Mit einigen gab es nie mehr ein Wiedersehen. Den 1. FC Mühlheim-Styrum beispielsweise, die Kleeblätter von Rot-Weiß Oberhausen oder auch die SpVgg Erkenschwick verloren die Wölfe völlig aus dem Blick. Auch Wacker Berlin und der FC Gütersloh sollten am Elsterweg nicht gerade Stammgäste werden. Zum ersten und teilweise letzten Mal trafen sich alle in der Saison 1974/1975, als die neue 2. Bundesliga vom Stapel lief. Im frisch eingeführten Unterbau gehörte der VfL Wolfsburg zu jenen 40 Pioniervereinen, die sich im Anschluss an die erfolgreiche WM in Deutschland in der zweigeteilten Spielklasse probierten. Heute vor genau einem halben Jahrhundert ging es für die Elf von Imre Farkaszinski in der Nordstaffel los.
Fast nur in eine Himmelsrichtung
„Das hat schon Spaß gemacht“, erinnert sich Fredi Rotermund. „Gegen ganz andere Gegner anzutreten, war nicht nur sportlich interessant, sondern oft auch mit lustigen Fahrten verbunden.“ Zumindest ein bisschen waren der VfL-Offensivspieler und die meisten seiner Teamkollegen seinerzeit durchaus schon herumgekommen. Ein paar Jahre zuvor hatte sich Grün-Weiß schließlich in der Aufstiegsrunde zur Bundesliga versucht und auch im DFB-Pokal dann und wann über den Tellerrand der Regionalliga hinausschauen können. Nun aber lernte sich ganz Fußballdeutschland ein Stück weit neu kennen. Elf Jahre nach dem Start der Bundesliga fusionierten die fünf Regionalligen zum zweigeteilten Unterbau. Die Regionalliga Nord, in der Grün-Weiß seit Jahren zu den Spitzenteams zählte, verschmolz mit den Staffeln West und Berlin zur 2. Bundesliga Nord. In äußerst ungleicher Stärke allerdings, denn unter anderem aufgrund eines komplizierten und lang umkämpften Wertungsschlüssels bestand das Teilnehmerfeld zum größten Teil aus Westklubs.
Irrfahrt im Bulli auf Straßenbahnschienen
Eine Profiliga war die neue Spielklasse, die vor allem als Auffangbecken für die Bundesliga-Absteiger eingeführt wurde, nicht. Zumindest nicht für die Wölfe. „Viele Konkurrenten, vor allem die ehemaligen Erstligisten, hatten schon Profibedingungen. Wir hingegen sind im Werk arbeiten gegangen und wurden ab 14 Uhr freigestellt. Eigentlich ging die Schicht bis 16.10 Uhr“, so Rotermund, der sich anekdotenreich an die zahlreichen Touren Richtung Ruhrgebiet und Rheinland erinnert. „Wir sind das ziemlich primitiv angegangen, haben uns auf die Bullis verteilt und uns meist an der gleichen Raststätte zur Kaffeepause getroffen. Den Kuchen hatten wir immer selbst dabei“, sagt er lachend. „Auch die Unterkünfte waren recht simpel, eher im Zwei- als im Drei-Sterne-Bereich.“ Nicht vergessen hat der 77-Jährige die Reise zum Auswärtsspiel in Aachen. „Da hat sich einer unserer Fahrer völlig vertan. Plötzlich ruckelte es ganz merkwürdig im Wagen. Der Grund: Wir waren gerade auf Straßenbahnschienen unterwegs.“