Geschichte

Mit dem Bummelzug aus Brome

Günter Otto hat klein angefangen. Bei Volkswagen wie beim VfL.

Ehemaliger VfL-Wolfsburg Spieler Otto im Spiel.

Wenn man ehemalige Fußballer auf alte Zeiten anspricht, dann geraten sie gern mal ins Schwärmen. Bei Günter Otto heißt das Stichwort Ludwig Lachner. „Ach, der ‚Pippin‘. Das war ein Kerl. Dass der mal beim VfL Trainer war, das war eigentlich sensationell.“ Als einen Künstler am Ball beschreibt Otto den deutschen Nationalspieler der Vorkriegszeit. „Er war so etwas wie der Littbarski der 30er Jahre. So trickreich, dass er einem die Beine verknotet hat“, erinnert sich Otto, der mit Lachner, aufgrund seiner geringen Körpergröße „Pippin“ genannt, seine größten sportlichen Erfolge verbindet: 1963 schaffte der VfL Wolfsburg die Qualifikation für die Regionalliga Nord und spielte das Finale um die Deutsche Amateurmeisterschaft. Günter Otto, Halblinker mit der Nummer zehn, war mit dabei.

Heimliches Torwarttalent

Hinter ihm lag kein einfacher Weg. „Ich habe viele Extra-Schichten gemacht, bin im Wald gelaufen, um mit Kondition meine Größe auszugleichen“, sagt er. Auch Otto hatte mit 1,72 Meter für einen Fußballer nämlich kein Gardemaß. Umso erstaunlicher, dass gerade er, dessen Stärken eher im Läuferischen und Technischen lagen, mitunter sogar im Tor stand. „Wenn Heiner Winneke verletzt war – auswechseln durfte man ja nicht – dann hat man mich zwischen die Pfosten gestellt. Aus irgendeinem Grund lag mir das“, so Otto. Der VfL war nach dem FC Brome und dem 1. FC Wolfsburg sein dritter Verein. In der VfL-Jugend fing Otto 1957 an. Drei Jahre später gehörte er zu jener jungen Generation, die nach dem Oberliga-Abstieg in der ersten Mannschaft das Ruder übernahm. Sieben Saisons spielte Otto am Elsterweg; Fredi Reckel, Hannes Klitze, Klaus Jura oder auch Marian Foitzik hießen seine Kameraden. Pippin Lachner war von seinen vier VfL-Trainern der letzte. „Und ich würde auch sagen, der beste.“ Mit 28 Jahren hörte Otto 1966 auf und konzentrierte sich auf den Beruf.

Keine Lust auf Ruhestand

Denn dafür war er ursprünglich nach Wolfsburg gekommen. Mit 16 Jahren hatte Otto im Werk eine Lehre als Industriekaufmann begonnen. Einige Jahre pendelte er. „Ich bin jeden Tag mit dem Bummelzug aus Brome gekommen“, lacht der 74-Jährige. Im Rechnungswesen wurde Otto übernommen, wechselte 1968 ins Controlling, was ihm später eine mindestens ebenso spannende Lebensphase wie jene als aktiver Spieler ermöglichte. „Die letzten 20 Jahre war ich fast nur im Ausland, um dort in den einzelnen Standorten unsere Finanzabwicklung zu installieren.“ Argentinien, Nigeria, Südafrika, USA – im Namen von Volkswagen sah Günter Otto die Welt. Seine wertvollen Erfahrungen bringt er noch heute beim VfL ein: In seinem 57. Jahr als Vereins-Mitglied kümmert er sich beim VfL sowie beim e.V. nach wie vor um die Organisation und die finanzielle Abwicklung des Ordnungsdienstes.

Veröffentlicht in „Unter Wölfen“ am 2. Dezember 2012.