Akademie

Als „Underdog“ zu den Bayern

Im Interview: U19-Trainer Daniel Bauer über das Achtelfinale beim Nachwuchs des Rekordmeisters.

Nur noch zweimal schlafen, dann ist es so weit. Am Samstag um 11 Uhr (live bei Sky) sind die U19-Jungwölfe im Achtelfinale der DFB-Nachwuchsliga beim FC Bayern München gefordert. Vor dem Duell mit dem Nachwuchs des deutschen Rekordmeisters spricht Cheftrainer Daniel Bauer im Interview unter anderem über die besondere Ausgangslage und einen Bayern-Youngster, den man besser nicht aus den Augen lässt.

Das Wochenende rückt näher – und damit auch das Achtelfinale bei den Bayern. Wie ist deine Gefühlslage?

Daniel Bauer: Ich bin entspannt und voller Vorfreude. Die Jungs haben bislang eine richtig starke Saison gespielt – trotz aller Hürden und Widrigkeiten, die wir gemeinsam meistern mussten. Die Hauptrunde hat den Jungs viele qualitativ hochwertige Spiele geboten, das war enorm wichtig für ihre Entwicklung. Dass wir uns bereits zwei Spieltage vor Schluss mit so einem jungen Team für das Achtelfinale qualifizieren konnten, ist ein riesiger Erfolg. Jetzt gilt es, mit Freude und Überzeugung nach München zu fahren und dort einen leidenschaftlichen Fight abzuliefern.

Wie ist die Stimmung in der Mannschaft? Spürt man in dieser Woche eine besondere Spannung?

Daniel: Eigentlich nicht. Natürlich hat sich der Kader durch viele Ausfälle verändert, aktuell fehlen uns viele Führungsspieler. Und das spürt man natürlich. Aber die Trainingswoche war sehr ordentlich: Jeder möchte sich zeigen, jeder will unbedingt dabei sein und in München auf dem Platz stehen. Trotz der angespannten Personalsituation läuft alles wie gewohnt.

Im Gegensatz zur A-Junioren-Bundesliga entscheidet in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft in der DFB-Nachwuchsliga ein einziges Spiel. Wie viel Brisanz bringt das mit sich? 

Daniel: Ich finde den Modus grundsätzlich spannend – ein echtes Knockout-Spiel hat natürlich eine besondere Brisanz. Trotzdem wären ein Hin- und Rückspiel insgesamt fairer, gerade im Jugendbereich. Eine Auswärtsfahrt nach München ist einfach eine andere Herausforderung als im Profibereich – allein schon wegen der Schule und organisatorischer Themen. Aber klar: Bayern hat sich das Heimrecht verdient. Wir hätten uns Platz zwei in unserer Gruppe auch sichern können.

Beide Teams sind im DFB-Pokal der Junioren am Karlsruher SC gescheitert – der FCB bereits in Runde eins, ihr erst im Halbfinale. Inwiefern war eure Pokalreise eine gute Vorbereitung auf das Achtelfinale – gerade mit Blick auf das Format?

Daniel: Die Pokalreise war definitiv eine wertvolle Vorbereitung – das haben wir den Jungs auch unter der Woche noch einmal deutlich gemacht. Natürlich war das Halbfinal-Aus beim KSC bitter, aber wir haben viel daraus gelernt. Jetzt wollen wir zeigen, dass wir uns in dieser kurzen Zeit weiterentwickelt haben. Solche Erfahrungen helfen in entscheidenden Momenten. Bayern hat hingegen bis zum Achtelfinale in der Youth League gespielt. Sie kennen also den Druck von K.-o.-Spielen auf allerhöchstem Niveau. Insofern ist das für uns kein klarer Vorteil.

Wir gehen ganz klar als Underdog in die Partie. Unsere Jungs sind aber gut vorbereitet, hochmotiviert und wissen genau, worauf es ankommt.
Daniel Bauer

Wie schätzt du die Rollenverteilung vor dem Duell mit dem Nachwuchs des deutschen Rekordmeisters ein?

Daniel: Wir gehen ganz klar als Underdog in die Partie. Unsere Jungs sind aber gut vorbereitet, hochmotiviert und wissen genau, worauf es ankommt. Wir müssen von der ersten Minute an als geschlossenes, starkes Team auftreten, aggressiv in die Zweikämpfe gehen und in den grundlegenden Tugenden besser sein als die Bayern. Dann haben wir definitiv eine Chance, ins Viertelfinale einzuziehen.

Lass uns über die Qualitäten des FC Bayern sprechen. Was macht diese Mannschaft besonders stark?

Daniel: Ihre offensive Qualität ist herausragend. Sie haben allein in der Hauptrunde mehr als 20 Treffer erzielt. Ganz gleich, wer auf dem Platz steht: Sie haben unzählige Spieler mit internationaler Erfahrung, die den Unterschied machen können. Da spielt es keine Rolle, ob nun Lennart Karl oder Tim Binder auf Rechtsaußen spielt. Hinzu kommt, dass die Bayern durch ihre U23-Mannschaft eine personelle Wundertüte sind – ein großer Teil des Kaders besteht aus U19-Spielern. Das macht sie schwer berechenbar.

Gibt es dennoch einen Spieler, auf den man ganz besonders achten muss?

Daniel: Lennart Karl ragt aus dieser ohnehin starken Mannschaft heraus. Er ist Jahrgang 2008 und stand im Kader der Profis beim Champions-League-Viertelfinale gegen Inter Mailand – das spricht für sich. Wenn er auf dem Platz steht, müssen wir ihn im Kollektiv verteidigen. Im Eins-gegen-eins wird es extrem schwierig, ihn zu stoppen.

Ursprünglich lautete das Zwischenziel: Qualifikation fürs Achtelfinale. Was ist jetzt das neue große Ziel?

Daniel: Ab jetzt zählt nur noch das nächste Spiel. Angesichts der aktuellen Situation wäre es vermessen, weiter vorauszuplanen. Wir haben uns als Dritter qualifiziert – das zeigt, wie stark die Konkurrenz war. Bayern geht als Favorit ins Spiel, wir sind der Herausforderer. Aber unser Ziel ist klar: Wir wollen ins Viertelfinale. Dass wir in der nächsten Runde ein Heimspiel hätten, sollte Motivation genug sein, um noch einmal das Herz auf dem Platz zu lassen – genau wie die Jungs es beim Pokalspiel in Karlsruhe gemacht haben.