Frauen

„Für mich gab es immer nur Fußball“

VfL-Talent Diana Nemeth hat aus Ungarn den Sprung nach Wolfsburg gewagt.

Die VfL-Wolfsburg-Spielerin Diana Nemeth klatscht nach dem Spiel in die Hände und schaut in die Kamera.

Schon als sie vier Jahre alt war, gab es eigentlich nur eines, was Diana Nemeth unbedingt machen wollte: Fußball spielen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Mit gerade einmal 19 Jahren hat sie bereits Champions-League-Luft geschnuppert und Erfahrungen im Trikot der ungarischen Nationalmannschaft gesammelt. Im Winter hat Nemeth mit dem Wechsel von Ferencvaros Budapest nach Wolfsburg einen weiteren großen Schritt gemacht. Neben der neuen Sprache steht sie auch fußballerisch vor einer großen Herausforderung. Der will sich die Linksverteidigerin stellen. Nach einem schwierigen Start bei den Wölfinnen ist sie „sehr glücklich, hier zu sein”.

Verletzung bremste Nemeth

Beim 4:1-Sieg gegen Freiburg sammelte die Ungarin ihre ersten Pflichtspielminuten für den VfL Wolfsburg. Ein Moment, der ihr „sehr viel bedeutet hat“. Nach ihrem Wechsel zu den Grün-Weißen hatte sie zunächst eine Verletzung ausgebremst. „Die kam zum wirklich schlechtesten Zeitpunkt und hat meine ersten Wochen und Monate hier echt schwer gemacht. Die Mädels haben mir in der Zeit aber sehr geholfen und der medizinische Staff hat alles getan, damit ich schnell fit werde”, blickt sie zurück. Mittlerweile ist sie wieder fit und merkt, dass sie nun richtig ankommt. „Jetzt, wo ich endlich mittrainieren und spielen kann, habe ich das Gefühl, dass ich noch besser reinkomme und lockerer werde. Ich sehe die Mädels nicht mehr als Fremde, sondern kenne die Persönlichkeiten. Bei mir ist es auch so, dass ich mich auf dem Platz besser ausdrücken kann als daneben”, sagt die 19-Jährige.  

Vorurteile trafen nicht zu

Ihr erster Eindruck von der neuen Heimat ist positiv: „Ich habe vorher von vielen Leuten gehört, dass Deutsche ein bisschen unhöflich oder nicht so freundlich sein sollen. Das kann ich aber absolut nicht bestätigen. Von Anfang an waren alle sehr nett zu mir!” Einmal in der Woche steht für die Ungarin Deutschunterricht auf dem Programm. Mittlerweile beobachtet Nemeth, die sehr gut Englisch spricht, deutliche Fortschritte: „Ich merke im Training, dass ich mehr und mehr verstehe. Und auch in unseren Besprechungen verstehe ich manchmal nicht nur ein paar Worte, sondern wirklich, worüber gesprochen wird.” Gleichzeitig sagt die 19-Jährige aber auch: „Es gibt natürlich noch viel zu verbessern. Deutsch ist echt schwer.”

Von Anfang an fußballverrückt

Zum Fußball kam Nemeth über ihren älteren Bruder. „Ich war oft bei seinen Trainings und fand es toll, zuzuschauen und den Jungs den Ball zurückzuspielen.” Gerade einmal vier Jahre sei sie da alt gewesen. „Ich wollte schon selbst kicken, durfte aber erst mit fünf Jahren anfangen. Nach meinem Geburtstag war ich dann direkt am nächsten Tag beim Training”, erinnert sich die Abwehrspielerin. Schwimmen und Tennis hat die 19-Jährige zwar auch mal ausprobiert, „aber eigentlich gab es für mich immer nur Fußball”. In einem kleinen Verein im ungarischen Pomaz begann sie in einem Jungsteam mit dem Spielen, blieb, bis sie zwölf Jahre alt war. Von dort aus ging es für sie zu Ferencvaros Budapest. Der Traum, Profi zu werden, reifte in ihr weiter: „Ich hatte für mich selbst immer das Gefühl, dass ich das professionell machen möchte. Der Wechsel zu Ferencvaros war dann ein bisschen wie die Bestätigung dafür, dass das tatsächlich möglich sein könnte.” Für das Team aus Budapest bestritt die Linksverteidigerin 30 Partien, darunter sechs in der Qualifikation für die UEFA Women’s Champions League.

„Will mich verbessern“

Als der VfL im Winter bei Nemeth anklopfte, lief ihr Vertrag bei Ferencvaros noch ein halbes Jahr. Fest stand von Anfang an, dass sie sich in Wolfsburg als Talent bei den Profis erst durchsetzen muss und vorerst insbesondere in der U20-Mannschaft der Wölfinnen Einsatzminuten sammeln soll. Trotzdem war für die Abwehrspielerin „klar, dass ich das machen muss”. Denn: „Auch wenn ich dadurch am Anfang nicht so viel Spielzeit habe, habe ich das Gefühl, dass ich mich hier sehr verbessern kann.” Im Team sei sie noch dabei, ihre Rolle zu finden. Vorerst gehe es ihr vor allem darum, auf dem Platz an der Abstimmung mit ihren Mitspielerinnen zu feilen. 

Titel sind das Ziel

Langfristig will sie mit dem VfL „so viele Titel wie möglich gewinnen“. In dieser Saison soll der Pokal den Auftakt bilden. Während der in den vergangenen Jahren so etwas wie der Lieblingswettbewerb der Wölfinnen war, muss sich Nemeth noch ein bisschen damit anfreunden, wie sie augenzwinkernd berichtet: „Ich habe das Viertelfinale gegen Hoffenheim zusammen mit den Mädels geguckt und es war so stressig. Ein Pokalspiel ist mental etwas ganz anderes als normale Spiele, selbst wenn man den vermeintlich einfachsten Gegner hat. Es ist immer alles möglich. Deshalb habe ich in meinem ersten Interview mit Wölfe TV gesagt, dass ich die Meisterschaft lieber mag.“ Ihr persönliches Ziel sei es, bis zum Sommer „so viel Spielzeit wie möglich“ zu sammeln. Möglicherweise könnte sich dafür schon beim nächsten Auswärtsspiel der VfL-Frauen in Duisburg eine neue Gelegenheit ergeben.

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