Frauen

„Nicht einfach, aber lösbar“

Wölfin Marina Hegering über ihr perfektes Debüt und drei Auswärtsspiele in einer Woche.

Die VfL Wolfsburg-Spielerin Marina Hegering jubelt nach ihrem Tor.

Das zwischenzeitliche 2:0 im Heimspiel der VfL-Frauen gegen den MSV Duisburg (4:0) war nicht nur ein spielentscheidender Treffer, weil er die Gegenwehr der stark verteidigenden Gäste brach. Dass man über dieses Tor noch etwas länger als gewöhnlich sprach, lag vor allem an seiner Schützin: Marina Hegering trug sich gleich bei ihrem ersten Einsatz im grün-weißen Trikot in die Liste der Torschützinnen ein. 24 Minuten nach ihrer Einwechselung zur zweiten Halbzeit stieg sie nach einer von Felicitas Rauch ausgeführten Ecke am höchsten und wuchtete den Ball per Kopf über die Linie. Was für ein Einstand für den Neuzugang vom FC Bayern München, der bis dahin aufgrund einer Fußverletzung ausgefallen war. Die deutsche Nationalmannschaft verzichtete kürzlich bei ihrem USA-Trip noch auf die Dienste der Vize-Europameisterin. Gut für den VfL: In die englische Woche mit drei Auswärtsspielen innerhalb von acht Tagen startet Hegering nun umso frischer. Auch darüber spricht die 32-Jährigen im aktuellen Interview.

Marina Hegering, kurz nach deinem Tor gegen Duisburg bist du direkt zur VfL-Bank gelaufen. Möchtest du noch einmal erzählen, warum dich der Weg dorthin geführt hat?

Marina Hegering: Ich bin zur medizinischen Abteilung gelaufen, weil wir in den letzten drei Monaten sehr intensiv gearbeitet und die Jungs und Mädels viel für mich getan haben. Sie haben zum Beispiel überlegt, was wir noch zusätzlich machen können, sie haben viele Ideen gesammelt und Möglichkeiten ausgelotet. Deswegen war es mir schon sehr wichtig, auf diesem Wege noch einmal Danke zu sagen.

Für eine Verletzung gibt es natürlich keinen geeigneten Zeitpunkt. Aber war es nicht besonders bitter, gleich die ersten Monate bei einem neuen Klub zu verpassen?

Marina: Ja, das ist immer blöd. Aber trotz allem haben mich die Mädels sehr gut aufgenommen und mir den Einstieg total leicht gemacht. Ich bin ja auch schon ein paar Jahre alt und kannte schon viele Mädels.

Gerade in der Saisonvorbereitung wird bekanntlich oft die Basis für späteren Erfolg gelegt, auch was den Teamzusammenhalt betrifft. Hast du dich trotz deiner Verletzung gleich komplett integriert gefühlt? 

Marina: Ja, wir waren ja direkt im Trainingslager, das war total super. Es standen da auch viele Aktivitäten abseits des Fußballplatzes auf dem Programm. Dadurch war der Einstieg relativ leicht und ich habe mich direkt integriert gefühlt. Aber es ist schon so, dass man darüber hinaus im Alltag manchmal das Gefühl hatte, noch nicht ganz Teil dessen zu sein – was aber an der Verletzung lag und nicht daran, dass die Mädels das nicht gut gemacht haben.

Ihr spielt morgen in Nürnberg vor rund 17.000 Zuschauenden – bei einem Zweitligisten. Hättest du erwartet, dass der Hype nach der erfolgreichen EM im Sommer solche Dimensionen annimmt?

Marina: Nein, überhaupt nicht. Wir haben ja auch vor Ort gar nicht so mitbekommen, was in Deutschland passiert ist. Deswegen war die erste Ankunft in Frankfurt schon total beeindruckend und überraschend. Und dass sich das gerade so ein bisschen durchzieht und nicht abnimmt, ist ein schönes Zeichen. Es bleibt irgendwie auf einem guten Level und wenn man das ein bisschen halten kann, wäre das schon top. Dass Nürnberg es geschafft hat, so viele Zuschauer für dieses Spiel zu gewinnen, ist Wahnsinn. Ich denke, wir können uns sehr auf dieses Spiel freuen.
 

Bleiben wir beim Wettbewerb, in dem ihr morgen spielt. Du gehörst du den wenigen noch aktiven Spielerinnen, die den DFB-Pokal sowohl in Berlin als auch in Köln gewonnen haben. Was war das schönere Erlebnis?

Marina: Ich fand Berlin klasse. Das Stadion ist cool und es war auch total schön, dass es sich im Verlauf des Spiels immer weiter gefüllt hat. Es war nochmal eine ganz andere Atmosphäre als in Köln. Köln ist dafür auf der anderen Seite für sich sehr besonders, weil es ein eigenständiges Finale ist und die Leute auch nur für uns kommen. Zudem macht die Stadt das supergut, das Fanfest ist top organisiert. Dazu ist Köln ja eine tolle Stadt, das Pokalfinale passt dort sehr gut hin. Beide Erlebnisse waren letztendlich klasse – jedes war für sich besonders, auch wenn für mich persönlich Berlin einen Tick die Nase vorn hat.

Morgen geht es in Nürnberg noch nicht um den Finaleinzug. Alles andere als ein souveräner Sieg wäre eine Überraschung, oder?

Marina: Grundsätzlich und auf dem Papier müsste das Spiel schon relativ deutlich ausgehen, aber es gibt ja immer auch die besonderen Pokalspiele. Und dadurch, dass der Club so viele Zuschauer generieren konnten, wird das die Nürnbergerinnen nochmal extrem motivieren. Deswegen wird das keine einfache Aufgabe, aber es sollte eine lösbare für uns sein.

Danach stehen die Auswärtsspiele in Rom und Köln an  – auf dem Papier die intensivste Woche bis zum Jahresende. Ein Vorteil, dass du nicht in den USA dabei warst und entsprechend ausgeruht in diese Phase gehen kannst?

Marina: Grundsätzlich ja, aber wir haben auch einen Kader, in dem einige Spielerinnen sind, die nicht in den USA waren und zudem einige Nationalspielerinnen, die auch nicht diese weite Reise hatten. Ich glaube, dadurch, dass wir die Belastung ganz gut verteilen können, können wir ganz gut durch diese Phase kommen.

Wie siehst du deine Rolle auf dem Spielfeld? Eher im Abwehrzentrum – oder ist auch die Sechser-Position eine Option?

Marina: Ich bin da, wo ich gebraucht werde. Da erfülle ich meine Aufgabe entsprechend in meiner Art und Weise. Je nachdem, wo ich dann spiele, bin ich gerne bereit, alles zu geben und für die Mannschaft da zu sein.