Frauen

Kein Henkelpokal

VfL-Frauen unterliegen im Finale der Königsklasse dem FC Barcelona mit 2:3.

Ewa Pajor vom VfL Wolfsburg konkurriert mit ihrer Konkurrentin um den Ball.

Die Bundesliga-Frauen des VfL Wolfsburg haben den ganz großen Wurf verpasst. Im Endspiel um die Trophäe der UEFA Women’s Champions League verlor die Elf von Cheftrainer Tommy Stroot am späten Samstagnachmittag gegen den FC Barcelona mit 2:3 (2:0). Durch Treffer von Ewa Pajor (3.) und Alexandra Popp (37.) lag der VfL vor 34.120 Zuschauenden im ausverkauften Philips Stadion in Eindhoven zur Pause noch in Führung. Infolge eines frühen Doppelschlags nach dem Seitenwechsel durch Patricia Guijarro (48./50.) kippte jedoch die Partie, ehe Ex-Wölfin Fridolina Rolfö das Spiel vollends für die Spanierinnen drehte (70.). Schon zuvor hatte festgestanden, dass die Wölfinnen infolge des erneuten Gewinns des DFB-Pokals auch im elften Jahr in Folge eine Pflichtspielsaison mit mindestens einem Titel abschließen würden. Im Europapokal ist der VfL nun nicht automatisch für die Gruppenphase 2023/2024 qualifiziert, sondern hat für eine erneute Teilnahme als nationaler Vizemeister zunächst zwei Partien in der Play-off-Runde vor sich.

Personal

Marina Hegering und Lena Lattwein hatten zuletzt noch gefehlt, doch auch sie waren pünktlich zum Showdown wieder einsatzbereit. Somit stand dem Cheftrainer der komplette Kader zur Verfügung. Gegenüber dem finalen Bundesligaspiel gegen den SC Freiburg stellte Stroot auf einer Position um: Lena Oberdorf kehrte zurück in die erste Elf, Tabea Waßmuth rotierte auf die Einwechselbank.

Spielverlauf

Das 38. Pflichtspiel einer langen Saison begann – nach einer Gänsehaut erzeugenden Zeremonie vor dem Anpfiff – mit einem Prachtstart für Grün-Weiß, denn gleich mit dem ersten Vorstoß Richtung Tor der Katalaninnen gelang die frühe Führung (3.). Die Wölfinnen, die im neuen Saisontrikot 2023/2024 spielten, hatten es mit einem zunächst verdatterten Gegner zu tun, der aber bald vehement probierte, eine Antwort zu finden. Nach einigen Halbchancen vergab Irene Paredes eine Riesengelegenheit, als sie nach einer Ecke am langen Pfosten nur noch einnicken musste, aus kurzer Distanz aber neben die Längsstange traf (13.). Der VfL blieb in der Defensive sehr gut beschäftigt und zeigte dem spanischen Meister mit seinem hellwachen Stellungsspiel überwiegend die Stirn. Ex-Wölfin Caroline Hansen stellte trotzdem um ein Haar auf 1:1, als sie im Zentrum nach scharfer Flanke von links den Ball nicht richtig erwischte (34.). Mit einem zweiten Wölfinnen-Tor war angesichts Barcas klaren Übergewichts kaum zu rechnen, doch tatsächlich bewies die Stroot-Elf beachtliche Kaltschnäuzigkeit, als sie auch ihre zweite Gelegenheit zu einem Torerfolg nutzte (37.). Zumal Merle Frohms kurz vor dem Halbzeitpfiff auch noch gegen Salma Paralluelo rettete (45.+2), ging der Favorit Barcelona zerknirscht in die Pause.


Bloß kein frühes Gegentor, wollte man mit Wiederbeginn den Grün-Weißen raten. Aber genau das passierte. Und noch schlimmer: Binnen zwei Minuten holte ein wütend anrennendes Barca den kompletten Rückstand auf und stellte auf 2:2 (48./50.). Die Wölfinnen kostete es Mühe, nach diesem Doppelschlag zumindest Ruhe ins Spiel zu bekommen. Als er sich aus dem Würgegriff etwas befreit hatte, bekam der VfL seine Reihen aber wieder besser sortiert und zeigte sich nach einer Stunde allmählich auch wieder in der anderen Hälfte. Mit einem Flachschuss von der Strafraumkante setzte Pajor mal wieder ein offensives Zeichen (67.) und prüfte zwei Minuten später Barcas Keeperin erneut, nachdem sie über links ausgebüchst war. Dass genau in dieser Phase, als Grün-Weiß wieder alles zuzutrauen war, der Gegner plötzlich ins Tor traf (70.), wirkte wie ein Stich ins Herz. Erstmals also rannte die Stroot-Elf nun einem Rückstand hinterher. Jene Mannschaft, die den VfL im Halbfinale der Vorsaison als letzte in diesem Wettbewerb geschlagen hatte, schirmte ihr Tor aber souverän ab, nahm durch Auswechslungen und andere Unterbrechungen Zeit von der Uhr und blieb zudem selbst in der Offensive aktiv. Auch eine lange und hitzige Nachspielzeit brachte keine Kehrtwende mehr. Nachdem die eingewechselte Pauline Bremer per Kopf die letzte Chance vergeben hatte (90.+9), stand fest: Trotz des so verheißungsvollen Starts ins Finale gehörte die Krone Europas den anderen.

Tore

  • 0:1 Pajor (3.): Bis hierhin war überwiegend Barca am Ball. Dann aber luchst Pajor tief in der anderen Hälfte Lucy Bronze den Ball ab, hat nach einigen Metern das Tor bereits vor sich und jagt das Leder einfach mal in den Knick – was für ein Paukenschlag!      
     
  • 0:2 Popp (37.): Wie abgebrüht ist das bitte? Mit einem herrlichen Pass startet Felicitas Rauch einen Konter. Über die linke Seite eilt Pajor davon und flankt im perfekten Moment in die Mitte. Popp rauscht heran und köpft in typischer Manier unhaltbar ein.
     
  • 1:2 Guijarro (48.): Durchgang zwei beginnt wie der erste, nur dass der Treffer für die andere Mannschaft fällt: Nach einem Doppelpass mit Hansen schleicht sich Guijarro in den Rücken der VfL-Abwehr und muss zentral vor dem Tor nur noch den Fuß hinhalten.
     
  • 2:2 Guijarro (50.): Plötzlich geht alles viel zu schnell für die Wölfinnen. Barcas nächster Angriff über rechts endet schon wieder mit jubelnden Spanierinnen. Eine scharfe Flanke erreicht in der Mitte schon wieder Guijarro, die dieses Mal Frohms mit einem Kopfball überwindet.
     
  • 3:2 Rolfö (70.): Unnötig, schade und irgendwie gemein: Nachdem gerade Grün-Weiß wieder Oberwasser bekam, führt auf der anderen Seite ein Lapsus in der Wölfinnen-Abwehr zum dritten Gegentor. Lynn Willms schießt im Strafraum Kathrin Hendrich an. Die erste Spanierin verpasst noch, doch Ex-Wölfin Rolfö lässt sich die Großchance nicht nehmen und dreht für ihre Farben das Spiel.

Trainerstimme

Tommy Stroot: Wir haben ein wahnsinnig tolles Spiel auf hohem Niveau gesehen, und daran waren wir in ganz vielen Momenten beteiligt. Dieses Finale war Werbung für den Frauenfußball in allen Bereichen. Zur Halbzeit hatten wir den Gegner genau dort, wo wir ihn haben wollten. Es war bitter, dass wir so schnell nach der Pause das 2:1 bekommen haben. Der Ausgleich hatte direkt damit zu tun, weil Barcelona die Wucht aufrechterhalten hat. Hut ab vor meiner Mannschaft, dass wir trotzdem in der letzten halben Stunde unsere Akzente wieder einbringen und das Spiel offen gestalten konnten. Wenn man so viel richtig gemacht hat, so nah dran war an der großen Sensation, dann tut es schon extrem weh. Trotzdem möchte ich den Moment auch nutzen, um Barcelona zu gratulieren.
 

Aufstellungen und Statistiken

FC Barcelona: Panos – Bronze, Paredes, Leon, Rolfö – Bonmati (90. Putellas), Walsh (90. Engen), Guijarro – Hansen (79. Crnogorcevic), Paralluelo (70. Geyse), Caldentey (79. Pina)

Ersatz: Coll (TW), Panedas, Fernandez, Torrejon, Vilamala, Rabano, Lopez

VfL Wolfsburg: Frohms – Wilms (83. Hegering), Hendrich, Janssen, Rauch – Oberdorf – Huth, Roord (71. Lattwein) – Jonsdottir, Popp, Pajor (84. Bremer)

Ersatz: Weiß (TW), Kiedrzynek (TW), Agrez, Demann, Wolter, Blomqvist, Wedemeyer, Waßmuth, Brand

Tore: 0:1 Pajor (3.), 0:2 Popp (37.), 1:2 Guijarro (48.), 2:2 Guijarro (50.), 3:2 Rolfö (70.)  

Gelbe Karten: Bonmati, Paredes / Hendrich, Jonsdottir, Popp

Schiedsrichterin: Cheryl Foster (Wales)

Zuschauende: 34.120 am Samstagnachmittag im Eindhovener Philips Stadion (ausverkauft)

Matchcenter: Alle Infos zum UWCL-Finale

Wölfe TV: Re-LIVE - die PK nach dem Spiel

Download: Wallpaper zum UWCL-Finale 2023