Frauen

Kindheitstraum erfüllt

Mit 20 Jahren hat Neu-Wölfin und Ex-Frankfurterin Camilla Küver in ihrer Karriere schon Höhen und Tiefen erlebt.

VfL-Wolfsburg-Spielerin Camilla Küver lacht während des Trainings.

Wenn die Wölfinnen am Sonntag, 1. Oktober (Anstoß um 14 Uhr), zum Auswärtsspiel nach Frankfurt reisen, dann ist es für eine von ihnen eine Fahrt in die Heimat: Camilla Küver kommt aus der Nähe der hessischen Metropole und hat mehrere Jahre lang bei Eintracht Frankfurt sowie dem Vorgängerverein 1. FFC Frankfurt gespielt. Im Sommer wechselte die Verteidigerin nach Wolfsburg. Hinter der 20-Jährigen liegt keine einfache Zeit. Trotzdem – oder gerade deshalb – blickt sie jetzt optimistisch nach vorne und erwartet eine spannende Bundesliga-Partie am Wochenende.

Zurück auf dem Platz

Fast sechs Monate musste Küver aufgrund einer Knieverletzung pausieren. In dieser Woche stand sie erstmals gemeinsam mit ihren neuen Teamkolleginnen beim VfL Wolfsburg auf dem Platz – ein Moment, dem sie lange entgegengefiebert hat: „Ich werde Schritt für Schritt an das Mannschaftstraining herangeführt. Aber ich merke jetzt, dass es vorangeht. Sobald ein Ende in Sicht ist, ist es erträglicher.“ Im Trainingslager hatte Küver die ersten Runden allein über den Platz gedreht. Das Lächeln im Anschluss war groß: „Wenn man die ganze Zeit über nur im Kraftraum arbeiten kann, dann geht einem das irgendwann schon auf die Nerven.“ Dass der Wechsel nah Wolfsburg mitten in ihre lange Zwangspause fiel, habe geholfen, sagt die 20-Jährige: „Es gab dadurch in der Verletzungszeit etwas, worauf ich mich freuen konnte. Mir wird es hier sowieso total leicht gemacht, anzukommen. Auch als verletzte Spielerin fühlt man sich sehr willkommen und als Teil des Teams.“ Gleichzeitig sei es schwer gewesen, beim Training erstmal nur zuzugucken: „Man möchte ja eigentlich selbst gerne zeigen, was man kann.“

Berufswunsch „Fußballerin“

Dieser Zeitpunkt rückt endlich näher. Ihr Potenzial hat die Abwehrspielerin bei Eintracht Frankfurt bereits unter Beweis gestellt: In ihrer ersten Saison mit Profi-Vertrag erspielte sich die damals 17-Jährige einen Stammplatz bei der Eintracht, stand 2021 auch im Pokalfinale gegen den VfL in der Startelf. Die Redaktion des Portals „Goal.com“ wählte sie im März 2022 auf Platz neun der weltweit größten Talente im Frauenfußball. Als Teenagerin konnte Küver sich sogar zwischen zwei Sportarten entscheiden: „Ich war auf einer Sportschule in Frankfurt und war dort die ersten zwei Jahre im Leichtathletik-Programm, bevor ich zum Fußball-Programm gewechselt bin.“ Dass es der Fußball werden würde, sei für sie aber eigentlich von Anfang an klar gewesen – „weil es ein Teamsport ist und ich mich immer mehr darauf gefreut habe.“ Wer sie als Kind nach ihrem Berufswunsch fragte, bekam als Antwort „Fußball-Profi“. Der Grund: „Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, irgendwann mit dem Spielen aufzuhören. Deshalb war für mich klar, dass ich, um immer weiterzuspielen, Profi werden muss.“ Heute ist sie sehr glücklich darüber, dass ihr Kindheitstraum wahrgeworden ist: „Es ist schon krass, dass man die Möglichkeit hat, das Hobby zum Beruf zu machen.“

Wolfsburg ist „nächster Schritt“

Den Fußball liebt sie trotz der Schattenseiten, die die 20-Jährige ebenfalls bereits erleben musste. Die aktuelle Verletzung ist für Küver der zweite Rückschlag in ihrer Karriere. Ende 2021 hatte sie sich das Kreuzband gerissen und kämpfte sich anschließend zurück. „Gerade dadurch, dass es für mich jetzt die zweite Verletzung war, fühlt es sich so an, als wäre ich ewig rausgewesen.“ Umso mehr freut sie sich darauf, dass es nun bergauf geht. Was ihr Ziel für die erste Saison in Wolfsburg ist? „Fit werden und vor allem fit bleiben. Aber dann möchte ich natürlich auch darüber hinaus die nächsten Schritte gehen. Ich möchte mich hier an das Niveau anpassen, um für die Trainer eine ernsthafte Alternative zu sein und dem Team zu helfen.“ Dass Wolfsburg der richtige Ort ist, um sich weiterzuentwickeln, sei ihr bei den Gesprächen vor der Vertragsunterschrift schnell klar gewesen: „Die Möglichkeiten, die einem hier geboten werden, haben mich sehr gereizt. Für mich war es aber generell gut, in ein neues Umfeld zu kommen und einen Schritt aus der Komfortzone heraus zu machen. Dadurch, dass ich von zuhause ausgezogen bin, bin ich jetzt auch eigenständiger.“

Enger Draht nach Frankfurt

Obwohl sie am Sonntag noch nicht auf dem Platz stehen kann, fährt Küver natürlich trotzdem mit nach Frankfurt: „Ich freue mich sehr auf das Spiel und kombiniere das mit einem kurzen Besuch zuhause.“ Die Begegnungen zwischen Wolfsburg und Frankfurt seien „immer aufregend“. Erst recht dann, wenn sie im großen Stadion, im Deutsche Bank Park, stattfinden. „Ich denke, dass unsere Mannschaft nach der Niederlage im Mai ein bisschen etwas gutmachen will. Die Frankfurterinnen haben das erste Ligaspiel verloren, deshalb wollen die es jetzt im zweiten wahrscheinlich auch besser machen. Von daher gehen wir beide sehr motiviert in dieses Spiel.“ Ihr Draht nach Frankfurt ist weiter eng: „Ich habe dort einige gute Freundschaften und verfolge natürlich genau, wie es für die Eintracht so läuft.“ Dass die Mannschaft in dieser Saison bis in die Playoffs zur Champions-League-Qualifikation gekommen sei, „sei ein großer Schritt“. Insgesamt erwartet Küver eine spannende Saison: „Es gibt einige Teams, die man nicht unterschätzen darf und am ersten Spieltag hat man ja gesehen, dass sich nicht alle Favoriten durchsetzen konnten. Von daher denke ich, dass diese Saison vielleicht noch mehr Überraschungen bereithält als die vorherigen.“

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