Es war eine schwierige Hinrunde für die U20-Frauen des VfL Wolfsburg in der 2. Frauen-Bundesliga. Nach einem anspruchsvollen Auftaktprogramm und zahlreichen Verletzungssorgen fanden sich die Jungwölfinnen nach sieben Spieltagen mit nur einem Punkt am Tabellenende wieder. Dank einer Steigerung bis zum Jahreswechsel – in sechs Spielen holte man zehn Punkte holte – überwintern die Jungwölfinnen zumindest über dem Strich auf Platz elf. Im Interview analysiert Steffen Beck, Trainer der U20-Frauen, die bisherige Saison und wirft den Blick auf die Rückrunde, welche seine Mannschaft mit zwei Neuzugängen angeht.
Steffen Beck, wie blicken Sie mit etwas Abstand auf die vergangene Hinrunde?
Steffen Beck: Natürlich haben wir insgesamt zu wenig gepunktet. Gerade zu Beginn bei den Duellen mit RB Leipzig und dem MSV Duisburg haben wir aber meiner Meinung nach gegen individuell überlegene Gegner gut gespielt. Wir haben uns zu selten belohnt, denn die Leistung war oft besser als das, was dabei herumgekommen ist. Letztendlich zählen zwar die Ergebnisse, dennoch sollte nicht alles schwarz-weiß beurteilt werden. Ich erkenne bei vielen Spielerinnen positive Entwicklungen: Gemeinsam mit einem größeren Kader werden wir jetzt an einigen Stellschrauben drehen können.
Was war für Sie hauptursächlich für die nicht zufriedenstellende Punkteausbeute?
Beck: Neun geschossene Tore sind schlicht und ergreifend zu wenig. Das liegt aber keineswegs nur an unserer Offensivreihe. Als Mannschaft rücken wir zu schlecht nach und besetzen die sich bietenden Räume unzureichend. So geht uns viel zu viel Durchschlagskraft abhanden. Im Gegensatz dazu haben wir 24 Gegentore kassiert, wovon aber schon 13 auf die Spiele gegen Gütersloh, München und Nürnberg fallen – damit kann ich leben. Dass wir großes Verletzungspech bei wichtigen Führungsspielerinnen auch nicht einfach wegstecken können, hat die Hinrunde ebenfalls verdeutlicht. So mussten viele U17-Spielerinnen auf wichtigen Positionen ihr Zweitliga-Debüt feiern. Dabei hatten wir die Top-Talente aus der Jugend schon vor der Saison hochgezogen und Spielerinnen, die jetzt bei uns gespielt haben, bewusst in der U17 gelassen.
Mit dem 2:1-Sieg im letzten Hinrundenspiel gegen den SV Henstedt-Ulzburg habt ihr zumindest die Abstiegszone verlassen. Minimalziel erreicht?
Beck: Ja, das Minimalziel wurde erreicht, aber das ist trotzdem zu wenig. Unser Anspruch und Maßstab ist es nicht, dank der besseren Tordifferenz knapp über dem Strich zu stehen. Dies ist aber nun mal gerade die Realität. In der Vorbereitung wollen wir daran arbeiten, dass wir uns für den Aufwand punktetechnisch häufiger belohnen und so schnellstmöglich die Abstiegszone verlassen. In der Mannschaft steckt viel mehr als das, was die Tabelle aussagt.
Man sagt, dass zweite Mannschaften generell in der zweiten Saisonhälfte stärker sind. Teilen Sie diese Ansicht?
Beck: Ja, da ist etwas Wahres dran. Viele Spielerinnen aus der Jugend müssen im Erwachsenenbereich sehr Vieles neu lernen. Und damit meine ich in erster Linie nicht taktische Inhalte. Alles ist schneller, alles ist härter. Du musst zügig Lösungen finden, sonst ist der Ball weg. All das lernt man am besten über Spielpraxis, die bei uns notgedrungen fast jede gesammelt hat.