Heute ist es das einzige Nordduell der Bundesliga. Als es der VfL und Werder Bremen zum ersten Mal miteinander zu tun bekamen, war die höchste Spielklasse sogar ausschließlich mit Teams aus dem Norden gespickt. Logisch: Vor Einführung der Bundesliga 1963 blieb man in der Region unter sich. Mit dem Aufstieg 1954 begann dennoch für die Wölfe eine aufregende Zeit. Neun Jahre nach der Vereinsgründung spielte Grün-Weiß nun in der Oberliga Nord gegen die ganz großen Klubs wie den HSV, Hannover 96 oder eben Werder Bremen. Vom allerersten Pflichtspiel gegen die Hanseaten schlummerten im VfL-Archiv noch einige bislang unveröffentlichte Aufnahmen. Sie zeigen das Gastspiel der Wölfe im Weserstadion in der Saison 1954/1955, in dem es wenig zu holen gab.
Mit Rückenwind nach Bremen
Als Aufsteiger hatte sich die Elf von Ludwig, genannt „Pipin“, Lachner bis dato wacker geschlagen: Bei Altona 93 hatte es zur Saisonpremiere, dem ersten Erstligaspiel der VfL-Historie, zu einem achtbaren 2:2 (2:2) gereicht. Den Eimsbütteler SV schlug Grün-Weiß anschließend am Elsterweg sogar mit 3:1 (3:0). Nach dem richtig guten Start folgte am dritten Spieltag nun das Gastspiel an der Weser – verglichen mit den vorherigen Partien eine Herkulesaufgabe. „Dieses Spiel dürfte dem VfL bisher die schwerste Aufgabe stellen. Ob es den Neulingen gelingt, in Bremen Fuß zu fassen, das dürfte doch sehr fraglich sein. Mit einem Unentschieden wären die Wolfsburger sicherlich schon sehr zufrieden“, prophezeite die Wolfsburger Allgemeine Zeitung (WAZ) und sollte Recht behalten.
Bräutigam verhindert Schlimmeres
Mit einem Blitztor brachte Siegfried Höhn die Wölfe zwar überraschend in Front (1.). Nachdem Lothar Pospich aber die große Chance aufs 2:0 ausgelassen hatte, wirbelten nur noch die Bremer, die seit 1947 durchgängig der Oberliga angehörten und ihre ganze Routine ausspielten. Einen gewissen Erich Haase, dem ein Hattrick gelang (41./44./63.), bekamen die Gäste überhaupt nicht in den Griff. Addiert um den Doppelpack von Wilhelm Preuße (31./68.) stand am Ende eine 1:5-Niederlage, und das auch noch am 12. September, dem VfL-Vereinsgeburtstag. Als beste Wolfsburger hob die WAZ hinterher Günther Litzenberg, den Torschützen Höhn und vor allem Torwart Helmut Bräutigam heraus, „der sich durch wundervolle Paraden in den Blickpunkt des Treffens (stellte) … und immer wieder von den 9.000 Zuschauern mit Beifall überschüttet wurde.“