute noch so. Ich bin ein absoluter Familienmensch und habe mit ihm, meiner Schwester und meinen Eltern viel Kontakt. Dadurch, dass ich jetzt weiter weg wohne, sehen wir uns leider nicht mehr so oft. Wenn wir aber mal kicken gehen, ist es immer noch so, dass der eine besser sein will als der andere. Das hat uns, denke ich, auch dahin gebracht, wo wir sind.

Du hast schon mit 15 Jahren den Sprung in die erste Frauenmannschaft des FC Basel geschafft und bist drei Jahre später nach Freiburg gewechselt. Wie war es für dich, früh als großes Talent zu gelten?

Riola: Mein Weg ist eigentlich immer ziemlich steil nach oben gegangen, aber ich habe nie angefangen, mir Druck zu machen. Ich habe immer Spaß gehabt. Gerade als junge Spielerin darfst du den nie verlieren. Wenn man schon mit 14 Jahren anfängt, sich Druck zu machen, dann hat man mit 20 ein Problem. Für mich war auch wichtig, dass ich neben dem Fußball etwas abschließe, deshalb habe ich eine kaufmännische Ausbildung in einer Bank gemacht.

Mit 20 Jahren schon das Privileg zu haben, in so einem Team spielen und trainieren zu dürfen, finde ich schon sehr cool.
Riola Xhemaili

Zuletzt hast du zwei Jahre in Freiburg gespielt. Warum hattest du jetzt den Wunsch zu wechseln?

Riola: Freiburg war für mich ein wichtiger Schritt, der mir sehr geholfen hat. Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass ich nicht mehr weiterkomme. Bei Wolfsburg wusste ich, dass ich mit Weltklasse-Spielerinnen zusammenspielen werde und ich mich deshalb jeden Tag bis ans Maximum pushen muss, um zu reifen. Und genau das macht Spaß. Mit 20 Jahren schon das Privileg zu haben, in so einem Team spielen und trainieren zu dürfen, finde ich schon sehr cool.

Hast du dir ein Ziel für das erste Jahr gesetzt?

Riola: Für mich ist immer das Wichtigste, dass ich gesund bleibe. Ich möchte mich maximal weiterentwickeln und selbst merken, in welchen Bereichen ich weiterkomme. Ich komme jetzt zum Teil zu meinen Einsätzen, Tommy und die Mannschaft geben mir das Vertrauen. Die Minuten, die man kriegt, muss man nutzen und genießen. Denn ich glaube, Wolfsburg darf man auch ein bisschen genießen.

Am Samstag spielt ihr gegen Duisburg. Was erwartest du für ein Match?

Riola: Ich habe Duisburgs Spiel gegen die Bayern gesehen, in dem sie gut verteidigt haben. Es ist ein Team, das sicherlich sehr aggressiv ist, das in die Zweikämpfe geht. Zum Teil machen sie auch schöne Tore. Wichtig ist, dass wir geduldig bleiben und den Ball laufen lassen, ähnlich wie gegen Freiburg. Dann werden wir zu unseren Chancen kommen.

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