Geschichte

Vorsprung im Kopf

Bei Volkswagen kümmert Heiner Pahl sich um Zahlen. Als zuverlässiger VfL-Libero erfüllte er eine große Mission.

„Das war meine schönste Aufstiegsrunde, sagt Hans-Heinrich Pahl. Und spricht erstaunlicherweise nicht vom Sommer 1992, sondern dem Turnier vier Jahre zuvor. Es ist seine allererste VfL-Saison, an die er sich am intensivsten erinnert. Mit Hertha BSC, dem MSV Duisburg, Preußen Münster und Eintracht Braunschweig balgten sich die Grün-Weißen nach Abschluss des Ligabetriebs um den Einzug in Liga zwei. Für das Team von Wölfi Krause stand am Ende zwar eine Enttäuschung, doch erinnert Pahl sich sehr gern zurück. „Allein die Atmosphäre bei unserem ersten Spiel im Berliner Olympiastadion werde ich nie vergessen.“

Sicherheit als Hauptmotiv

Der Kampf um den Aufstieg zieht sich wie ein roter Faden durch die VfL-Karriere von „Heiner“, wie er seit Kindertagen genannt wird. Aus Braunschweig kam er 1987 zu den Grün-Weißen, der Durchbruch nach oben war von Beginn an sein erklärtes Ziel. „Zustande kam der Transfer aus Sicherheitsgründen“, schmunzelt der gebürtige Gifhorner. „Ich habe eine Frau und zwei Kinder, da war die Aussicht auf eine Anstellung im Werk sehr verlockend.“ Bei Volkswagen spielte sich der heute 54-Jährige genauso schnell fest wie bei den Wölfen. Im August 1987 begann er in der Betriebsabrechnung. Zwei Monate später folgte der Wechsel zu den Kreditoren, ehe Pahl im November 1988 im Bereich Konzern Treasury seinen festen Stammplatz fand. Ich hatte vor meiner Fußballkarriere eine Ausbildung zum Bankkaufmann abgeschlossen. Das half mir zu dieser Zeit. Heute ist er im Konzern verantwortlich für die internen und externen Geld- und Devisen-Geschäfte. „Ich hatte Glück. Heute kann ich genau das machen, was mir gefällt. Der Job ist interessant und abwechslungsreich.“

Denkschneller als die Gegenspieler

Weniger mannigfaltig, dafür genauso erfolgreich waren Pahls Partnerschaften in der VfL-Defensive. Zusammen mit den Manndeckern Uwe Beese und Uwe Otto bildete der Libero über lange Jahre ein sattelfestes Gespann. Pahls größter Trumpf war seine gute Antizipation. „Ich habe immer versucht, vorher zu wissen, was der Gegner als nächstes macht.“ Diese Fähigkeit, gepaart mit großem Spielverständnis und der nötigen Härte für die Abwehrarbeit, machte ihn schnell unverzichtbar in der Hintermannschaft der Grün-Weißen. Insgesamt kam der Blondschopf auf 175 Einsätze und 18 Tore in nur fünf Spielzeiten – in denen er gleich drei Aufstiegsrunden erlebte.

Aufstieg im dritten Versuch

Denn auch nach der Saison 1990/1991 war der VfL Wolfsburg im Turnier um das Zweitligastartrecht dabei – wieder ohne Erfolg. Dass es ein Jahr später dann endlich klappte: für Pahl eine logische Konsequenz. „Die Mannschaft war unglaublich ausgebufft und routiniert. Viele von uns hatten die 30 schon überschritten. Wir wussten genau, was wir zu tun hatten und waren ein verschworener Haufen.“ Im frisch vereinten Deutschland hatte es der VfL diesmal mit drei Teams aus den Neuen Ländern zu tun – dem FC Berlin (früher BFC Dynamo), Union Berlin und dem FSV Zwickau. Keine leichten Kaliber, doch die Wölfe-Oldies zeigten noch mal, was in ihnen steckte. Nach drei Siegen zum Start waren sie praktisch nicht mehr zu stoppen und machten am 13. Juni 1992 – mit einem 2:1-Erfolg gegen den FC Berlin – den Aufstieg perfekt. Mission erfüllt. Zeit zu gehen. So dankten mit Kapitän Olaf Ansorge, Frank Plagge, Uwe Otto und auch Pahl eine ganze Reihe Führungsspieler ab. Bei seinem Stammverein TSV Hillerse ließ Letzterer seine aktive Laufbahn daraufhin ausklingen.

Veröffentlicht in „Unter Wölfen“ am 5. Oktober 2014.