Du sagtest es bereits: Mit bislang elf weißen Westen führst du gemeinsam mit Mark Flekken von SC Freiburg momentan die Torwarttabelle in der Bundesliga an. Wie sehr ärgern dich auch bei einem deutlichen Sieg wie zuletzt in Bochum (5:1) Gegentore?
Koen: Natürlich ist es immer das Wichtigste, dass wir die Spiele gewinnen. Ob das ein 2:0 ist oder ein 5:1, ist letztendlich egal, denn die drei Punkte sind entscheidend. Wenn es dann so klar ist wie in Bochum und das Gegentor dann zu billig hergeschenkt ist, kann man sich aber schon mal ein wenig darüber ärgern. Natürlich wünscht man sich als Torwart immer, dass man kein Gegentor bekommt, aber das ist in der Bundesliga selbstverständlich auch nicht so einfach.
Die belgische Nationalmannschaft hat mit Domenico Tedesco einen neuen Trainer, der deine Bundesliga-Leistungen sicherlich etwas mehr verfolgt als seine Vorgänger. In der internen Hierarchie bist du hinter Thibaut Courtois offensichtlich auf den zweiten Platz vorgerückt. Wie groß sind deine Hoffnungen, nach dem jüngsten 3:2 gegen Deutschland nun ein paar mehr Einsätze im Auswahlteam zu machen?
Koen: Das ist natürlich meine Hoffnung. Ich glaube schon, dass ich jahrelang dafür gearbeitet hab, in der Nationalmannschaft ein bisschen mehr Wertschätzung zu erhalten. Das war beim vorherigen Trainer schwer, weil er die Bundesliga im Allgemeinen anscheinend nicht so intensiv verfolgt hat. Deswegen ist es für mich gut, dass wir jetzt mit Domenico Tedesco jemanden haben, der die Bundesliga und das dortige Niveau kennt und auch schätzt. Es hat mich schon gefreut, dass ich unter ihm sofort gegen Deutschland ran durfte und 90 Minuten gespielt habe. Das war sehr schön. Jetzt geht es für mich natürlich darum, die Leistungen zu bestätigen, damit dann noch mehr Spiele folgen.
Bei der WM setzte es das überraschende Vorrunden-Aus. Nun seid ihr aber optimal mit einem 3:0 in Schweden in die EM-Qualifikation gestartet. Wann gewinnt Belgien endlich einen Titel?
Koen: Das ist schwer zu sagen. Wir haben einige Spieler, die jetzt nicht mehr dabei sind, die also von sich aus aufgehört haben oder vom Trainer nicht mehr eingeladen wurden. Es ist so ein bisschen wie bei Deutschland – wenn auch kein kompletter, so eben doch ein kleiner Umbruch. So erhalten jetzt die jüngeren Spieler eine Chance, die Mannschaft muss erstmal wieder zusammenwachsen. Wie lange das dauert, weiß ich nicht. Aber es kann schneller gehen als erwartet, weil wir gemerkt haben, dass wir immer noch sehr viel Qualität in der Mannschaft haben – auch gegen Schweden und gegen Deutschland. Doch wir dürfen nicht denken, dass wir mit dieser jüngeren Mannschaft direkt den Titel gewinnen, wir sind erstmal der Außenseiter, der wieder Erfahrung sammeln muss und dann hoffentlich so schnell wie möglich Großes erreichen kann.
Gegen Augsburg hast du dein 250. Bundesliga-Spiel gemacht, du bist der Rekord-Belgier im deutschen Oberhaus. Ganz spontan: Welches davon ist dir am besten in Erinnerung geblieben?
Koen: Da muss ich erst einmal überlegen (kurze Pause). Was mir immer in Erinnerung bleiben wird – aber das war ganz, ganz früh in meiner Karriere und ich war ganz jung – , war mit Hoffenheim das letzte Spiel am 34. Spieltag in Dortmund. Wir waren auf einem Abstiegsplatz und wir mussten dort gewinnen, um auf den Relegationsplatz zu kommen. Dann haben wir tatsächlich 2:1 gewonnen, so dass wir dann über die Relegation in der Liga geblieben sind. An diesem Sieg hatte ich auf jeden Fall mit ein paar guten Paraden auch einen Anteil. Ich glaube, das war wirklich besonders. Da war natürlich richtig viel Druck drauf.
In Gladbach ist dir ein für dich ganz untypischer Abspielfehler unterlaufen, am Ende habt ihr 0:2 verloren. Hattest du da die Situation falsch eingeschätzt oder schlicht den Ball nicht optimal getroffen?
Koen: Nun, daran sieht man, dass so etwas immer mal passieren kann. Ich glaube, Max und ich haben uns da einfach falsch verstanden, ich hatte einen anderen Gedanken als er. Ich habe den Ball zu seiner linken Seite weg vom Gegner gespielt – in der Hoffnung, dass auch er weg vom Gegner geht. Er hat gedacht, ich spiele den Ball gerade in seine Füße. Das ist eigentlich etwas, das wir trainiert haben und es ist schon hundert Mal gut gegangen und jetzt ging es einmal schief. So etwas passiert leider mal.
War das 5:1 in Bochum eine Kampfansage an die Konkurrenz um die europäischen Plätze?
Koen: Nein, das war einfach ein Spiel, das wir gewinnen mussten, um überhaupt noch die Möglichkeit zu haben, einzugreifen. Man muss auch sagen, dass fast jeder Schuss aufs Tor auch reingegangen ist, das hätte aber durchaus auch ein 2:1- oder 3:2-Sieg sein können. Das Ergebnis war klar, aber wir wissen auch, dass wir in der zweiten Halbzeit nicht mehr besonders gut gespielt haben. Es war in unseren Augen kein so überzeugender Sieg, wie es das Ergebnis ausdrückt. Daher war es nicht wirklich ein Ausrufezeichen.
Wie könnt ihr die derzeit bärenstarken Mainzer knacken und damit wieder an ihnen vorbeiziehen?
Koen: Durch den Sieg in Bochum haben wir mal wieder drei Punkte geholt, in den Wochen davor haben wir uns damit ein bisschen schwer getan und zu viele Punkte liegengelassen, weil wir eigentlich ordentlich gespielt haben. Deswegen sind wir jetzt erst einmal hinten dran im Kampf um die europäischen Plätze und müssen genau diese Spiele wie jetzt gegen Mainz versuchen zu gewinnen, weil wir sonst nicht näherkommen. Es wird auf jeden Fall ein schweres Spiel, weil die Mainzer sehr gut drauf sind. Aber auch ein schönes, denn es geht natürlich um viel.
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