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Immer am Mann

Verteidiger Uwe Otto führte den VfL bis an ins Zweitligator. Dann hörte er auf.

Könnte man sich eine Dekade aussuchen, um beim VfL Wolfsburg Fußball zu spielen, man würde auf den ersten Blick vielleicht nicht die 80er nehmen. Schließlich war es das einzige Jahrzehnt, in dem die Grün-Weißen keinmal die Spielklasse wechselten, insgesamt gar 15 Jahre in Folge spielten sie durchgängig in der Amateur-Oberliga Nord. „Trotzdem war es eine hochinteressante Zeit. Wir waren fast immer oben dabei und hatten über Jahre hinweg eine gestandene Mannschaft“, wendet Uwe Otto ein. „Ich bin jedenfalls froh und dankbar, genau zu dieser Zeit aktiv gewesen zu sein.“

„Gesundes Zweikampfverhalten“

Otto muss es wissen, denn er war von Anfang bis Ende hautnah dabei. Weit über 300 Pflichtspiele hat er für den VfL absolviert, wohlgemerkt: nur in der Ersten. Hinzu kommen ungezählte Partien, die er seit seinem Vereinseintritt 1972 in allen Jugend- und Nachwuchsteams bestritt. Als klassisches Eigengewächs reifte er über die Jahre heran, ehe er 1980 unter Wilfried Kemmer ganz oben debütierte. „Wir hatten einen sehr guten Jahrgang, der unter Imre Farkaszinski Niedersachsenmeister der A-Jugend geworden war. Als es zu einem Umbruch kam, schafften es gleich sechs von uns in die Erste“, so der 50-Jährige. Qualitäten wie jene von Otto konnte man dort gut gebrauchen. Der Mann mit der Nummer 4 war kopfballstark, kompromisslos und spielintelligent – ideale Tugenden für den rauen Oberliga-Fußball der 80er Jahre. Mit seinem „gesunden Zweikampfverhalten“, wie Otto es selbst formuliert, machten namhafte Stürmer Bekanntschaft. „Jörn Andersen und Rudi Völler fallen mir ein. Außerdem gab es ein großes Pokalspiel gegen Hannover. Da war ich der direkte Gegenspieler von Siggi Reich, der damals noch für 96 gespielt hat.“

Für Volkswagen regelmäßig in der Arena

Acht Jahre im Nachwuchs, zwölf Jahre in der Ersten Herren, anschließend Traditionself. Und auch heute ist der gebürtige Wolfsburger noch regelmäßig beim VfL: Für die Volkswagen Gärtnerei bestückt er vor den Heimspielen die Logen in der Volkswagen Arena mit Blumendekorationen. Vor knapp zwei Jahren wechselte Otto aus gesundheitlichen Gründen in diesen Job. Vorher war er 19 Jahre lang in der Fachabteilung Werkzeugbau beschäftigt und hat sich weltweit – etwa in Mexiko, China und Spanien – um den Aufbau und die Wartung von Produktionsanlagen gekümmert. Bei Volkswagen angefangen hatte Otto mit einer Lehre zum Dreher bereits 1979, zu einer Zeit also, als er beim VfL als Großtalent gerade auf dem Sprungbrett stand.

Profifußball nicht mehr erlebt

Auch in der 2. Liga für die Wölfe die Stiefel zu schnüren, hätte man Otto bei aller Hingabe für Verein und Beruf nur gegönnt. Als es aber endlich so weit war und der VfL unter Uwe Erkenbrecher 1992 aufstieg, machte das Urgestein den nächsten Schritt nicht mehr mit. „Natürlich wäre das sehr reizvoll gewesen. Aber mein Spiel hat immer von der körperlichen Fitness gelebt, und mit 30 Jahren habe ich einfach gemerkt, dass ich am Limit bin“, sagt er. Als Stammspieler abtreten zu können, war Uwe Otto an dieser Stelle wichtig. „Außerdem soll man ja aufhören, wenn es am schönsten ist. Und dieser Aufstieg war nach einer ohnehin tollen Fußballerzeit noch einmal die Krönung.“

Veröffentlicht in „Unter Wölfen“ am 13. April 2013.