Etliche Volkswagen in der Familie
Bevor es hinters Lenkrad geht, spricht Grabara, der im ersten Pflichtspiel in Koblenz direkt den Golf auf dem Trikot trug, über seine ersten Wochen in Wolfsburg. Viel habe er noch nicht gesehen. „Im Grunde sieht derzeit jeder Tag gleich aus: Training, Zuhause, Training, Zuhause …“, sagt die neue Nummer 1. Zuhause warten seine Freundin Dominika Robak und der gemeinsame Hund. „Wir sind eine kleine glückliche Familie“, betont er. Seine Eltern leben nach wie vor in seiner Heimat Oberschlesien und sind wie Grabara Volkswagen Fans: „Wir hatten einige Volkswagen in der Familie und sind damit immer an die See gefahren. Pannen gab es nicht, und tanken mussten wir selten“, erinnert er sich. Besonders stolz ist Grabara auf seinen zweiten Vornamen Mieczysław. „So hieß mein Großvater. Er war Bergmann und ein sehr geachteter Mann“, schwärmt er.
Alles auf Plan A gesetzt
Dann geht es endlich ans Fahren. Gemeinsam mit Präger auf dem Beifahrersitz erkundet Grabara im Golf Edition 50 Wolfsburg. Auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, etwas anderes in seinem Leben zu machen als Fußball zu spielen, antwortet er ehrlich: „Nein. Ich war nicht immer der Klügste in der Klasse, aber ich wusste, dass ich Fußball spielen kann – und ich habe dabei immer gewonnen“, erzählt er über seine Kindheit. Fußball ist für Grabara eine Kombination aus Beruf und Leidenschaft: „Ich werde für etwas bezahlt, was ich gerne mache. Am Ende des Tages verdiene ich damit Geld und das ermöglicht mir mein Leben, wie ich es lebe. Ich liebe meinen Job – Punkt.“
Maske als Markenzeichen
Der Torwart wurde beim FC Liverpool ausgebildet und spielte mit dem FC Kopenhagen bereits in der UEFA Champions League. Ins europäische Geschäft will er auch mit dem VfL, weiß die Dinge aber richtig einzuschätzen: „Es braucht Zeit, wir müssen als Mannschaft zusammenfinden, aber dann werden wir auch Erfolg haben“, sagt Grabara. Wie schnell alles vorbei sein kann, musste der Torhüter bereits zweimal in seiner Karriere feststellen: In der Saison 2019/2020 blieb er nach einem Zusammenprall mit einem Mannschaftskameraden minutenlang bewusstlos liegen, musste mit einer Trage vom Platz gebracht werden und fiel einen Monat aus. Schlimmer erging es ihm drei Jahre später. Erneut ein Zusammenprall. Dieses Mal mit einem Gegenspieler. Mehrere Knochenbrüche im Gesicht. Zehn Wochen Pause. Seitdem trägt Grabara in den Spielen immer eine blaue Gesichtsmaske. Sie ist so etwas wie ein Markenzeichen geworden. „Ich möchte auch ein Leben nach meiner Fußballkarriere führen. Und ich bin kein Boxer, also gehe ich lieber auf Nummer sicher“, sagt er und setzt den Blinker Richtung Schloss Wolfsburg.
Vorbild Gianluigi Buffon
Persönliche sportliche Ziele setzt sich Grabara seit Jahren nicht mehr und gibt sich in seiner typischen Art mannschaftsdienlich: „Ich bin absolut zufrieden, wenn wir jedes Spiel gewinnen“, erklärt er und fügt schmunzelnd hinzu: „Wenn der Kasten sauber bleibt, bin ich aber auch glücklich – solange wir gewinnen.“ Angesprochen auf seine größten Stärken zwischen den Pfosten, findet der Pole eine für ihn typische Antwort: „In allen Belangen durchschnittlich.“ Damit wertet er sich nicht ab. Seiner Meinung nach dürfe ein guter Torwart keine herausragenden Fähigkeiten und dafür Schwächen in anderen Bereichen haben. So wie bei Gianluigi Buffon. Für Grabara ist der ehemalige italienische Nationaltorwart und Weltmeister von 2006 der beste Schlussmann aller Zeiten.
„Ein tolles Auto“
Dahin ist es noch ein weiter Weg für Grabara: Ein A-Länderspiel hat er bislang für Polen bestritten. In den Kader zur Fußball-Europameisterschaft 2024 hatte er es trotz einer starken Saison in Kopenhagen nicht geschafft. Grabara hofft, dass seine Nichtnominierung auf Leistungsgründe zurückzuführen ist, dass er „nicht gut genug gewesen“ sei. Ebenso nüchtern wie zuvor entgegnet er auch auf die Frage, ob er denn hofft, wieder Teil der Nationalmannschaft zu werden. „Vielleicht bin ich dabei, vielleicht bin ich‘s nicht.“ Am Schloss angekommen parkt Grabara den Golf Edition 50 und nickt anerkennend. „Das ist ein tolles Auto. Der macht richtig Spaß“. So wie Grabara beim VfL Wolfsburg.
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