Erinnert ihr euch noch an den Moment, als ihr erfahren habt, das erste Mal mit den Profis trainieren zu dürfen?
Bennit: Bei mir war das im letzten Jahr beim Spiel gegen die Beck`s-Auswahl der Fall. Da war ich schon ziemlich aufgeregt. Wir waren da gerade mit der Akademie im Trainingslager in Polen, wo dann der Trainer auf mich zukam, dass ich oben mitspielen soll. Ich bin ja damals direkt zum Spiel eingeladen worden und hatte noch nicht viel Ahnung von den gewünschten taktischen Dingen. Ich hatte nur noch das Training am Vormittag. Yannick Gerhardt hat mir dann noch auf dem Weg zum Spiel ein paar Dinge erklärt, weil wir ja auf der gleichen Position gespielt haben. Dadurch habe ich mich schon sehr gut aufgenommen gefühlt.
Und dann hast du dich in dem Test gleich in die Torschützenliste eingetragen und damit weiter auf dich aufmerksam machen können. Und unter Ralph Hasenhüttl wurdest du dann ein fester Bestandteil des Profitrainings…
Bennit: Ja, ich habe dann in der Länderspielpause im März wieder oben mittrainiert. Anscheinend habe ich den Trainer dabei überzeugen können. Er hat dann mit mir gesprochen und gesagt, dass ich jetzt erst einmal fest oben dabei bin.
David: Wir waren Ende 2022 auf der Rückreise von einem U19-Spiel in Wolverhampton, da hat mir der Trainer aus dem Nichts geschrieben: Du bist morgen bei den Profis im Training dabei. Das war schon ein sehr krasses Gefühl. Ich war bei den ersten Trainingseinheiten auch sehr aufgeregt, das hat sich dann aber relativ schnell gelegt. Damals waren ja noch Josh Guilavogui, Jerome Roussillon, Felix Nmecha oder Omar Marmoush da. Alle haben mich sehr offen empfangen. Das war sehr schön.
Wenig später ging es für dich dann ja auch erstmals unter Niko Kovac ins Profi-Trainingslager nach Almancil. Hat man denn im Vorfeld bereits ein Gefühl, dass es bald so weit sein könnte?
David: Ja, ich hatte schon ein bisschen das Gefühl, dass das passieren könnte. Wenn bei den Profis zum Beispiel ein Verteidiger gebraucht wird, wird dann meistens der Beste auf dieser Position aus der Akademie hochgezogen. Da ich in der Akademie gute Leistungen gebracht hatte, habe ich schon innerlich gedacht: Sollte bei den Profis jetzt jemand ausfallen, könnte ich der nächste sein, der hochrückt. Mir war klar: Wenn jemand gebraucht wird, wäre ich bereit.
Merkt man als Jugendspieler bei der ersten gemeinsamen Einheit mit den Profis sofort einen Qualitätsunterschied?
Bennit: Ich habe auf jeden Fall sofort einen Unterschied gemerkt, der war sogar ziemlich groß, was zum Beispiel Physis, Schnelligkeit und Passgenauigkeit angeht. Aufgeregt war ich auch. Dadurch, dass man vorher in der Kabine dann ja auch schon das erste Mal mit den Spielern gesprochen hat, hat sich das aber ein bisschen gelegt. Und als ich dann fest oben war, ging es sehr schnell, dass ich mich als Teil der Mannschaft gefühlt habe.
David: Ja, das kann ich bestätigen. Ich habe auch einen deutlichen Unterschied zur U19 gespürt, vor allem, was Tempo, Physis, Erstkontakt und taktisches Verständnis angeht – und der ist immer noch da. Ich glaube, man kann sich aber immer einigermaßen an das neue Niveau anpassen. Um dahin zu kommen, muss man natürlich weiterhin hart trainieren. Durch das Training mit besseren Mitspielern wird man selbst jeden Tag besser. Der Abstand wird dann nach und nach kleiner.
Bennit, du hast am 34. Spieltag der letzten Saison dein Profidebüt gegen Mainz gefeiert. Hast du damals damit gerechnet, dass das passieren kann?
Bennit: Ich habe es auf jeden Fall gehofft, aber wissen kann man natürlich nicht, dass man eingewechselt wird. Es war schon extrem cool, im Kader zu stehen. Und dann auch noch eingewechselt zu werden und das erste Mal Bundesliga zu spielen, war schon ein Traum und ein ganz besonderer Moment in meinem Leben.
Was unterscheidet ein Trainingslager der Akademie von einem der Profis?
David: Die grundsätzlichen Abläufe sind gar nicht so unterschiedlich, da unsere Akademie sehr professionell aufgestellt ist. Auch dort gibt es mehrere Einheiten am Tag, Videoanalyse und so weiter. Natürlich ist die Professionalität noch ein Stück weit höher, da der Staff größer ist. Die Abläufe sind noch ein bisschen klarer, das Hotel einen Tick komfortabler.
Seid ihr müder nach den Einheiten hier als in der Nachwuchsvorbereitung?
David: Das Training ist schon nochmal intensiver, es ist ein anderes Belastungslevel. Männer- und Jugendfußball ist schon ein großer Unterschied.
Bennit: Auch wenn man nicht unbedingt mehr trainiert, ist das Training an sich schon körperlich intensiver – und damit auch anstrengender.
Wie viel Feedback gibt es nach den Einheiten vom Trainerstab – oder auch nach den Testspielen, in denen du durchaus auffällig agiert hast?
Bennit: Das gibt es sicherlich nicht täglich, aber ich hatte vor Kurzem zum Beispiel eine Video-Einzelanalyse: Szenen von mir, an denen dann aufgezeigt wird, was ich in dem Moment hätte besser machen können. Da werden dann aber natürlich auch gute Szenen gezeigt.
David: Rainer Widmayer ist Ansprechpartner für die Jugendspieler, also für uns. Es ist schon etwas anderes, auf dem Platz zu stehen und sich dann später im Video zu sehen. Dort erkennt man dann schon, was man in einer Situation hätte anders machen können. Da gibt es also schon Aha-Erlebnisse.
Was sind eure kurzfristigen und auch langfristigen Ziele? Gibt es also so etwas wie einen Karriereplan?
David: Ich möchte einfach von Saison zu Saison schauen und so viele Minuten in der ersten Mannschaft machen, wie es geht. Ich möchte mich natürlich stabilisieren und als Fußballer weiterentwickeln. Wenn man mit den Profis trainiert, wird man automatisch in allen Bereichen besser. Das ist mein Ziel. Und langfristig hoffe ich, dass ich auch noch in zehn Jahren als Fußballprofi aktiv sein werde.
Bennit: Mir geht es da ähnlich, ich habe keine wirklichen langfristigen Ziele. Auch ich möchte einfach so viele Saisonminuten sammeln wie möglich.
Auf dem Weg zum Profi muss man naturgemäß auf vieles verzichten, was andere Jungs in eurem Alter tun. Habt ihr Dinge vermisst?
David: Das war schon nicht immer einfach. Der Freundeskreis verlagert sich auf jeden Fall – einfach, weil man nicht mehr die gleichen Interessen teilt wie zum Beispiel noch in der Schulzeit. Man muss schon auf einiges verzichten. Ich bin zum Beispiel schon von meiner Familie getrennt, seit ich 14 war. Es war nicht immer einfach im Internat. Ich konnte meine Schwestern in Berlin nicht so oft sehen, meine Familie war nicht bei mir. Aber letztendlich hat sich alles gelohnt und ausgezahlt. Deswegen bin ich damit fein. Außerdem sammelt man natürlich auch Erfahrungen, die man nirgendwo anders sammeln und nicht kaufen kann. Ich würde alles wieder genauso machen.
Bennit: Ich habe sowohl einen Freundeskreis innerhalb als auch außerhalb des Fußballs. Mir selbst fiel es nie schwer, auf irgendetwas zu verzichten – wahrscheinlich, weil ich ohnehin nicht der Typ bin, der gerne auf Partys geht.
Wie verbunden seid ihr noch mit der Akademie?
Bennit: Ich bin immer noch ziemlich verbunden mit einigen Spielern aus der U19. Mit Till Neininger wohne ich im selben Dorf, auch mit Leo Köhler treffe ich mich noch häufig.
David: Natürlich fühle ich mich noch sehr verbunden. Ich habe dort vier Jahre gelebt, kenne da alle Leute und jede Ecke – auch, wenn es dort natürlich auch ein Kommen und Gehen ist. Ich arbeite zurzeit auch als Praktikant in der Buchhaltung der Akademie, was mir Spaß macht.
David, du darfst dich seit dem Titelgewinn letztes Jahr in Indonesien Weltmeister nennen. Was hat sich seitdem verändert?
David: Das meiste, was sich verändert hat, ist mein Selbstvertrauen, dass ich mit den Besten in meinem Jahrgang mithalten kann. Auch wenn es meiner Karriere natürlich einen Schub gegeben hat: Das Fußballgeschäft ist schnelllebig. Was gestern war, interessiert keinen mehr. Und ich glaube, dass Jugendtitel nicht mehr so relevant sind, wenn man in den Profibereich kommt. Aber für mich selbst und meine Familie war es ein sehr schönes Erlebnis – einfach eine lebenslange Erinnerung.