Männer

„Wir haben klare Vorstellungen“

VfL-Sportdirektor Sebastian Schindzielorz im Interview.

Im Rahmen der Präsentation des neuen Geschäftsführers Peter Christiansen ist fast ein wenig untergegangen, dass sich auch Sebastian Schindzielorz klar zum VfL Wolfsburg bekannt hat. Der 45-Jährige, der in seine zweite komplette Saison als VfL-Sportdirektor geht, hat mit den Grün-Weißen, wie man deutlich heraushört, noch einiges vor. Im Interview spricht Schindzielorz über die Beweggründe für seine Vertragsverlängerung, die veränderte Konstellation auf der Kommandobrücke und die Lehren aus der alten sowie die Ziele für die kommende Saison.

Sebastian Schindzielorz, von aktiven Spielern weiß man, dass es zum Ende der Sommerpause allmählich in den Füßen juckt. Geht es einem als Funktionär auch so?

Sebastian Schindzielorz: Wenn wir jetzt hier so sitzen und unsere Mannschaft durchs Fenster auf dem Trainingsplatz sehen, dann vielleicht ein ganz bisschen (lacht). Grundsätzlich vermisse ich das aber nicht, wenn ich ehrlich bin. Alles hat seine Zeit. Zumal der Fokus auch gerade ein ganz anderer ist und man im Alltag wenig Zeit hat, sich darüber Gedanken zu machen.

Treten Sie denn manchmal noch gegen den Ball?

Schindzielorz: Sehr, sehr selten. Bis vor ein paar Jahren habe ich das mit ehemaligen Weggefährten noch regelmäßig gemacht. Aber inzwischen versuche ich mich anderweitig fit zu halten. Durch Joggen oder Radfahren beispielsweise. Der aktive Fußball liegt hinter mir.

Seit letztem Donnerstag befinden sich die Wölfe wieder auf dem Platz. Damit hat der sichtbare Abschnitt der Saisonvorbereitung begonnen. Seit wann beschäftigen Sie sich schon mit der Spielzeit 2024/2025?

Schindzielorz: Das kann man nicht zeitlich eingrenzen, das ist ein permanenter Prozess. Der ständige Austausch mit der Scouting-Abteilung oder mit Beratern beispielsweise findet ja über das ganze Jahr statt. Phasen des Stillstands gibt es eigentlich nicht.

In den letzten Wochen lagen auf Ihrem Schreibtisch nicht nur Spielerverträge, sondern auch Ihr eigenes Arbeitspapier, das inzwischen ausgedehnt wurde. Wie ist diese Weichenstellung über die Bühne gegangen?

Schindzielorz: Es war ein sehr offener und transparenter Austausch mit dem Aufsichtsrat um Frank Witter. Wir hatten eine gute und vertrauensvolle Kommunikation. Nun freue ich mich sehr, dass es eine Lösung gibt und ich weiter Teil des Klubs bin.

In der Phase nach der Trennung von Marcel Schäfer ist auch Ihr Name immer wieder in diversen Szenarien gehandelt worden. Wie war das für Sie?

Schindzielorz: Tatsächlich habe ich versucht, das so wenig wie möglich zu verfolgen. Das fiel mir nicht schwer, weil einiges zu tun war. Natürlich sind die Medien ein großer Faktor im Fußball, Spekulationen gehören einfach dazu. Ich bin aber ohnehin jemand, der grundsätzlich nicht öffentlich über seine Vertragssituation redet. Meine Aufgabe ist es, das Beste aus dem Klub herauszuholen und als Teil des Teams meinen Beitrag dazu zu leisten, erfolgreich zu sein. Darauf habe ich mich in den letzten Monaten genauso wie jetzt konzentriert.

Ganz platt gefragt: Warum haben Sie beim VfL Wolfsburg verlängert?

Schindzielorz: Damals, als mein Vertrag in Bochum auslief, hatte ich mich ja sehr bewusst für diese Herausforderung entschieden. Und damit bin ich nach wie vor sehr glücklich. Ich habe eine emotionale Bindung zum Klub. Nicht nur als Spieler hatte ich in Wolfsburg eine sehr erfolgreiche und wunderschöne Zeit, sondern genauso im privaten Bereich. Meine Kinder sind hier geboren. Die Arbeit für diesen Verein in diesem Umfeld mit den Menschen in dieser Stadt bedeutet mir viel. Für mich ist das eine runde Geschichte.

Wie blicken Sie jetzt auf die neue Konstellation mit Peter Christiansen?

Schindzielorz: Ich bin sehr froh, dass wir mit Peter jemanden haben, der eine andere Sicht auf den Fußball in Deutschland und auf den Klub hat und der, das ist jetzt bereits sichtbar geworden, eigene Ideen und Gedankengänge mitbringt. Neuen Input zu bekommen, kann für eine Gruppe nur positiv sein. Ich versuche mich da bestmöglich einzubringen, um ihm den Einstieg so leicht wie möglich zu machen. 

Auch Ralph Hasenhüttl ist ja noch einigermaßen frisch im Amt. Im Unterschied zur letzten Transferphase gibt es für Sie damit gleich zwei neue Ansprechpartner für die Kaderplanung.

Schindzielorz: Schon, aber das bedeutet eigentlich keine wesentlichen Veränderungen in den Abläufen. In allen Konstellationen auf dieser Ebene bedarf es einer guten Kommunikation. Es ist wichtig, dass man alle Meinungen auf einen Nenner bringt, um gemeinsame Entscheidungen zu treffen. Transferphasen sind eine sehr hektische Zeit, in der sich Dinge innerhalb kürzester Zeit verändern können. Inklusive der handelnden Personen. Insofern empfinde ich diese Situation gar nicht als ungewöhnlich.

Bedeuten neue Entscheidungsträger nicht aber auch neue Vorstellungen, was die Bauarbeiten am Kader betrifft?

Schindzielorz: Im Einzelfall vielleicht schon. Aber die wesentlichen Lehren aus der vergangenen Saison verändern sich dadurch nicht. Wir sind Zwölfter geworden, haben zu viele Spiele verloren und zu viele Punkte abgegeben. Das hatte Gründe, die wir analysiert haben. Daran orientieren wir uns und leiten unsere Tätigkeiten für die neue Saison daraus ab. Ich würde deshalb nicht sagen, dass die Umbauarbeiten größere werden, nur weil andere Personen da sind. Unser Ansatz ist es, konkret die Dinge in der Kaderplanung zu korrigieren, die nicht gut gelaufen sind. Das wollen wir als Chance sehen, damit die neue Spielzeit eine bessere wird.

Lässt sich umreißen, wie stark sich die Mannschaft noch verändern wird?

Schindzielorz: Das ist ein sehr dynamischer Prozess. Aktuell sind viele Player im Markt unterwegs: andere Vereine, Spieler, Berater. Und es betrifft nicht nur die Spieler, die wir im Auge haben, sondern möglicherweise auch andere Vereine, die sich mit unseren Spielern beschäftigen. Insofern sind Vorhersagen unheimlich schwierig. Aber wir haben klare Vorstellungen im Kopf und haben für uns definiert, auf welchen Positionen wir etwas verändern wollen. Da sind wir bislang gut im Plan. Ich gehe aber davon aus, dass sich auf beiden Seiten noch etwas bewegen wird.

Was darf man von den Wölfen für die neue Saison erwarten?

Schindzielorz: Dass wir mit dem Ergebnis der alten Saison nicht zufrieden sind, haben wir bereits deutlich formuliert. Insofern ist es klar, dass wir uns verbessern und deutlich stärker abschneiden wollen als zuletzt. Der VfL Wolfsburg ist grundsätzlich ein Klub mit internationalen Ambitionen.