Frauen

Liga-Finale mit Emotionen

Die VfL-Frauen treffen in einer Neuauflage des DFB-Pokalfinals auf den SC Freiburg.

Die Frauen des VfL Wolfsburg umarmen sich jubelnd auf dem Spielfeld.

Groß sind die Hoffnungen nicht, wie im Vorjahr die Meisterschale in den Wolfsburger Himmel zu strecken – doch wenn am kommenden Sonntag, 28. Mai (Anstoß um 14 Uhr/live auf Magenta Sport), das Heimspiel der VfL-Frauen gegen den SC Freiburg angepfiffen wird, dürfte es so oder so emotional werden. Fünf Spielerinnen der Wölfinnen verabschieden sich zumindest von ihrem Heimpublikum – und dem Anlass entsprechend wird das AOK Stadion voraussichtlich erst zum zweiten Mal überhaupt ausverkauft sein. Mindestens eine Ehrung könnte es nach Abpfiff auch noch geben: Alexandra Popp wird wohl zum ersten Mal in ihrer langen Karriere als Torschützenkönigin der FLYERALARM Frauen-Bundesliga mit der Torjägerinnen-Kanone des kicker ausgezeichnet.

Absturz in Rückrunde

Schon wieder Spalier stehen und dem Gegner zu einem Titel gratulieren? Es spricht einiges dafür, dass die Spielerinnen des SC Freiburg zehn Tage nach dem DFB-Pokalfinale in Köln nicht noch einmal Partygast bei einer Wolfsburger Titelfeier sein werden. Für den Sport-Club und seine Trainerin Theresa Merk, zwei Jahre als Co-Trainerin in VfL-Diensten, geht es selbst bereits seit vielen Wochen um nichts mehr. Nach einer ordentlichen Hinrunde konnte das Thema Klassenverbleib schnell als erledigt abgehakt werden, danach lief nicht mehr viel zusammen. Und so geht es für die schlechteste Rückrundenmannschaft dann doch noch um etwas – nämlich um einen versöhnlichen Ausklang. Der letzte Platz in einer Halbjahreswertung ist nicht der Anspruch am südlichsten Liga-Standort. Mit dem Umzug vom Mösle- ins Dreisamstadion sollte eigentlich der nächste Schritt erfolgen. Nach oben wohlgemerkt. Im Hinspiel, das erst nach der Winterpause stattfand, mussten sich die Freiburgerinnen mit 0:4 geschlagen geben.

Schalen-Kopie vor Ort 

In der vierten Minute der Nachspielzeit sicherte Popp den Wölfinnen mit ihrem Treffer den 3:2-Auswärtssieg gegen den SV Meppen – und sorgte damit dafür, dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wie zuletzt vor zwei Jahren gleich zwei Meisterehrungen planen muss. Die Konstellation damals war eine ähnliche gewesen: Der FC Bayern München ging mit zwei Zählern Vorsprung und einem Heimspiel in den letzten Spieltag. Damals ruhten die Hoffnungen der VfL-Fans auf Eintracht Frankfurt, allerdings stand es bereits nach 25 Minuten 2:0 für den Favoriten. Diesmal soll der 1. FFC Turbine Potsdam den Münchnerinnen ein Bein stellen, wenn es nach den Grün-Weißen geht. Doch wie unwahrscheinlich dieses Szenario ist, belegen die Zahlen: Der einstige Dominator des deutschen Frauenfußballs war die Enttäuschung der Saison, verschliss drei Trainer und stand bereits am 20. Spieltag als Absteiger fest. Und ausgerechnet nun sollen die Turbinen Zünglein an der Waage im Titelrennen spielen? Zumindest wäre bei einer Sensation niemand überrumpelt: Eine Ehrungsdelegation mit unter anderem Britta Carlson, Co-Trainerin der Nationalmannschaft und ehemalige Co-Trainerin des VfL, würde eine Kopie der Meisterschale überreichen. 

„Für uns ist klar, wir wollen das Spiel mit aller Macht gewinnen, unabhängig davon, was auf anderen Plätzen passiert.“  

Für die VfL-Frauen ist es – Meisterchance hin oder her – allein schon deshalb kein normales Heimspiel, weil es für einige aus dem Kader sowie aus dem Trainer- und Staffteam das letzte sein wird. Vor dem Anpfiff finden daher bereit offizielle Verabschiedungen statt. Und das vor vollbesetzten Rängen: Erwartet wird, dass das AOK Stadion nach mehr als vier Jahren wieder ausverkauft sein wird. Aktuell sind noch letzte Stehplätze im Wölfeshop erhältlich. Für die Spielerinnen begann die Trainingswoche nach freien Tagen am gestrigen Mittwoch. Heute stand die erste Einheit mit dem kompletten Kader auf dem Programm. Zuvor stellte sich VfL-Cheftrainer Tommy Stroot den Fragen der Medien. Dabei ging es um…
 
…die Personalsituation: Hier gibt es keine neuen Informationen. Marina Hegering und Lena Lattwein fallen aus. Ansonsten sind alle anderen momentan einsatzfähig.

... den SC Freiburg: Freiburg hat eine gewisse individuelle Qualität und Tempo in seinem Spiel, was es zu blocken gilt. Dabei müssen wir dann schauen: Was machen wir im Ballbesitzphasen und was bei Ballverlust? Denn auch im Pokalfinale gab es Momente, in denen dieses Tempo zu brenzlichen Situationen geführt hat. In der Analyse konnten wir sehen, dass viele Dinge an uns selbst lagen. Dazu gehörten das Timing und das Erkennen von richtigen Momenten. Für uns ist klar: Wir wollen das Spiel mit aller Macht gewinnen, unabhängig davon, was auf anderen Plätzen passiert. Und dementsprechend mit maximalem Selbstbewusstsein Richtung Champions League arbeiten. 

... über mögliche Rotationen: Aktuell gibt es für uns keinen großen Anlass, viele Wechsel innerhalb der Startformation vorzunehmen. Nach jetzt ein paar ruhigeren Tagen sehe ich, dass die Frische bei den Spielerinnen langsam zurückkommt. Aber natürlich haben wir auch die Spielerinnen im Blick, die den Verein verlassen oder ihrem Karriereende entgegenblicken. Das sind selbstverständlich auch Themen, die bei uns im Trainerbüro eine Rolle spielen. Aber es ist immer noch ein Spieltag, an dem wir die theoretische Möglichkeit haben, Deutscher Meister zu werden. Von daher werden wir nicht vorweg schon rotieren und das Ganze maximal professionell angehen. 

... Feierlichkeiten und eine Zusammenkunft nach dem Spiel: Da wird man die Gesamtsituation der Liga betrachten. Es ist nicht geplant, wenn wir nach Abpfiff Zweiter sind, dass wir dann noch groß feiern werden. Es geht darum, Dinge zu feiern, die mit unserem Anspruchsgedanken in Verbindung gebracht werden. Das wäre die Meisterschaft. Aber grundsätzlich wissen wir auch, wenn wir Zweiter werden, dass wir noch ein sehr großes Spiel zu spielen haben. 

Matchcenter: Alle Infos zur Partie der Wölfinnen