Frauen

Im Endspiel!

VfL-Frauen triumphieren bei Arsenal WFC nach Verlängerung mit 3:2 und ziehen zum sechsten Mal ins Finale der Königsklasse.

Die VfL-Wolfsburg-Spielerin Jill Roord jubelt nach ihrem Tor.

Die Bundesliga-Frauen des VfL Wolfsburg haben im Europapokal die Chance auf den ganz großen Wurf. Im Halbfinal-Rückspiel der UEFA Women’s Champions League siegte die Elf von Cheftrainer Tommy Stroot am Montagabend bei den Arsenal Women nach Verlängerung mit 3:2 (2:2, 2:2, 1:1) und zog damit ins Endspiel. Jill Roord (41.) und Alexandra Popp (58.) drehten in der bereits hochspannenden regulären Spielzeit Arsenals Vorsprung durch Stina Blackstenius (11.) zur Führung, ehe Jennifer Beattie zum 2:2 traf und damit das Ergebnis des Hinspiels kopierte (75.). In der Extrazeit war es Pauline Bremer, der vor 60.063 Zuschauenden im ausverkauften Londoner Emirates Stadium kurz vor dem Ende der entscheidende Treffer gelang. Bei seiner bereits sechsten Finalteilnahme der Klubgeschichte trifft der zweimalige Titelträger, der zuvor schon das erneute Ticket fürs Finale um den DFB-Pokal gelöst hatte, am 3. Juni in Eindhoven auf den FC Barcelona. Ihr nächstes Pflichtspiel bestreiten die Wölfinnen im Kerngeschäft Bundesliga am nächsten Sonntag, 7. Mai (Anstoß um 13 Uhr, live auf Magenta Sport), im AOK Stadion gegen den 1. FC Köln (Tickets sichern).

Personal

Lena Lattwein und Katarzyna Kiedrzynek, so viel war im Vorfeld schon klargewesen, konnten nicht dabei sein. Das Bangen um die Kapitänin jedoch hatte einen guten Ausgang genommen: Alexandra Popp meldete sich rechtzeitig fit und stand anstelle Jule Brands in der Startformation. Gegenüber dem Hinspiel war dies, während Arsenal mit genau der gleichen Elf auflief, VfL-seitig die einzige personelle Veränderung.

Spielverlauf

Gerade mal ein Jahr war vergangen, seit der VfL das letzte Mal hier aufgelaufen war. Gegenüber den rund 5.000 Fans von damals hatte sich die Zahl der Zuschauenden nun aber verzwölffacht – erstmals bei einem Frauen-Spiel meldete London für das Emirates Stadium ausverkauft. In ihrem 91. Europapokalspiel suchten die Wölfinnen sofort den Weg nach vorn und hofften auf einen schnellen Elfmeter, als Charlotte Wubben-Moy im Strafraum-Duell mit Sveindis Jonsdottir der Ball an die Hand sprang. Eine Überprüfung der Szene ergab jedoch eine vorherige Abseitsposition (5.). Dem dennoch vielversprechenden Start folgte die kalte Dusche, denn Arsenal ging gleich mit seinem ersten Angriff in Front (11.). Den Londonerinnen gab das Führungstor, zumal mit dem Rückenwind von den Tribünen, naturgemäß Auftrieb. Grün-Weiß hielt aber dagegen und meldete sich mit Schüssen durch Lynn Wilms (18.) und Roord (24.), denen es jeweils an Präzision fehlte, zu Wort. Auf der anderen Seite prüfte Blackstenius aus elf Metern Merle Frohms (29.). Trotzdem nahm das VfL-Übergewicht weiter zu, so dass der Ausgleich durch Roord (41.) nicht plötzlich fiel. Fast mit dem Pausenpfiff brachte Jonsdottir den VfL gar um ein Haar in Führung, als sie nach beachtlichem Solo über das halbe Feld lediglich an Manuela Zinsberger nicht mehr vorbeikam (45.+3).

Durchgang zwei begann ähnlich wie der erste, nämlich mit einer VAR-Entscheidung, von der Grün-Weiß diesmal profitierte: Der sofortige Treffer von Blackstenius wurde wegen Abseits wieder einkassiert (46.). Die Wölfinnen verstanden diese Szene offenbar als Warnung und drückten ihrerseits aufs Gaspedal. Glück zunächst für die Heimelf, als ein abgefälschter Popp-Schuss, bei dem sich Zinsberger völlig verschätzte, knapp neben dem Tor landete (54.). Drei Minuten später wurde ein Jonsdottir-Kopfball kurz vor der Linie geklärt, ehe nach der nächsten von etlichen VfL-Ecken in dieser Phase Popp zuschnappte und das Spiel drehte (58.). Die ohnehin temporeiche Partie wurde nun zunehmend hektisch. In seiner stärksten Phase vergab Grün-Weiß die Großchance zum 3:1, als Svenja Huth nach einem Sensationspass Jonsdottirs allein vor der Keeperin um Zentimeter verzog (69.). Auch Arsenal hörte mit seinen scharfen Attacken aber nicht auf und stellte bald auf 2:2 (75.). Weil kein Team danach mehr das volle Risiko suchte, ging es mit dem Ergebnis des Hinspiels in die Verlängerung.

Auf beiden Seiten schwanden die Kräfte in den zusätzlichen 30 Minuten zusehends. Beeindruckend wach zeigte sich aber Frohms, als sie aus kürzester Distanz gegen Lina Hurtig per Fußabwehr den Zwischenstand rettete (98.). Die beste VfL-Möglichkeit vergab zunächst die eingewechselte Bremer per Flachschuss (112.). Zumal Katie McCabe noch einmal an die Querstange traf (115.), schienen die Wölfinnen eigentlich gut bedient damit, das Elfmeterschießen zu erreichen. Doch dazu kam es nicht mehr, weil die VfL-Frauen im allerbesten Moment noch einmal zuschlugen und im Stile eines europäischen Spitzenteams ihr Finalticket doch noch rechtzeitig lösten (119.).

Tore

1:0 Blackstenius (11.): Auf genau solche Fehler lauert die Heimelf – und schnappt gleich bei der ersten Gelegenheit zu. Nach einem Missverständnis zwischen Merle Frohms und Kathrin Hendrich, die nach einem Steilpass auf Blackstenius das Tempo ihrer Gegenspielerin unterschätzt, erspitzelt sich Arsenals Angreiferin den Ball und muss allein vor dem Tor nur noch vollenden.

1:1 Roord (41.): Der hochverdiente Ausgleich ist das Werk zweier Spezialistinnen. Nach einer Flanke aus dem Halbfeld legt Popp präzise per Kopf an die Strafraumkante zu Roord, die aus ihrer Paradeentfernung per Aufsetzer ins Netz trifft. Richtig stark gemacht!

1:2 Popp (58.): Sie weiß einfach, wann und wie man den Kopf hinhalten muss: Nach einer Felicitas-Rauch-Ecke steht Popp am kurzen Pfosten goldrichtig und netzt aus wenigen Metern ein.

2:2 Beattie (75.): Auch die Heimelf weiß Standards zu verwerten: Nach einem abgewehrten Eckball nutzt Beattie eine erneute Flanke von rechts, um platziert per Kopf ins äußerste Toreck zu treffen.

2:3 Bremer (119.): Grün-weißer Wahnsinn im Emirates Stadium! Als beide Teams auf dem Zahnfleisch kriechen und sich alle bereits aufs Elfmeterschießen einstellen, raffen die Wölfinnen noch einmal die letzten Kräfte zusammen – und schnappen zu. Brands Querpass nach einem Fehler in Arsenals Abwehr verwertet die perfekt mitgelaufene Bremer zum goldenen Treffer.

Trainerstimme

Tommy Stroot: Ich bin extrem stolz. Es war ein sehr intensives Spiel auf taktisch höchstem Niveau wie auch schon in Wolfsburg. Wir wussten, dass wir in der Verlängerung noch mal die Möglichkeiten bekommen würden, es auf unsere Seite zu ziehen, wenn wir es spielerisch lösen. Hier mit 0:1 hinten zu liegen, wieder zurückzukommen und dann vor dieser Kulisse bis zum letzten Moment die Überzeugung zu haben, das Ganze so durchzudrücken – das ist alles andere als selbstverständlich. Ich freue mich riesig für die Mädels. Aus diesem Spiel können wir unheimlich viel mitnehmen. Und natürlich werden wir alles dafür tun, auch das Finale für uns zu entscheiden.

Aufstellungen und Statistiken

Arsenal WFC: Zinsberger – Maritz (64. Wienroither/82. Kühl), Beattie (119. Agyemang), Wubben-Moy, Rafaelle – Maanum, Wälti, Pelova – McCabe, Blackstenius (64. Hurtig), Catley

Ersatz: D’Angelo (TW), Marckese (TW), Goldie, Harbert, Reid

VfL Wolfsburg: Frohms – Wilms (106. Hegering), Hendrich, Janssen, Rauch – Oberdorf, Popp – Huth (90. Bremer), Roord (120.+3 Blomqvist), Jonsdottir (101. Brand) – Pajor (78. Waßmuth)

Ersatz: Kassen (TW), Weiß (TW), Agrez, Demann, Wolter, Wedemeyer

Tore: 1:0 Blackstenius (11.), 1:1 Roord (41.), 1:2 Popp (59.), 2:2 Beattie (75.), 2:3 Bremer (119.)

Gelbe Karten: Maritz, Beattie, Catley, Pelova / Huth, Waßmuth, Rauch

Schiedsrichterin: Lina Lehtovaara (Finnland)

Zuschauende: 60.063 am Montagabend im Londoner Emirates Stadium (ausverkauft) 

Matchcenter: Alle Infos zur Partie der Wölfinnen