Frauen

„Es hat sich nicht nach dem Ende angefühlt“

Marina Hegering spricht über ihre Vertragsverlängerung, neue Aufgaben und Saison-Ziele.

In der vergangenen Woche hat Abwehrspielerin Marina Hegering ihren Vertrag bei den VfL-Frauen um ein Jahr verlängert. Im Interview erklärt die 33-Jährige die Hintergründe für ihre Entscheidung. Außerdem geht sie auf ihre Rolle in der Mannschaft, die sportliche Situation der Wölfinnen und ihre persönlichen Zukunftspläne ein.

Marina Hegering, du hast vor wenigen Tagen deinen Vertrag beim VfL Wolfsburg verlängert. Wie sehr freust du dich auf eine weitere Saison als Spielerin?

Marina Hegering: Es ist ein total schönes Gefühl zu wissen, dass es noch weitergeht. Es wäre komisch gewesen zu sagen, dass das Kapitel jetzt zu Ende ist. Ich habe zwar noch einen Anschlussvertrag, das Thema aktiv Fußball zu spielen, war für mich aber irgendwie noch nicht beendet. Deshalb bin ich froh, dass der VfL und ich dahingehend übereingekommen sind und noch ein Jahr zusammenarbeiten. 

War es ein längerer Prozess für dich oder hast du die Entscheidung, weiterzumachen, eher kurzfristig getroffen?

Marina: Mit Saisonbeginn wusste ich ja, dass es eigentlich meine letzte Saison als Spielerin hier ist. Aber irgendwie hat es sich für mich noch nicht danach angefühlt. Ich habe das auch in Gesprächen mit ehemaligen Profis, mit Spielern und Spielerinnen gemerkt. Die haben mir gesagt, dass ich nicht aufhören soll, wenn mein Körper mir nicht signalisiert hat, dass es nicht mehr geht. Denn, wenn man dann trotzdem aufhört, dann bereut man es später vielleicht. Und mir geht es so gut, dass es definitiv noch weitergeht. 

Für dich persönlich war die Saison bislang auch nicht so schlecht, oder?

Marina: Ja, genau. Die Wadenverletzung ist natürlich sehr ärgerlich für mich. Aber ansonsten war es für mich persönlich eine Saison, die eigentlich ganz gut lief. Deswegen ist auch der Gedanke gereift, weiterzumachen. Ich habe noch Spaß am Fußballspielen und daran, auf dem Trainingsplatz zu stehen.

Rund um eure Mannschaft ist in den Medien gerade viel von einem „Umbruch“ die Rede. Wie siehst du deine Rolle im Team in der kommenden Saison?

Marina: Ich bin aktuell, glaube ich, die älteste Spielerin hier (lacht). Deswegen sehe ich meine Rolle schon darin, dass ich die jüngeren Spielerinnen mit an die Hand nehme und meine Erfahrungen weitergebe – in welcher Form auch immer. Das kann auf dem Platz sein oder neben dem Platz und das mache ich gerne. Der Gedanke, Trainerin zu werden, ist für mich ja eh nicht so fern. Deswegen sehe ich manche Dinge schon ein bisschen aus beiden Perspektiven oder versuche zumindest, mich zwischendurch in die Lage des Trainerteams hineinzuversetzen. Wie kann man Dinge, die innerhalb der Mannschaft oder mit einzelnen Spielerinnen passieren, angehen? Diese Einblicke sind für mich super interessant, weil ich sie auch für meine eigene Zukunft nutzen kann. Und auf dem Platz gebe ich sowieso 100 Prozent. Ich kann gar nicht anders.

Du hast außerdem auch schon ein bisschen beim Trainerteam der U20-Frauen des VfL Wolfsburg reingeschaut, oder?

Marina: Ja, ich bin seit Herbst letzten Jahres immer mal wieder bei der U20 dabei. Wie regelmäßig das ist, hängt natürlich davon ab, wie unsere Trainingswoche ist, wie es von der Zeit her passt. Aber wenn die Möglichkeit da war, war ich schon häufiger bei der U20 dabei. Ich bin sehr froh darüber, dass ich die Erfahrung sammeln darf und Daniel Kraus und Philipp Schumann mich super an die Hand nehmen beziehungsweise mir auch Freiraum lassen und mir Verantwortung übergeben. Von daher macht es mir viel Spaß. Das ist eine super junge Mannschaft, in der echt coole Mädels sind.

Ich höre raus, dass du dir weiterhin gut vorstellen kannst, auf die Trainerseite zu wechseln?

Marina: Ja, das schwimmt auf jeden Fall im Kopf rum. Wie konkret es schlussendlich in so eine Tätigkeit reingeht, das bleibt noch offen. Aber Ralf Kellermann und ich haben mehrere Ideen im Kopf. Was es dann am Ende wird, das wird man sehen. Erstmal schaue ich, wie die nächste Saison läuft.

Kommen wir auf die aktuellen sportlichen Themen zu sprechen. Du konntest beim 9:0-Sieg gegen Essen leider nicht auf dem Platz stehen, warst aber auf der Tribüne dabei. Wie wichtig war dieser Erfolg für euch nach den schwierigen Wochen?

Marina: Nach solchen Niederlagen tut es grundsätzlich gut zu gewinnen. Mit den neun Toren haben wir natürlich ein Ausrufezeichen gesetzt. Ich glaube, dass es sehr gut war, dass wir mit so einem Erfolg in die Länderspielpause reingegangen sind. Für uns ist klar, dass wir uns jetzt auf das konzentrieren, was wir noch erreichen können und das ist der DFB-Pokal. Da versuchen wir, das absolute Maximum rauszuholen. Deswegen war dieser Sieg sehr wichtig. Wir wissen aber auch, dass das Pokalfinale ein anderes Spiel wird.

Ich denke, dass wir eine Rechnung mit ihnen offen haben. Bei dem Charakter unserer Mannschaft glaube ich, dass es ein sehr schwieriges Spiel für den FC Bayern wird. Es ist ein Pokalfinale, es ist ein Spiel, durch das man einen Titel holen kann. Von daher ist die Bedeutung des Spiels sehr groß. Ich habe ein gutes Gefühl.
Marina Hegering über das DFB-Pokalfinale

Du sprichst das Finale an, dort trefft ihr wieder auf die Bayern. Wie siehst du diesen Gegner?

Marina: Ich denke, dass wir eine Rechnung mit ihnen offen haben. Bei dem Charakter unserer Mannschaft glaube ich, dass es ein sehr schwieriges Spiel für den FC Bayern wird. Es ist ein Pokalfinale, es ist ein Spiel, durch das man einen Titel holen kann. Von daher ist die Bedeutung des Spiels sehr groß. Ich habe ein gutes Gefühl. 

Das ist sehr gut! Am Samstag spielt ihr gegen Freiburg, wie siehst du die Breisgauerinnen in dieser Saison?

Marina: Wenn man mich im Vorfeld der Saison gefragt hätte, hätte ich ehrlich gesagt gedacht, dass Freiburg eine etwas größere Rolle spielt, was den Anschluss an die Topmannschaften angeht. Auch nach dem ersten Spiel gegen die Bayern, das mit einem Unentschieden endete, hat man gedacht, dass mit ihnen zu rechnen ist. Im Laufe der Saison haben sie das nicht so ganz bestätigen können. Aber ich glaube, dass die Mannschaft sehr jung ist und dadurch nicht die Beständigkeit beim Abrufen der Leistungen hatte. Aufgrund der Spiele, die sie zwischendurch mal hatten, muss man aber schon davon ausgehen, dass in Duellen gegen einen Top-Gegner, in denen das Maximum gefordert wird, mit ihnen zu rechnen ist. Deswegen müssen wir weiter konzentriert bleiben.

Das ist sicherlich etwas, das grundsätzlich für den Rest der Saison gilt, oder?

Marina: Ja. Wir sollten jetzt jedes Spiel weiter sehr, sehr ernst nehmen. Aufgrund der aktuellen Lage wäre es fahrlässig zu sagen, dass die Liga egal ist. Das ist nicht der Fall. Jedes Spiel ist für uns außerdem eine Vorbereitung auf das DFB-Pokalfinale und so muss man die Duelle auch angehen. Wir sollten am Ball bleiben und jedes Mal 100 Prozent abrufen, um uns weiter zu verbessern.

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