Der Speisesaal der VfL-Frauen im Teamhotel in San Sebastian war festlich dekoriert, als die Mannschaft sowie das Trainer- und Betreuerteam nach der 1:3-Niederlage im UWCL-Finale gegen Olympique Lyon aus dem Estadio de Anoeta zurückgekehrt waren. Zur allgemeinen Stimmungslage wollte dies freilich nicht passen, schließlich ließ sich die Enttäuschung nach dem verpassten dritten Titelgewinn in der europäischen Königsklasse nicht auf Knopfdruck abstellen. Der Optimismus, die französischen Seriensiegerinnen diesmal zu besiegen, war groß. Doch während Lyon auch in diesem Jahr nahezu keine Schwächen offenbarte, schafften es die Wölfinnen eben nicht, das perfekte Spiel auf den Platz zu bringen. Und genau das – soweit war man sich im Vorfeld einig – wäre vonnöten gewesen, um den Rekord-Titelträger ins Wanken und zu Fall zu bringen.
„Sehr interessante Erfahrung“
In seiner Ansprache an das Team ging VfL-Geschäftsführer Dr. Tim Schumacher, der zusammen mit seinem Geschäftsführer-Kollegen Michael Meeske am Samstagabend in San Sebastian eintraf, dann auch nicht allein auf die zurückliegenden 90 Minuten ein. „Heute sind wir alle traurig und enttäuscht, dass es nicht zum Titel gereicht hat. Aber ihr habt trotzdem eine sensationelle Saison gespielt und seid ein Aushängeschild für den VfL Wolfsburg.“ Dr. Schumacher fand auch Worte für das Team hinter dem Team, das optimale Rahmenbedingungen für den schwierigen Aufenthalt im als Corona-Risikogebiet eingestuften Spanien geschaffen habe. In die gleiche Kerbe schlug auch der Sportliche Leiter Ralf Kellermann: „Ein großes Kompliment an alle Mitarbeiter, die dieses Turnier vorbereitet und auch hier vor Ort einen ganz tollen Job erledigt haben. Das war eine logistische Herausforderung, die wir alle zusammen gemeistert haben. Insgesamt war diese Turnierform aber eine sehr interessante Erfahrung.“
Rekord-Einschaltquote auf SPORT1
Auch wenn es nicht zum großen Coup gereicht hat, standen die VfL-Frauen schon lange nicht mehr derart im medialen Fokus wie in den letzten Tagen. Das UWCL-Finalturnier war – in einem Zeitraum nach Ende der europäischen Finalturniere bei den Männern und vor dem Liga-Start – günstig terminiert. Im Schnitt 880.000 Zuschauer, in der Spitze sogar 1,28 Millionen, sahen das Finale bei SPORT1 – ein Frauenfußball-Rekord für den Sender. Auch international waren die Spielerinnen gefragt: Zahlreiche Interviewanfragen aus aller Welt erreichten das Team in San Sebastian. Der improvisierte Medienraum im Teamhotel war ein gut frequentierter Ort. Allein Fridolina Rolfö, die das einzige Tor beim 1:0 im Halbfinale gegen den FC Barcelona erzielte, gab rund 20 digitale Interviews. Und das freiwillig und aus voller Überzeugung: „Es ist wichtig, dass sich die Medien für den Frauenfußball interessieren, daher habe ich das gerne gemacht“, so die Schwedin, die im Finale den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer von Alexandra Popp mit einer Flanke von der linken Seite eingeleitet hatte.