Frauen

Finale ums Weiter­kommen

Die VfL-Frauen treffen am letzten Gruppen-Spieltag in der UWCL auf Chelsea Women FC.

Können sich die Frauen des VfL Wolfsburg zum zehnten Mal in Folge für ein Viertelfinale in der europäischen Königsklasse qualifizieren? Die zu überspringende Hürde, um unter die Top acht der UEFA Women’s Champions League vorzustoßen, war jedenfalls noch nie so hoch: Um unabhängig von der Parallelpartie zu sein, ist im abschließenden Gruppenspiel gegen Chelsea Women FC am morgigen Donnerstag, 16. Dezember (Anstoß um 21 Uhr/live auf DAZN), ein Sieg mit zwei Toren Differenz vonnöten. Das Hinspiel dient dabei zumindest teilweise als Mutmacher: Beim 3:3 in London führten die Wölfinnen zwischenzeitlich mit 3:1. 

Tabelle ohne Servette?

Drei Teams könnten in der Endabrechnung der Gruppe A auf elf Punkte kommen – es kann allerdings nur zwei Viertelfinalisten geben. Um diese zu ermitteln, würde eine eigene Wertung der Punktgleichen herangezogen, also von Juventus Turin, Chelsea Women FC und den VfL-Frauen. Die Partien gegen Servette FCCF wären für dieses Ranking bedeutungslos. Und wer nun den Rechenschieber zur Klärung der Reihenfolge bemüht, stellt fest: Ein „einfacher“ Sieg wäre aus grün-weißer Sicht zu wenig. Soweit die Ausgangsposition aus Sicht der Wölfinnen, die sich im Rückblick insbesondere über die späten Gegentore in London und Turin ärgern dürften. Nur ein Last-Minute-Ausgleich weniger hätte die Ausgangsposition deutlich freundlicher gestaltet. Positiv ist zumindest, dass der zweimalige Titelträger sein Schicksal weiter in der eigenen Hand hat. Und die eigenen Fans im Rücken: Rund 1.000 Zuschauer werden im AOK Stadion erwartet, es sind auch noch Tickets im WölfeShop erhältlich.

„Pure Qualität“

Pernille Harder, Sam Kerr, Francesca Kirby – das Offensivtrio der Gäste zählt zum Besten, was der europäische Vereinsfrauenfußball zu bieten hat. Umso erstaunlicher, dass die Tormaschine zuletzt ein wenig streikte: Dem torlosen Remis gegen Juventus Turin folgte in der englischen Liga eine überraschende 0:1-Niederlage gegen den Tabellenachten Reading. Vier Punkte liegt das Team von Trainerin Emma Hayes nun hinter Tabellenführer und Stadtrivale Arsenal zurück. Der Kampf um die Meisterschaft dürfte eine Londoner Angelegenheit werden, da Manchester City bereits deutlich hinterherhinkt. In der Champions League wollen die Blues dahinkommen, wo sie in diesem Kalenderjahr bereits waren: ins Finale. Im letzten Wettbewerb im alten K.o.-Modus schaltete Chelsea zunächst die VfL-Frauen (Viertelfinale) und dann den FC Bayern München (Halbfinale) aus. Gegen den FC Barcelona war im Endspiel dann aber kein Kraut gewachsen (0:4).

„Haben es selbst in der Hand“

Regeneration ist bei den Frauen des VfL Wolfsburg das Gebot der Stunde. Dem kräftezehrenden 3:0-Erfolg in Genf auf tiefem Geläuf folgte nur drei Tage später das 1:1 bei Bayer 04 Leverkusen in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Dass diese Partie bereits samstags ausgetragen wurde, kam den Wölfinnen anschließend wieder ein wenig zugute. Vier Tage Vorbereitung auf das entscheidende Gruppenspiel in der Königsklasse sind „fast Luxus“, wie es Cheftrainer Tommy Stroot mit einem Augenzwinkern formuliert. Und doch sind die Möglichkeiten, inhaltlich zu arbeiten, begrenzt. Es geht vielmehr darum, sich die nötige Frische für den zu erwartenden Schlagabtausch gegen Chelsea anzueignen. Um die finale Vorbereitung individueller gestalten zu können, wurde erstmals in der laufenden UWCL-Saison auf das obligatorische Abschlusstraining im AOK Stadion verzichtet. Die Pressekonferenz fand hingegen statt. Hier sprach Stroot über…

…die Personalsituation: Grundsätzlich ist es so, dass wir bis auf die Langzeitverletzten alle Mädels zur Verfügung haben. Almuth Schult wird wieder zum Kader stoßen und hat heute auch torhüterspezifisch trainiert. Ob Lisa Weiß oder Almuth Schult im Tor stehen wird, entscheiden wir vor der morgigen Mannschaftsbesprechung. Bei Svenja Huth sieht es besser aus als zunächst erwartet und befürchtet. Sie wird für morgen eine Option sein. Ähnlich verhält es sich bei Shanice van de Sanden. Ob es jeweils für 90 Minuten reicht oder als Einwechselspielerin, die noch einmal frischen Wind in die Partie bringen, wird der morgige Tag zeigen. Alexandra Popp wird in diesem Jahr nicht mehr im Kader stehen.

…die Herangehensweise: Wir haben unser Weiterkommen morgen selbst in der Hand und sind von keiner anderen Mannschaft abhängig – allein unser Ergebnis entscheidet. Wir wissen über die Gruppenkonstellation und die Qualität unseres Gegners Bescheid. Ich glaube, dass es auch für Chelsea unangenehm ist nach Wolfsburg zu fahren, ohne zu wissen, was passiert. Spielen wir von der ersten Minute voll auf Angriff oder warten wir erstmal ab? Wann kommt der Moment, wo wir vielleicht alles oder nichts spielen? Das kann für uns ein Vorteil sein. Interessant wird es besonders dann, wenn wir mit 1:0 in Führung gehen, denn auch Chelsea hat sehr viel zu verlieren. Dort wollen wir die Londonerinnen hinbringen. 

…den Gegner: Wer sich den Kader von Chelsea anschaut, sieht, dass auch in der Breite auf jeder Position Top-Leute stehen. Daher verändert auch die Information, dass Stammtorhüterin Ann-Kathrin Berger morgen ausfällt, nichts an der Herausforderung. Wir wären bei so viel purer Qualität schlecht beraten, den Fokus auf einzelne Spielerinnen zu legen. Die Aufgabe ist es, an unser Leistungsniveau zu kommen. Gelingt dies, können wir auch Chelsea immer wieder wehtun. Im Hinspiel haben wir uns nach einem schwierigen Start gesteigert. Seitdem ist einiges an Zeit vergangen und wir haben uns als Team weiterentwickelt. Diese Schritte will ich morgen sehen. 

…die Belastungssteuerung: Wir haben bewusst auf ein klassisches Abschlusstraining im AOK Stadion verzichtet und stattdessen bedarfsgerechte Reize in Kleingruppen gesetzt. Dadurch wollen wir die beiden kommenden Spiele bestmöglich vorbereiten. Der neue UWCL-Modus verlangt von den Vereinen sehr viel Intensität. Einerseits müssen wir am Wochenende unsere Hausaufgaben in der Bundesliga machen, andererseits unter der Woche an unsere Grenzen gehen. Wir merken die Auswirkungen sowohl in der Liga, wenn unsere Gegner mit längerer Vorbereitungszeit frischer in Partien gegen uns gehen, aber auch in der Champions-League, wenn Vereine die national nicht so gefordert sind gegen uns antreten. Dennoch hatten wir in der Königsklasse schon überragende Momente, die wir so lange wie möglich erleben möchten. 

„Unter Wölfinnen kompakt“ als eMag