Männer

Starke Aufholjagd bleibt unbelohnt

Zwei Jokertore: Wölfe machen es in Freiburg nach 0:3-Rückstand noch einmal spannend.

Nach zuvor acht Pflichtspielen ohne Niederlage musste sich der VfL Wolfsburg zur Eröffnung des 14. Bundesliga-Spieltags am Freitagabend mit 2:3 (0:1) beim SC Freiburg geschlagen geben. Die Wölfe standen nach einer Stunde mit dem Rücken zur Wand, ließen die Hausherren aber durch zwei späte Jokertore noch bis zur letzten Sekunde zittern.

Personal

Nach dem starken Saisonstart mit fünf Siegen aus sieben Spielen war beim SC Freiburg zuletzt etwas Sand im Getriebe. Auf das Pokalaus beim Drittligisten Arminia Bielefeld folgte am vergangenen Wochenende ein 1:1 bei der TSG Hoffenheim. Im Vergleich dazu baute Freiburgs Coach Julian Schuster sein Team auf lediglich einer Position um, schickte Vincenzo Grifo statt Nicolas Höfler (Bank) ins Rennen.
VfL-Trainer Ralph Hasenhüttl schickte beim Flutlichtspiel im Breisgau zum fünften Mal in Folge dieselbe Startformation auf den Platz. Jonas Wind, der das turbulente Heimspiel gegen Mainz mit seinem späten Doppelpack drehte, blieb erneut die Rolle als Edeljoker.

Spielverlauf

Die Anfangsphase gehörte den Hausherren, die durch Matthias Ginter erstmals in der sechsten Minute im Strafraum auftauchten. Der Kopfball des Innenverteidigers war allerdings zu lasch, um Kamil Grabara vor Probleme zu stellen. Die Freiburger ließen die Kugel in den eigenen Reihen zirkulieren und suchten die Lücke im Wolfsburger Defensivverbund, der sich in einem 5-3-2-System organisierte und von seiner geduldigen Seite zeigte. In der 13. Minute wurde Mohammed Amoura nach einem Ballgewinn von Maximilian Arnold im Mittelfeld auf die Reise geschickt. Der algerische Nationalspieler schüttelte mit seinem Speed den letzten Verteidiger ab, scheiterte im Eins-gegen-Eins-Duell aber an Noah Atubolu, der mit dem Fuß rettete. Die darauffolgende Ecke setzte Denis Vavro nur knapp neben das Gehäuse (14.). Wenig später verbuchten auch die Breisgauer ihre erste Großchance durch Ritsu Doan, der Grabara nach Ablage von Michael Gregoritsch prüfte (17.). In der 23. Minute war es wieder Atubolu, der einen wuchtigen Kopfball von Konstantinos Koulierakis entschärfen musste. Es ging munter hin und her zwischen den Strafräumen. Bis kurz vor der Pause wurde es allerdings etwas ruhiger in den Sechzehnern – und dann jubelte plötzlich Freiburg, denn Lukas Kübler erzielte nach einer Ecke die Führung für seine Farben (42.). Von Schockstarre konnte nicht die Rede sein, denn noch vor dem Halbzeitpfiff hatten Maximilian Arnold (43.) und Koulierakis, dessen Kopfball-Bogenlampe von oben auf die Latte knallte (44.), die Möglichkeit auf den Ausgleich.

In den zweiten Durchgang stürmten die Wölfe mit Wind anstelle von Tiago Tomas. Die Grün-Weißen waren allerdings zunächst in der Verteidigung gefragt. Doan zwang Grabara nur wenige Sekunden nach Wiederanpfiff zu einer Glanztat. Kurz danach schien Lucas Höler nach einer starken Kombination frei durch, Koulierakis grätschte ihn jedoch in höchster Not mit perfektem Timing ab (50.). Der fällige Eckball führte dann aber zum 0:2 – und wieder war es Kübler (51.). Es schien anschließend etwas Ruhe in das Europa-Park-Stadion eingekehrt zu sein, doch dann schalteten die Freiburger wieder in den Vorwärtsgang. Eine Hereingabe von Grifo konnte Grabara noch rechtzeitig abfangen (61.), doch eine Minute später war der VfL-Keeper chancenlos: Gregoritsch verlängerte eine Halbfeldflanke von Doan unhaltbar ins lange Eck. 0:3 aus Wolfsburger Sicht. Die Hasenhüttl-Elf stand vor einer Mammutaufgabe, gab sich aber nicht geschlagen. Mattias Svanberg fehlte nicht viel (69.), Vavro versuchte es aus der Distanz (73.) und Wind verkürzte mit einem präzisen Schuss ins linke Eck auf 1:3 (75.). Höler hätte den Wölfen zwei Minuten später beinahe den Zahn gezogen, scheiterte aber erst an Grabara, dann am Pfosten und dann wieder am überragend reagierenden Grabara (77.). Die Grün-Weißen glaubten an das Comeback und profitierten in der 81. Minute fast durch einen Ausrutscher von Atubolu. Auf den Anschluss sollten sie trotzdem nicht lange warten, denn Svanberg, traf traumhaft zum 2:3 (83.). Wolfsburg drückte, Freiburg zitterte, weil Arnold in der fünfminütigen Nachspielzeit einen satten Schuss aus der Distanz abließ und Koulierakis einen Augenblick danach nur knapp über die Latte köpfte (90.+4). Nach einem schnellen Konter machte Höler vermeintlich den Deckel drauf, doch der Treffer zählte nicht (90.+5). Danach war aber Schluss.

Tore

  • 1:0 Kübler (42.): Die Partie war für eine Weile im Leerlauf – und dann führen auf einmal die Hausherren. Grifo findet mit seiner Ecke am kurzen Pfosten Höler, der den Ball zwar nicht richtig trifft, aber Glück hat, dass er direkt vor die Füße von Kübler springt. Und der knallt die Kugel aus wenigen Metern gnadenlos ins Netz.

  • 2:0 Kübler (51.): Wieder jubelt Freiburg nach einer Ecke, wieder ist es Kübler, der diesmal den verlängerten Standard von Grifo aus kurzer Distanz unter den Querbalken köpft.

  • 3:0 Gregoritsch (61.): Die Breisgauer legen nach. Doans Halbfeldflanke wird von Gregoritsch unhaltbar ins lange Eck verlängert.

  • 3:1 Wind (75.): Wind mit dem Hoffnungsschimmer! Baku dribbelt sich auf der rechten Seite nach vorne, Gerhardt lässt seinen Flachpass durch und so landet dieser bei Wind. Der Joker dreht sich auf und verkürzt dann mit einem lockeren wie präzisen Abschluss ins lange Eck.

  • 3:2 Svanberg (83.): Geht da noch was? Gerhardt gewinnt nach einer Arnold-Flanke das Kopfballduell gegen Höler und bereitet für Svanberg vor, der sehenswert per Fallrückzieher trifft. Nach kurzem VAR-Check zählt der Treffer. Einer fehlt noch zur Sensation.

Trainerstimmen

Julian Schuster: Es war das erwartet schwere Spiel. Wir mussten in der ersten Halbzeit geduldig und diszipliniert sein. Es war eine sehr reife Leistung. Wir wussten, dass wir unsere Chancen bekommen, und haben sie dann auch genutzt.

Ralph Hasenhüttl: Wir haben in der Vergangenheit wahrscheinlich schon mal schlechter verteidigt und weniger Tore kassiert. Aber so ist der Fußball. Nach dem dritten Tor dachte fast jeder im Stadion, dass das Ding entschieden ist. Aber wir auf der Bank wussten, dass da noch was geht. Und die Mannschaft hat das gezeigt. Auch wenn es leider nicht ganz gereicht hat, war es ein sehr packendes Spiel mit Adrenalin und Emotionen.

Aufstellungen und Statistiken

SC Freiburg: Atubolu - Kübler (62. Rosenfelder), Ginter, Lienhart, Günter (70. Makenge) - Eggestein, Osterhage - Doan (86. Sildilia), Holer, Grifo (70. Röhl) - Gregoritsch (62. Dinkci)

Ersatz: Huth (Tor), Muslija, Philipp, Höfler

VfL Wolfsburg: Grabara - Fischer (80. Nmecha), Vavro, Koulierakis, Maehle – Arnold - Dardai (57. Gerhardt), Wimmer (57. Svanberg) - Baku, Amoura (89. Behrens), Tiago Tomas (46. Wind)

Ersatz: Müller (Tor), Zesiger, Özcan, Kaminski

Tore: 1:0 Kübler (42.), 2:0 Kübler (51.), 3:0 Gregoritsch (61.), 3:1 Wind (75.), 3:2 Svanberg (83.)

Gelbe Karten: Kübler, Gregoritsch, Rosenfelder, Eggestein / Vavro

Schiedsrichter: Sascha Stegemann (Niederkassel)

Zuschauende: 32.600 Zuschauende am Freitagabend im Europa-Park-Stadion