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„Ich bin noch aggressiver geworden“

Bruno Akrapovic ist bereit fürs Jubiläumsspiel und freut sich auf die Grün-Weiße Nacht.

Nicht nur die Helden von 1997 werden am Wochenende im Mittelpunkt stehen, gleichzeitig jährt sich auch der Zweitligaaufstieg fünf Jahre zuvor. Ein Ex-Wolf aus dieser Generation, der ebenfalls beim Jubiläumsspiel mitmischen wird, hat eine besondere Vita. Mit dem VfL schaffte Bruno Akrapovic 1992 den Einzug in den Profifußball, spielte beim 5:4-Fabelspiel fünf Jahre später dann aber im Trikot des 1. FSV Mainz 05. Dass der Bosnier von 2006 bis 2008 auch noch beim SSV Vorsfelde aktiv war, macht den ehemaligen Mittelfeld-Abräumer der Grün-Weißen endgültig zum idealen Gesprächspartner. Im Interview blickt der 54-Jährige, der wegen seines ausgelassenen Torjubels im VfL-Stadion einst „Zaunkönig“ genannt wurde und bis April als Trainer in Nordmazedonien arbeitete, zurück auf seine markante Zeit am Elsterweg und macht direkt mal eine Ansage in Richtung Altsenioren.   

Bruno Akrapovic, lange nichts gehört. Wo genau erwischen wir dich gerade?

Bruno Akrapovic: In Bosnien bei meiner Mutter. Ich war lange unterwegs in letzter Zeit, habe im Ausland gearbeitet und hatte selten Gelegenheit für Besuche in meiner Heimat. Deshalb genieße ich es, jetzt hier zu sein.

In ein paar Tagen bist du bei uns in Wolfsburg. Wie genau sieht dein Reiseplan aus?

Bruno: Ganz im Detail steht er noch nicht. Ich werde, wenn alles nach Plan läuft, entweder von Split oder Sarajewo aus fliegen bis Hannover oder Berlin und mich dann organisieren bis nach Wolfsburg. Falls etwas dazwischenkommt, Verhandlungen mit einem Verein beispielsweise, dann komme ich mit dem Auto. Auf jeden Fall freue ich mich riesig auf die bekannten Gesichter von früher und die Scherze darüber, wer wieviel zugenommen hat. Bei solchen Treffen kann man immer viele Witze reißen.

Dein letztes Spiel für die Wölfe hast du am 11. Juni 1994 bestritten. Fast auf den Tag genau 28 Jahre später ziehst du jetzt also wieder das VfL-Trikot an. Und das auch noch an deiner alten Wirkungsstätte in Vorsfelde.

Bruno: Als ich das gehört habe, dachte ich nur: wie spannend! In Vorsfelde hatte ich meine ersten großen Erfolge als Trainer. Das war eine tolle Zeit. Ich habe immer noch viele Kontakte zu den Spielern von damals.

Gefeiert wird in erster Linie das Jubiläum „25 Jahre Bundesliga“. Gleichzeitig jährt sich aber auch der Zweitligaaufstieg von 1992, an dem du aktiv beteiligt warst. Wie hast du das damals erlebt?

Bruno: Daran habe ich wunderschöne Erinnerungen. Es war eine Zeit, in der man in Wolfsburg anfing, seriös zu investieren. Rückblickend war es ein entscheidender Punkt in der weiteren Entwicklung. Bis dahin hatte man vor ein paar Leuten gespielt, es lief nicht so rund. Den Spielern war vorgeworfen worden, sie würden gar nicht aufsteigen wollen. In diesem Jahr aber passte alles zusammen, die Fans kamen, das Stadion war voll. Das hat richtig Spaß gemacht und war auch für mich persönlich ein bedeutender Erfolg. Ich hatte immer fest im Kopf, dass ich Profi werden will. In Wolfsburg habe ich es geschafft.


Sind dir aus dem Wölfe-Team von 1992 noch Kontakte geblieben?

Bruno: Oh, ja. Zu Uwe Otto zum Beispiel. Mit ihm stehe ich permanent im Austausch, ich bin auch der Patenonkel seiner Söhne. Auch sonst schreibe ich über Social Media noch mit dem einen oder anderen. Für persönliche Treffen hat leider über die Jahre oft die Zeit gefehlt. Umso mehr freut man sich dann auf solche Events.  

Fünf Jahre später, beim legendären 5:4 gegen Mainz, standest du ebenfalls auf dem Platz. Allerdings im falschen Trikot.

Bruno: Stimmt, das war für mich eine besondere Situation. Ich weiß noch gut, wie ich ins volle VfL-Stadion eingelaufen bin, es war unheimlich heiß. Und wir brauchten einen Sieg. Was dann alles passiert ist, werde ich nie vergessen. Ganz Wolfsburg stand Kopf. Aber auch für den FSV war es keine schlechte Saison. An den herzlichen Empfang, den es damals in Mainz gegeben hat, kann ich mich noch gut erinnern.

Wie wird das für dich sein, wenn bei der Grün-Weißen Nacht die Bilder von diesem Spiel laufen und die Fans den Aufstieg noch einmal feiern?

Bruno: Gute Frage. Ich hoffe, dass ich nicht ausgebuht werde (lacht). Bestimmt werden viele Gefühle hochkommen, auch für mich wird das sicher ein Gänsehauterlebnis. Man ist schon etwas stolz, wenn man Teil der Geschichte war und so lange in Erinnerung geblieben ist.
 


Nach deiner Zeit in Mainz hast du noch in Berlin, Cottbus, Erfurt, Offenbach und Hannover gespielt. Deine Trainerlaufbahn begann danach aber hier in der Region beim SSV Vorsfelde. Warum genau dort?

Bruno: Als es bei Arminia nicht weiterging, habe ich mir gezielt in Wolfsburg etwas gesucht, weil ich dort schon gewohnt hatte. Dann hat sich das mit Vorsfelde ergeben. Angefangen habe ich als Spieler und wurde dann gefragt, ob ich Spielertrainer sein möchte. Das hat sehr gut gepasst.

Zu deiner aktiven Zeit hattest du ein recht gesundes Zweikampfverhalten. Hat sich das in den letzten 30 Jahren verändert?

Bruno: Das ist nett umschrieben, danke. Vor einiger Zeit hat mich ein Videoanalyst an der Seitenlinie gefilmt und analysiert, wie ich mich bewege und wie ich reagiere. Dabei hat sich ergeben, dass ich noch aggressiver geworden bin (lacht). Ich schätze, das wird sich nie ändern. Das habe ich wohl einfach im Blut.

Was bedeutet das für die armen Wolfsburger Altsenioren am Freitag?

Bruno: Das wird hart werden für sie, keine Frage. Da gibt es kein Pardon, Alter spielt keine Rolle und auch kein Übergewicht. Aber im Ernst: Das wird mit Sicherheit ein richtig nettes Spiel mit vielen Tricks und schönen Toren, das die Leute genießen werden. Ich freue mich sehr darauf.  

Wie wirst du es lösen, falls du ein Tor schießt? Im Drömlingstadion gibt es gar keinen Zaun.

Bruno: Ja, das ist ein Problem. Aber irgendetwas wird sich schon finden, auf das ich dann klettern kann. Ein bisschen Zeit bleibt ja noch. Vielleicht könnte der VfL also irgendwas aufbauen.

zum Interview mit Zvjezdan Misimovic