In Oldenburg ist Gerold Steindor ein Urgestein. Seine sportliche und berufliche Reife hat er in Wolfsburg erlangt.
Was ihn erwarten wĂŒrde, das hatte er sich schon ausmalen können. Mit der A-Jugend des VfB Oldenburg nahm Gerold Steindor Ende der 60er Jahre an einem Turnier in Wolfsburg teil. âVon Stadt und Umfeld war ich begeistert. Als anderthalb Jahre spĂ€ter das Angebot vom VfL kam, stand sofort fĂŒr mich fest: Das mache ich!â Mit 20 Jahren stieĂ Steindor so zu einem Topteam der Regionalliga Nord, damals die zweithöchste deutsche Spielklasse. Was er erlebte, kam ihm fĂŒr die Anforderungen im Profi-Bereich wie eine Feuertaufe vor. âDie Physis, die das ĂŒbrige Team unter âFarkaâ schon gewohnt war, musste ich mir erst ĂŒber Monate erarbeitenâ, lacht er. âDas war anfangs sehr hart.â
Schmiede der Topathleten
Farka, das war bekanntlich VfL-Trainerlegende Imre Farkaszinski. Nicht nur der Drill des Ungarn aber machte Steindor zu schaffen, sondern auch die starke Konkurrenz. âFredi Rotermund, Eddi Meyer, Wolfgang Simon â nicht so einfach, da seinen Platz zu finden.â Irgendwann aber kam er zum Zug. Weil der laufstarke Sechser, Typ AbrĂ€umer und Ballverteiler zugleich, nicht nur technisch ĂŒberzeugte. Sondern auch fleiĂig an sich arbeitete. âWolfsburg war ja damals auch in anderen Sportarten ein bedeutender Standort. So durfte ich hochinteressanten Menschen begegnen wie Hildegard Falck und vor allem Klaus Glahnâ, so der 65-JĂ€hrige. Mit dem Judoka freundete Steindor sich an, schuftete zudem regelmĂ€Ăig mit ihm im Kraftraum, um körperlich mit den anderen mithalten zu können.
âSportschauâ am Elsterweg
Rund 100 EinsĂ€tze kamen im VfL-Trikot zusammen. In seiner besten Phase zog Steindor hinter âOttoâ Wallek und Wilfried Kemmer die FĂ€den, ehe er 1974 als gestandener Spieler wieder in die Heimat zurĂŒckging. Ăber 500 Mal lief er anschlieĂend noch fĂŒr den VfB Oldenburg auf, hat bis heute in der Region einen Namen. Die Erinnerungen aus Wolfsburger Tagen sind trotzdem prĂ€sent. LegendĂ€re RĂŒckfahrten in den berĂŒhmten Bullis zum Beispiel. Oder ein entscheidendes Heimspiel gegen den VfL OsnabrĂŒck. âMit einem Sieg wĂ€ren wir in die Bundesliga-Aufstiegsrunde gezogen. Der Elsterweg war richtig voll, sogar die âSportschauâ hat berichtet. Leider ist das Spiel aber in die Hose gegangen.â
Beste Erinnerungen ans Werk
Ende der 70er sprang die TĂŒr zur Bundesliga wieder kurz auf, doch ein Angebot aus Bremen schlug Steindor aus. âNoch mal eine Ă€hnliche Schinderei wie damals beim VfL? Das wollte ich nichtâ, so der gelernte Versicherungskaufmann. Heute ist er Landesamtmann als Revisor bei der Deutschen Rentenversicherung Oldenburg-Bremen. Dabei hatte er als Wölfe-Spieler eine gute Stellung im Werk, arbeitete von 1971 bis Ende 1973 in der Versicherungsabteilung Inland, Unterabteilung Regress. âEine interessante Aufgabe, die ich eigentlich nie hĂ€tte aufgeben dĂŒrfen. Volkswagen zu verlassen, war unvernĂŒnftig und fiel mir schwerâ, erinnert sich Steindor. âAber ich habe viel gelernt und mitgenommen, beruflich genau wie beim VfL. So ging ich als gereifter Mensch wieder zurĂŒck.â
Veröffentlicht in âUnter Wölfenâ am 16. August 2015.