Akademie

„Verrückteste halbe Jahr meines Lebens“

David Odogu am vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere.

David Odogu vom VfL Wolfsburg mit der deutsche U17 Nationalmanschaft.

David Odogu hat kürzlich etwas geschafft, das vor ihm nur einem einzigen Wolfsburger gelungen ist. Das ist ihm nicht anzumerken. Tiefenentspannt sitzt der 17-Jährige am Donnerstagnachmittag auf einer Parkbank in seiner Heimat Berlin mit Blick auf das Brandenburger Tor. Die Ruhe nach dem Sturm. „Die vergangenen Tage waren sehr turbulent“, gesteht Odogu, der noch vor wenigen Tagen mit der deutschen U17-Nationalmannschaft um den Titel bei der Europameisterschaft in Ungarn gekämpft hat. Mit Erfolg: Zum ersten Mal seit 2009 triumphierte die DFB-Auswahl im Endspiel. Damals standen noch Spieler wie Mario Götze, Marc-Andre ter Stegen und der Wolfsburger Kevin Scheidhauer im Kader der DFB-Junioren.

Hunderte Nachrichten

„Es ist cool zu sehen, dass solche Weltstars vor einiger Zeit in der gleichen Position waren, in der ich mich jetzt befinde. Ich bin mir aber bewusst, dass ich erst am Anfang des Weges bin und noch viel harte Arbeit vor mir liegt“, so Odogu. Ein großer Stapel Arbeit wartete bereits in der Mannschaftskabine. „Das waren bestimmt zwei-, dreihundert Nachrichten“, erinnert sich Odogu, der in der Nacht von Freitag auf Samstag auch noch Geburtstag hatte. Die große Party stieg im Anschluss beim offiziellen Bankett des DFB. Mit dabei war auch die Familie des Wolfsburgers, die extra für das Finale nach Budapest gereist war.

„Ego in den Hintergrund gestellt“

Am Tag nach dem großen Triumph ging es für Odogu mit dem DFB-Tross auf direktem Wege nach Berlin und von dort aus nach Wolfsburg. Entspannung? Fehlanzeige! Denn am Sonntag machte sich der 17-Jährige schon wieder auf den Weg in die Bundeshauptstadt – Klassenfahrt. „Ich hatte nicht einmal Zeit, um meinen Koffer auszupacken. Ich habe den Reißverschluss aufgemacht und einfach ein paar Sachen in eine andere Tasche geschmissen.“ Mit Matteo Lassoff, Ömer Sever und Kofi Amoako sind drei Akademiespieler in seiner Klasse. Lassoff und Sever hat Odogu in der abgelaufenen U17-Saison als Kapitän auf den Platz geführt. Bei der Nationalmannschaft war der 1,90 Meter große Verteidiger nicht gesetzt, brachte es letztlich auf einen Startelf- und einen Kurzeinsatz. „Es ist eine große Umstellung gewesen. Man muss sich erst einmal daran gewöhnen, nicht mehr im Mittelpunkt zu stehen. Aber das Mannschaftsziel war so groß und bedeutend, dass jeder sein Ego in den Hintergrund gestellt hat.“

Ich habe noch einen sehr langen Weg vor mir, doch Momente wie dieser geben einem unfassbares Selbstvertrauen und machen den Traum greifbar.
David Odogu über seine erste Nominierung für den Kader der Profis

Ein kurzer Moment der Enttäuschung

Das war er also, der große Saisonhöhepunkt. Doch der EM-Titel war nur einer von vielen. „Es war das verrückteste halbe Jahr meines Lebens. In den vergangenen Monaten sind so viele coole Dinge passiert“, schwärmt Odogu. Der Deutsch-Nigerianer war zu Beginn des Jahres mit den VfL-Profis im Trainingslager, feierte mit der U17 der Wölfe die Vizemeisterschaft und wurde beim Heimspiel gegen Mainz am 30. April erstmals von Trainer Niko Kovac in den Profikader berufen. „An den Tag kann ich mich noch ganz genau erinnern. Ich habe mich für ein Auswärtsspiel mit der U19 bereitgemacht. Als ich am Treffpunkt angekommen bin, hat mich der Trainer zur Seite genommen und mir gesagt, dass ich nicht beim NFV-Pokalhalbfinale in Hannover spielen werde. Ich war kurz enttäuscht, doch dann erzählte er mir, dass ich stattdessen im Kader der Profis stehe“, blickt Odogu mit einem Lächeln zurück. Der nächste Schritt auf dem Weg zum großen Ziel. „Ich habe noch einen sehr langen Weg vor mir“, betont Odogu, „doch Momente wie dieser geben einem unfassbares Selbstvertrauen und machen den Traum greifbar. Jetzt ist es nur wichtig, dass ich mich nicht ausruhe.“