Männer

Später Nackenschlag

Wölfe kassieren gegen Vize-Meister Stuttgart in der Nachspielzeit das 2:2.

Der VfL Wolfsburg hat erstmals in der laufenden Spielzeit die Punkte geteilt. Im Heimspiel gegen den Vorjahreszweiten VfB Stuttgart kam die Elf von Cheftrainer Ralph Hasenhüttl am Samstagnachmittag über ein 2:2 (1:1) nicht hinaus. Jonas Wind (20.) und Mohammed Amoura (68.) markierten vor 27.135 Zuschauenden in der Volkswagen Arena die grün-weißen Treffer. Besonders bitter: Der zweite Treffer der Gäste fiel erst in der siebten Minute der Nachspielzeit. In der Tabelle blieb der VfL für den Moment auf dem 13. Platz. Das nächste Mal im Einsatz sind die Wölfe am kommenden Samstag, 5. Oktober (Anstoß um 15.30 Uhr), wenn sie im dritten Auswärtsspiel der Saison beim VfL Bochum gastieren.

Personal

Rogerio, Joakim Maehle, Kevin Paredes, Lovro Majer, Bartosz Bialek, Lukas Nmecha – die Ausfallliste war immer noch lang. Zudem galt es Yannick Gerhardt zu ersetzen, der rotgesperrt nicht mitwirken durfte. Weil kurzfristig obendrein Patrick Wimmer wegen muskulärer Probleme passen musste, stellte Hasenhüttl gegenüber dem Auswärtsspiel in Leverkusen doppelt um: Für Wimmer sowie Ridle Baku rückten Konstantinos Koulierakis und Wind in die Startformation. Stuttgart, zuletzt mit einem 5:1-Ausrufezeichen gegen Borussia Dortmund, begann mit Fabian Rieder statt Deniz Undav.

Spielverlauf

Dass beide Teams am letzten Spieltag sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht hatten, merkte man speziell den Schwaben zu Beginn durchaus an. Sofort ergriffen sie die Initiative und suchten in der VfL-Defensive nach Lücken. Ermedin Demirovic nutzte eine solche beinahe zur sehr frühen Führung, scheiterte aus kurzer Distanz aber am glänzend reagierenden Kamil Grabara (5.). Während die Gäste sich weiter ausbreiteten, verhielten sich die Wölfe abwartend, zeigten sich dann aber abgebrüht genug, gleich ihre erste Torannäherung auch zum Führungstreffer zu nutzen (20.). Die Kräfteverhältnisse gleichen sich nun etwas an. Per Flachschuss von der Strafraumkante drohte Kilian Fischer gar mit einem zweiten Tor (28.). In einer Phase, als wiederum kaum damit zu rechnen war, nahmen die Schwaben dem VfL per Elfmeter-Abstauber die Führung jedoch aus der Hand (31.). Fast kam es noch dicker, doch Maximilian Mittelstädt feuerte zum Glück für die Wölfe freistehend vor Grabara aus spitzem Winkel haarscharf vorbei (39.).

Durchgang zwei begann wie der erste, nämlich mit einem gefährlichen Abschluss der Gäste, für die Julian Chabot einen Flankenball über das Tor köpfte (52.). In der Folge zogen beide Mannschaften ihre Reihen zusammen und scheuten größeres Risiko, wodurch sich das Geschehen zwischen den Strafräumen einpendelte. Eine ganz neue Note bekam die Partie, als Stuttgart infolge einer Gelb-Roten Karte einen Spieler verlor (63.). Sowohl die Überzahl als auch die Konfusion verstanden die Wölfe zu nutzen, indem sie mit einem überfallartigen Angriff die erneute Führung herstellten (68.). Zusätzlich hitzig wurde es, als Torschütze Amoura wegen eines vermeintlich groben Foulspiels zunächst mit glatt Rot vom Platz flog, dann aber doch weiterspielen durfte, weil sich der Unparteiische nach Ansicht der Bilder korrigierte (74.). Als mal wieder Fußball gespielt wurde, vergab der eingewechselte Baku die Riesenchance, den Stecker zu ziehen, als er freistehend über das Tor schoss (81.). Stattdessen bekam Grün-Weiß das Geschehen nicht entscheidend beruhigt, sah sich bis in die Schlussminuten weiter angreifenden Schwaben ausgesetzt – und kassierte tatsächlich fast ganz zum Ende der neunminütigen Nachspielzeit noch den bitteren Ausgleich.

Tore

  • 1:0 Wind (20.): Wenn der VfL angreift, dann auch richtig! Über die linke Seite treibt Amoura das Leder nach vorn und passt im besten Moment in die Mitte zu Wind. Der Däne schaut sich eine Ecke aus und schließt den Konter mit einem trockenen Schuss ins rechte Eck optimal ab.

  • 1:1 Millot (32.): Das fühlt sich wie ein doppelter Kinnhaken an: Aus einer eigentlich kaum gefährlichen Situation ergibt sich ein Elfmeter für den VfB Stuttgart, nachdem Sebastiaan Bornauw gegen Jamie Leweling zu spät kommt. Den Strafstoß pariert Grabara gegen Enzo Millot sogar – ist gegen dessen Nachschuss allerdings machtlos.

  • 2:1 Amoura (68.): Im besten Moment nutzt Grün-Weiß eine Kontersituation zur erneuten Führung. Als Jakub Kaminski den startenden Amoura auf die Reise schickt, ist dieser nicht mehr einzufangen und überwindet mit seinem ersten VfL-Pflichtspieltreffer den Stuttgarter Schlussmann.

  • 2:2 Undav (90.+7): Nicht zu fassen, aber wie in Leverkusen schlucken die Wölfe nach hinten heraus noch eine ganz bittere Pille: Mit einem der letzten Angriffe der Partie bekommt es der eingewechselte Undav hin, der Hasenhüttl-Elf den Heimsieg noch abzujagen.

Trainerstimmen

Ralph Hasenhüttl: Wir haben heute gegen einen Gegner gespielt, der mit seiner Qualität am Ball zum Besten zählt, was man in der Bundesliga antrifft. Für uns ging es deshalb erstmal darum, gegen den Ball konsequent zu sein. Das haben wir über weite Strecken gut geschafft. Wir konnten nicht alles unterbinden, haben aber im letzten Drittel kaum etwas zugelassen. Umso bitterer war der Elfmeter, den wir versursacht haben. Für die zweite Halbzeit war es wichtig, offensiver zu pressen, um mehr Ballgewinne zu haben. Beide Platzverweise waren in meinen Augen unberechtigt, aber bei Gelb-Rot darf der Videoschiedsrichter eben leider nicht eingreifen. Wir haben versucht, unserem Spielstil treu zu bleiben. Dann kam es sofort zu der Situation, auf die wir gewartet hatten und die wir noch viel öfter hätten suchen müssen. Aber nach dem zweiten Tor haben wir die Riesenchance aufs 3:1 nicht genutzt und wurden dann bestraft auf eine Weise, die wehtut.

Sebastian Hoeneß: Die erste Halbzeit war aus unserer Sicht in Ordnung bis gut. Es ist uns immer wieder gelungen, was wir uns vorgenommen hatten. Was gefehlt hat, war die Präsenz in der Box. Deshalb haben wir nicht die Anzahl an Chancen kreiert, die es aus der gefühlten Überlegenheit heraus hätte geben können. Nach dem Gegentor haben wir gut reagiert und sind zurückgenommen. Doch durch den bitteren Platzverweis, den ich für eine klare Fehlentscheidung halte, war es dann ein anderes Spiel. Nach dem 2:1 der Wolfsburger hat meine Mannschaft trotzdem gezeigt, dass sie daran glaubt, das Ding noch drehen zu können. Dass wir uns am Ende belohnen konnten, war sehr, sehr wichtig für die Moral.

Aufstellungen und Statistiken

VfL Wolfsburg: Grabara – Fischer, Bornauw, Zesiger, Koulierakis – Tomas (65. Baku), Svanberg (80. Vranckx), Arnold (86. Özcan), Kaminski – Wind, Amoura (86. Behrens)

Ersatz: Müller (Tor), Pervan (Tor), Odogu, Vavro, Dardai

VfB Stuttgart: Nübel – Vagnoman (87. Stenzel), Rouault, Chabot, Mittelstädt – Karazor, Stiller, Rieder (71. Führich), Millot (57. Undav), Leweling (86. Woltemade) – Demirovic (71. Toure)

Ersatz: Bredlow (Tor), Chase, Hendriks, Keitel

Tore: 1:0 Wind (20.), 1:1 Millot (32.), 2:1 Amoura (68.), 2:2 Undav (90.+7)

Gelbe Karten: Bornauw, Arnold, Amoura, Vranckx, Koulierakis / –

Gelb-Rote Karte: Karazor (62.)

Besonderes Vorkommnis: Grabara pariert Foulelfmeter von Millot (31., Bornauw an Leweling)

Schiedsrichter: Sven Jablonski (Bremen)

Zuschauende: 27.135 am Samstagnachmittag in der Volkswagen Arena

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